FILMARCHIV
A STORY FOR THE MODLINS
Sergio Oksman • Spanien 2012 • 26 min • eOFEine Nebenrolle in Roman Polanskis ROSEMARY’S BABY sollte der traurige Höhepunkt von Elmer Modlins Schauspielkarriere sein. Danach verlässt er mit seiner Frau Margaret und Sohn Nelson die USA. In Madrid führen sie für die nächsten 30 Jahre in einer großzügigen Wohnung ein zurückgezogenes Leben. Margaret widmet sich voll und ganz ihrer Kunst. Elmer glaubt an sie. Und Nelson muss für die riesigen, symbolträchtigen Bilder posieren. Anhand von Fotos und Videomaterial, das nach dem Tod der Modlins in einer Kiste auf der Straße gefunden wurde, rekonstruiert Sergio Oksman ihr geradezu schauerliches Schicksal und vollzieht dabei eine interessante Gratwanderung zwischen Fiktion und Wirklichkeit.
Zu unheimlich, zu traurig und zu gut ist diese Geschichte, um erfunden zu sein. ROSEMARY’S BABY in fast forward gibt dabei prophetisch den Ton an: von der Schauspielkarriere, die nicht werden will, von religiösem Eifer und seltsamen Dingen, die hinter Vorhängen geschehen. Bis zuletzt geheimnisvoll bleibt diese aus Puzzlesteinen meisterlich montierte Skizze. Und die Pointe: Der Zufall und ein fremder Künstler schenken den Modlins die Anerkennung, nach der sie sich zeitlebens sehnten. (Viennale)
AMBITION
Hal Hartley • USA 1991 • 9 min • OmdU (HoH)Ein Tag im Leben eines jungen Künstlers, der sich nach beruflichem Erfolg und Wertschätzung sehnt, aber nur auf Frust und Gewalt stößt. Auf höchst eigenwillige Weise kreisen die intelligenten Filme des US-amerikanischen Independent-Regisseurs Hal Hartley immer wieder um die Themen Liebe und Vertrauen, Sehnsucht nach Geborgenheit und Angst vor Enttäuschung. Hartley etablierte sich in den 1990er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter des jungen unabhängigen Autor*innenfilms in den USA.
BEINGWHALE
Christoph Schwarz & Marcuse Hafner • Österreich 2014 • 17 min • eOFKunst muss Schock! Aktionskünstler Renfah will Venedig einen Wal aufbinden: Zur Eröffnung der Biennale soll ein toter Wal am Markusplatz aufgebahrt werden, der sich in der Sonne aufbläht und Venedig mit Gedärm überzieht. Die Proteste aufgebrachter Tierschützer*innen werden dabei gleich mitinszeniert. Doppelbödige Kunstmockumentary.
BODY, BODY ON THE WALL …
Jan Fabre & Wim Vandekeybus • Belgien 1997 • 7 min • OmdU (HoH)Für das Tanzstück BODY, BODY ON THE WALL … schrieb Jan Fabre, inspiriert von dem niederländischen Maler Rob Scholte, der französischen darstellenden Künstlerin Orlane und Wim Vandekeybus selbst, einen furiosen Monolog über Körper und Bewegung. Der darauf basierende Kurzfilm, der auch Teil der Bühnenperformance war, ist ein visueller Ausdruck dieses Monologs. BODY, BODY ON THE WALL … ist einer der vier abendfüllenden Theatermonologe DIE VIER TEMPERAMENTE, die Jan Fabre für und mit Tänzer*innen entwickelt hat, mit denen ihn eine gemeinsame künstlerische Vergangenheit verbindet: Wim Vandekeybus, Renée Copraij, Marc Vanrunxt und Annamirl van der Pluijm.
