Das Internet ist die Komfortzone des digitalen Zeitalters – und wie sich zeigt, nicht nur eine weltumspannende, sondern auch eine weltraumumspannende. Doch so kuschelig die virtuellen Rendezvous auch sein mögen: Das nächste Level spielt sich dann doch immer im wirklichen Leben ab. Übrigens: Was machst du gerade?
Unter dem CODEWORT KOZO öffnet sich an allen Spieltagen von no/more comfort bereits ab 21:00 Uhr die hauseigene Komfortzone zur Pflege von Bedürfnissen und Befindlichkeiten.
AVOIDANCE ist ein humorvoller und nachdenklich stimmender Kommentar darüber, wie die moderne Gesellschaft Technologie einsetzt, um sich aus- und abzuschalten. Die Animationsfilmemacherin Erica Rotberg kombiniert prägnante Bilder in entsättigten Farben mit einem fragmentarischen Erzählstil und montiert einen Reigen präziser Momentaufnahmen von Menschen die sich emotional von der Realität ablösen, um in bequemere Ersatzwelten zu fliehen.
Lucy lebt alleine in London und hat Schwierigkeiten Anschluss zu finden. Im Chatroulette begegnet sie einem Mann, der sich in vergleichbarer Isolation befindet: Er ist Kosmonaut auf einer internationalen Raumstation. Lucy ist begeistert, sie will mit ihm über das Weltall reden, er will lieber ihren Busen sehen. Auf gewisse Art und Weise können die beiden aber doch eine Verbindung aufbauen.
Weil Emma ihr iPad nicht mit in den Urlaub nehmen darf, muss sich Oma Koba um ihre digitale Pferdefarm kümmern. Das stellt sich jedoch als schwieriger mit dem wirklichen Leben zu vereinbaren heraus als gedacht – weil auch die virtuelle Ponypflege viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.
In einer Geschichte, die sich zur Gänze auf dem Computer-Bildschirm eines Teenagers abspielt, folgt NOAH in rasantem (Echtzeit-)Tempo seinem gleichnamigen Protagonisten über Facebook, Skype, Chatroulette, YouPorn und iTunes durch die Trennung von seiner Freundin. Kurze Aufmerksamkeitsspannen und Multitasking stellen in der digitalisierten Welt der Generation Y neue Herausforderungen an Liebe und Intimität.
Der Debütfilm der Filmstudenten Walter Woodman und Patrick Cederberg, die beide ein Jahr vor dem Dreh den Ausstieg aus Facebook unternommen haben, ist eine schlaue Studie über die Rolle digitaler Technologie in zwischenmenschlichen Beziehungen. Nach seiner Premiere auf dem Toronto International Film Festival absolvierte NOAH, der mit einem Budget von nur € 230,– gedreht wurde, eine beachtliche Festivaltournee.
„Wir sind beide aus Sternenstaub gemacht, darum strahlen wir so bei Tag und Nacht.“
Suzanna ist Mitte 50 und Single. Ihre Mutter ist im Altersheim, die Tochter studiert im Ausland. Es geschieht nicht viel in ihrer Welt, ihre täglichen Routinen gleichen einer Instandhaltung. Um dem Alltagstrott zu entfliehen, sucht sie Halt in der virtuellen Realität des Internets. In ihrem Wohnzimmer nimmt Suzanna Amateurschlagerlieder auf und teilt ihre Sehnsüchte auf YouTube. Mit eingängigen Refrains singt sie von der Liebe und sucht so die Erfüllung, die ihr im „richtigen“ Leben fehlt. Stets ganz nahe an der Protagonistin dran, inszeniert Thomas Hajnik seinen Film, der in ruhigen Bildern von Einsamkeit und dem Wunsch nach zwischenmenschlicher Interaktion erzählt. (Diagonale)