FILMARCHIV
ABITA
Shoko Hara & Paul Brenner • Deutschland 2013 • 4 minScreening: OmeU • Streaming: OmdU
Blühende Kirschbäume, klare Seen, weite Wiesen. Die Freiheit erscheint wie ein fragiles Traumbild, wie Tusche auf Reispapier. Auf poetische Weise konturiert ABITA ein kleines Mädchen, das sich von der Sehnsucht nach Freiheit getrieben seine eigene gemalte Welt erschafft. In ca. 5.000 in japanischer Tuschemaltechnik hergestellten Einzelbildern erzählen Shoko Hara und Paul Brenner eine von 36.000 Geschichten von Kindern in Fukushima, die aufgrund der radioaktiven Strahlung nicht mehr in der kontaminierten Natur spielen können.
BATRACHIAN’S BALLAD
Leonor Teles • Portugal 2016 • 11 min • OmeU»Es war einmal in einer Zeit, da es noch keine Menschen gab, da waren alle frei und konnten miteinander sein«, erzählt eine Stimme aus dem Off. »Alle Tiere tanzten gemeinsam und das Glück war über alle Maßen. Nur einer, der war nicht eingeladen zu dem großen Fest – das war der Frosch. In seiner Wut über die Ungerechtigkeit beging er Suizid.«
Roma und Fröschen ist gemein, dass sie nie nicht gesehen werden, nie unbeachtet bleiben. Die junge Regisseurin Leonor Teles verwebt in ihrem Film die Lebensumstände der Roma in Portugal heute mit der Erinnerung an ein Gestern. Sie bleibt keine passive Beobachterin, sondern entscheidet sich für eine eindeutige Teilnahme und Position. Als drittes Standbein etabliert sie eine aktiv angewandte Performance-Kunst, die Eintritt in die filmische Erzählung findet. Aus dem »Es war einmal« wird ein »Es ist«. »Danach ist nichts wie vorher, und die Melodie des Lebens wird sich verändert haben«, sagt die Stimme aus dem Off. (Berlinale)
Leonor Teles wurde auf der Berlinale 2016 als jüngste Preisträgerin aller Zeiten mit dem Goldenen Bären für den Besten Kurzfilm ausgezeichnet.
BATTLEFIELD
Jannis Lenz • Österreich 2019 • 8 min • OmeUSommer auf einer österreichischen Militärbasis. Brummende Rasenmäher, Vogelzwitschern, Wasser spritzt aus einem Gartenschlauch. Ein Idyll samt »Blumenwalzer« von Tschaikowsky. »Unkraut ist die Opposition der Natur gegen die Regierung der Gärtner«, soll Oskar Kokoschka einmal gesagt haben. In BATTLEFIELD von Jannis Lenz gerät der Konflikt zur akribischen Begegnung. (Diagonale)
BIIDAABAN (THE DAWN COMES)
Amanda Strong • Kanada 2017 • 19 min • eOFSeit jeher ernten Native Canadians den Saft von Ahornbäumen, um daraus Sirup zu produzieren – eine Gepflogenheit, die bis heute andauert. Biidaaban, eine junge genderfluide Person, und der Gestaltenwandler Sabe machen sich auf, um die Arbeit ihrer Ahn*innen in dem städtischen Umfeld fortzuführen, das längst vom Land Besitz genommen hat. Biidaaban kann dabei Spuren der Zeit, Menschen, Lebewesen und des Landes sehen. – Nach Kurzgeschichten der Schriftstellerin Leanne Betasamosake Simpson, die der Ethnie der Mississauga Nishnaabeg angehört, schuf die indigene Künstlerin Amanda Strong einen Stop-Trick-Animationsfilm von berückender Schönheit.