CASUS BELLI
Yorgos Zois • Griechenland 2010 • 11 min • kein DialogIrgendwo in Griechenland steht ein voller Einkaufswagen. Und davor reiht sich eine lange Schlange. Jede*r in der Schlange hungert nach etwas anderem: Unterhaltung, Religion, Kunst, Geld. Das Bedürfnis nach Nahrung eint alle. Doch wenn es davon nicht genug gibt, stürzt die Ordnung ins Chaos und die Zusammenhänge werden offensichtlich: Wenn eine*r fällt, dann fallen alle.
CHRISTINE AND THE QUEENS: SAINT CLAUDE
JACK • Frankreich 2014 • 3:43 minScreening: OmdU (HoH) • Streaming: fOF
Héloïse Letissier alias Christine and the Queens alias Chris (seit 2018) ist ein*e französische*r Singer-Songwriter*in und Tänzer*in. Im Musikvideo zur Single SAINT CLAUDE aus dem Debütalbum CHALEUR HUMAINE wird Chris*tine vom Regie-Duo Camille Hirigoyen und Julien Choquart (alias JACK) nach eigener Choreografie in einem abstrahierten Raum in Szene gesetzt. Körper und Kamera sind in einem Tanz verbunden, der so zart wie gewaltvoll ist. Die Gliedmaßen wirken verzerrt in einem Kampf mit ambivalenten Gefühlen: Der Song erzählt von einem erlebten Ereignis, bei dem ein junger Mann in einem vollbesetzten Autobus erniedrigt wurde, ohne dass jemand – auch Chris*tine nicht – eingegriffen hätte.
CSL
Christoph Schwarz • Österreich 2018 • 35 min • dOF»Ich kann meinen Namen hundertmal hintereinander sagen – und fühle mich jedesmal aufs Neue ertappt. Bin das wirklich ich?«
Unter dem Vorwand, einen Film drehen zu wollen, gründet Christoph Schwarz einen Stammtisch für gleichaltrige Namenskollegen. Daraus entsprießt Großes: eine Christoph-Schwarz-Loge, ein geheimer Männerbund! Doch der Film gerät tatsächlich zum Film und die inszenierte Realität zur dokumentierten Fiktion. Und irgendwann verliert der Medienkünstler in diesem Verwirrspiel scheinbar selbst den Überblick. Ein Strudel aus Dichtung und Wahrheit, erzählt von einer Stimme aus dem Off. Diesmal ist es wirklich Christoph Schwarz. Nur welcher? (Diagonale)
DAS BIN NICHT ICH, DAS IST EIN BILD VON MIR
Christiana Perschon • Österreich 2018 • 9 min • OmdU (HoH)Eine Begegnung mit Fotografie durch Film – eine Begegnung zweier Künstlerinnen, die gegen das Abbild arbeiten: Rouladenspieße, Nägel und Haarnadeln, die eine Leinwand durchbohren, Spuren im Material hinterlassen. Dunkelkammer, Schwarzbild, Rotlicht, Negativ, das Positiv zum Fragment vergrößert. Nicht das sichtbare Bild ist entscheidend, sondern die Sichtbarmachung des Prozesses, der zum Bild geführt hat. Ausgangspunkt von Christiana Perschons jüngster Auseinandersetzung mit der feministischen Avantgarde der 1970er-Jahre ist Karin Macks Fotoserie ZERSTÖRUNG EINER ILLUSION. (Diagonale)
DAS ERSTE UND DAS LETZTE MAL
Rafael Haider • Österreich 2018 • 49 min • OmdU (HoH)Mehrere Wochen begleitet Rafael Haider vierzig Lehrlinge einer Supermarktkette, die in einem Ausbildungsprojekt das Theaterstück »Romeo und Julia« erarbeiten. Der Film folgt den Wendungen zwischenmenschlicher Dynamiken im Rahmen der Proben und zeichnet ein aktuelles und ungewohnt offenherziges Bild junger Lebensrealitäten. (Diagonale)
DER KURATOR
Hubert Sielecki • Österreich 2011 • 3:50 minScreening: OmdU (HoH) • Streaming: dOF
Hubert Sieleckis Interpretation des originalen Informationstextes zu einer Kunstausstellung. Fasziniert von Sprache und Stimme, versucht der Filmemacher in die Haut des Kurators zu schlüpfen und dessen Insidersprache zu übernehmen. Aus der fünfteiligen Serie GLAUBWÜRDIGE TEXTE.