CAPTIVA
Victoria Marks & Margaret Williams • Großbritannien/USA 2016 • 11 min • kein Dialog»Boy/Man, Drone/Toy, Weapon/Camera. Nature is a terrifying force; it is a tourist paradise. Either way, it knows no justice. Play turns sinister. Machines land on earth, gently … or with devastating impact.« (Victoria Marks)
Auf Captiva Island am Golf von Mexiko entstand während der Rauschenberg Residency in Zusammenarbeit mit dem Tänzer Willy Souly und dem jungen Emory Cavin der Tanzfilm CAPTIVA, die jüngste künstlerische Kollaboration von Victoria Marks und Margaret Williams. Welturaufführung.
DAS LABYRINTH UNTER DER SONNE
Wolf-Maximilian Liebich • Österreich 2012 • 18:30 min • kein Dialog»Wenn man in einen Wald eintritt, so ist es, als trete man in das Innere einer Seele.« – Paul Claudel
Stumm beobachtend wandelt ein Mädchen durch die natürlichen Irrwege einer Waldlandschaft. Immer tiefer und scheinbar grundlos getrieben, dringt es in die Wunderwelt ein, erkundet Pflanzen, Steine, Tiere, Mikrokulturen. Zwischen Licht und Schatten zeigt sich dieserorts auch die mystische, vielleicht beängstigende Seite des metaphorischen Labyrinths unter der Sonne, das die Kamera einfängt. (Diagonale)
DER KLITZEKLEINE FUCHS
Aline Quertain & Sylwia Szkiladz • Frankreich 2015 • 8 min • kein DialogMitten in einem prächtigen Garten trifft ein klitzekleiner Fuchs auf ein mutiges Mädchen, das riesige Pflanzen züchtet. Zufällig bemerken die beiden, dass sie auch andere Dinge zum Wachsen bringen können. Was die beiden wohl alles zusammen anstellen?
DER PARK
Nicolas Mahler • Österreich 2005 • 5 min • OmdU (HoH)Animationsfilmmelancholie über das Leben eines alten Parkbaums. (Diagonale)
DRONE BONING
Brandon LaGanke & John Carlucci • USA 2014 • 3 min • kein DialogDrone porn is a thing now! Ob Full-HD, Blu-ray, 3D, 4K, Google Glass oder Virtual Reality: Die Porno-Industrie zählt stets zu den Pionier*innen, wenn es neue Technologien für die eigenen Zwecke zu erproben gilt. DRONE BONING der beiden New Yorker Videokünstler Brandon LaGanke und John Carlucci aka GHOST+COW FILMS ist jedoch nicht als klassischer Pornofilm zu verstehen. Der erste Drohnen-Porno bietet mehr kritische als herkömmlich pornografische Inhalte. Nackte Menschen in schönen Landschaften bilden den Untergrund, auf dem das Musikvideo einen humorvollen Kommentar über Privatsphäre, Voyeurismus und Drohnenangriffe serviert.
IMBUED LIFE
Ivana Bošnjak & Thomas Johnson • Kroatien 2019 • 12 min • OmeUEine junge Frau nutzt ihr Talent für Tierpräparation, um Tieren dabei zu helfen in ihre natürliche Umgebung »zurückzukehren«. Die wirkliche Suche nach Antworten beginnt, als sie in jedem der Tiere, die sie behandelt, eine unentwickelte Filmrolle findet. Auf wundersame Weise fühlt sie sich den Tieren verbunden.
INTELLIGENTE BÄUME
Julia Dordel & Guido Tölke • Deutschland 2017 • 45 min • OmdUFaszinierende Reise durch das »Wood Wide Web«: Die kanadische Forstwissenschaftlerin Dr. Suzanne Simard (The University of British Columbia) und der Förster und Bestseller-Autor Peter Wohlleben untersuchen die Kommunikation zwischen Bäumen, unter anderem durch ihr weit verzweigtes, unterirdisches Wurzelsystem. Können Bäume tatsächlich miteinander sprechen? Ist es wahr, dass Mutterbäume sich um ihre Kinder und um alte und kranke Nachbarbäume kümmern? Gibt es so etwas wie Verbundenheit unter Bäumen? INTELLIGENTE BÄUME beleuchtet die Kommunikationsstrategien einer verborgenen Gemeinschaft und befasst sich mit der Frage, welche Bedeutung diese Erkenntnisse für unser eigenes Leben und unser Verhältnis zum Wald haben könnten.