DER SCHLAFWANDLER
Theodore Ushev • Kanada/Kroatien 2015 • 4:20 min • kein DialogManche Gedichte kann man nicht nur hören und lesen, sondern auch sehen. Eine rhythmische Reise durch die Welt der Farben und Formen, inspiriert von Federico García Lorcas surrealistischem Gedicht »Romance sonámbulo« (1928).
DOUBLE 8
Christiana Perschon • Österreich 2016 • 3 min • stummZwei Handkameras, zwei Rollen Doppel-8-Material, vier Kader: In ihrer filmischen Begegnung nehmen sich Christiana Perschon und Linda Christanell – zwei Künstlerinnen aus unterschiedlichen Generationen des österreichischen Avantgardefilms – gegenseitig in den Blick, agieren zugleich als Filmende und Protagonistinnen miteinander. Zu zweit, mit je einer Kamera, entstehen so vier Bilder, die – im Split Screen auf der Leinwand angeordnet – den visuellen Vergleich nahelegen: Was ähnelt sich und worin? Wo entstehen Brüche? Wie verhalten sich die Gefilmten und die Filmenden zueinander? (Diagonale)
ES WAR EIN MERKWÜRDIGER TAG
Linda Christanell • Österreich 1979 • 7 min • OmdU (HoH)An einem beliebigen Sommertag in einem beliebigen Garten entsteht eine filmische Miniatur einer Suche nach sich selbst.
Die Frau hinter der Kamera hat sich eine spezielle Apparatur erdacht: Ein fester Stoff, über die Finger gespannt, entfaltet sich mit deren Bewegung zum Fächer. Zugleich fungiert dieser jedoch auch als Abblende – das Spiegelbild der Frau wird unsichtbar. Linda Christanell, Jahrgang 1939, ist seit den 1960er-Jahren Teil der (ersten) heimischen Filmavantgarde. Ihre Arbeiten charakterisiert unter anderem die Verwendung von Objekten und Materialien, die ambivalent besetzt sind: Talmi und Tand, schillernde Stoffe, Schmuckstücke, Spiegel, Fotos. (Der Standard)
FELIX IN WONDERLAND
Marie Losier • Deutschland/Frankreich 2019 • 50 min • OmeUAlles beginnt damit, dass Felix Kubin einen Golden Retriever ein Mikrofon beschnuppern, abschlabbern und ankauen lässt. »Experiment number one: Feeding a microphone to a dog«, kommentiert der Hamburger Künstler und Musiker. In den folgenden 50 Minuten begleiten wir Marie Losier auf eine Reise in die Welt und in den Kopf von Felix Kubin, wo die Musik lebt, die aus seinem Lieblingsinstrument, dem KORG MS20, fließt. In Losier findet Kubin eine Gleichgesinnte. Losier, diese ungewöhnliche Porträtistin, misst dem wirklichen Leben derer, die sie filmt, und deren Vorstellungswelt ein und dieselbe Bedeutung bei. Mit ihrem Porträt von Kubin, das ebenso exzentrisch ist wie der Künstler, sind wir eingeladen, die Methoden eines Elektro-Musikers zu entdecken, dessen dadaistische Impulse und fantastische Tanz-Moves über die Ernsthaftigkeit und die konzeptionelle Strenge hinwegtäuschen, wie sie auf dem Dancefloor nur selten zu finden ist. Österreich-Premiere!
HOW TO BE A MERMAID
Nur Casadevall • Spanien 2019 • 1 min • eOFEine Meerjungfrau erlangt Kontrolle über den negativen Archetypen eines weiblichen Wesens, an dem sie seit Jahrhunderten gemessen wird. Filmemacherin Nur Casadevall: »This video is a tribute to what the sirens meant to me before I grew up.«