LA BELLE EST LA BÊTE
Bady Minck • Österreich/Luxemburg 2005 • 3 min • OmdU (HoH)Ein Traum, eine Frau, eine Zunge aus Pelz: Bady Mincks LA BELLE EST LA BÊTE operiert an der Schnittstelle von Zivilisation und Wildnis, von Natur und Kultur, von Mensch und Tier. Ein Film, der die Frage nach dem Für und Wider unserer Kultivierung aufwirft. Im Spannungsfeld zwischen dem animalischen Innen und dem zivilisatorischen Außen wird »la Belle« selbst zu »la Bête«.
LAY ME LOW
Marlene Millar • Kanada 2015 • 8 min • OFZehn individuelle Stimmen erheben sich im Gleichklang, zehn Tänzer*innen, Musiker*innen und Sänger*innen synchronisieren ihre Schritte. Im Gesang und in der Bewegung finden sie zu einem gemeinsamen Rhythmus, zu einer kollektiven Erfahrung der Überwindung von Trauer. Nach einem gleichnamigen traditionellen Lied der Shaker, einer christlichen Freikirche in den USA, erzählt LAY ME LOW davon, wie nahe das Empfinden von Verlust und Intimität beieinanderliegen können.
Mehr als 30 Jahre hat die kanadische Musikerin und Tänzerin Sandy Silva als Solistin und Ensemble-Mitglied, auf der Bühne und im Film mit perkussivem Tanz und Body Percussion gearbeitet, bevor sie sich an ihr erstes Langfilmprojekt wagte. MIGRATION ist eine abendfüllende Produktion mehrerer kurzer Vignetten, die in Kollaboration mit anderen Künstler*innen aus Montreal sowie der Filmemacherin Marlene Millar entstehen, die u.a. für ihre Arbeiten mit Louise Lecavalier bekannt ist. LAY ME LOW ist die erste dieser Vignetten, die auch für sich alleine stehen können. Seit seiner Premiere 2015 wurde der Kurzfilm bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.
MÉCANOMAGIE
Bady Minck • Österreich/Luxemburg 1996 • 16 min • OmdU (HoH)»Das Gedächtnis einer kleinen Nation ist nicht kleiner als das Gedächtnis einer großen, es verarbeitet daher den vorhandenen Stoff gründlicher.« (Franz Kafka)
MÉCANOMAGIE ist ein Film über das kollektive Gedächtnis einer Landschaft: dem Ardennen-Gebiet (»Éisleck«) im Norden Luxemburgs. – Ein subversiver, unheimlicher Heimatfilm, in dem Käfer aus dem angeschnittenen Guglhupf kriechen und auch sonst das Surreale, Abgründige im (nur) auf den ersten Blick Alltäglichen lauert. Der Titel ist geradezu programmatisch für das Kino von Bady Minck: filmische Mechaniken (Einzelbild-Animation wie bei Svankmajer, Zeitlupe, Zeitraffer) werden von ihr so raffiniert eingesetzt, dass es geradezu magisch anmutet. Das Gedachte wird manifest und die Traumbilder gewinnen Oberhand über das »Natürliche«. (Christoph Huber)
MILDERNDER UMSTAND
Beate Gördes • Deutschland 2014 • 2:10 min„Das Stichwort „Atomarer Winter“ projizierte vor meinem inneren Auge das Urbild für radioaktiven Niederschlag (Fallout) nach einer Kernwaffenexplosion – einer menschenleeren Landschaft wo es nichts gibt als Natur, Wind, Asche und Radioaktivität.“ (Beate Gördes)
Beate Gördes (*1961) studierte 1987–1992 Freie Kunst und Malerei an der FH Köln. Seit 1985 regelmäßige Ausstellungen und Beteiligungen im In- und Ausland. Zahlreiche Teilnahmen an Internationalen Kurzfilmfestivals.