FILMARCHIV
ABSEITS DER AUTOBAHN
Rhona Mühlebach • Schweiz 2014 • 21 min • dOFRoman und Linda sind ein Paar, das schon lange nichts mehr verbindet außer Bloody Mary zu trinken. Sie unternehmen eine Fahrradtour in den Schweizer Bergen. Der Ausflug entpuppt sich schnell als anspruchsvoller als erwartet. Das in Stagnation weilende Paar ist gezwungen sich zu bewegen und zu agieren.
ALL INCLUSIVE
Corina Schwingruber Ilić • Schweiz 2018 • 10 min • OmdU (HoH)Fitness auf dem Sonnendeck, eine Polonaise durch den Speisesaal, der Fototermin mit dem Kapitän oder ein Schönheitswettbewerb für jung und alt. Das alles und viel mehr bietet eine Kreuzfahrt – und das eigene Hotelzimmer schwimmt mit. In nüchternen, unkommentierten Tableaus zeigt die Schweizer Filmemacherin Corina Schwingruber Ilić den Alltag auf einem Kreuzfahrtschiff als schwimmenden Spiegel der Gesellschaft: »Es ist ein Mikrokosmos auf einem riesigen Gefährt. Die Armen arbeiten für die Reichen und die Mittelschicht. Man wird nonstop unterhalten. Das Konsumverhalten auf einem Kreuzfahrtschiff kann kaum getoppt werden.«
AM HIMMEL
Magdalena Chmielewska • Österreich 2018 • 30 min • OmeU»Am Himmel« in Wien wird Maya plötzlich wach, mitten in der Nacht. Etwas ist passiert, aber was? Regisseurin Magdalena Chmielewska folgt ihrer präzise gezeichneten Hauptfigur durch die psychologische Wiederholung eines Gewaltakts. Maria Spanring brilliert als komplexe, starke junge Frau. (Diagonale)
AUF WIEDERSEHEN SCHÖNBRUNN
Aleksey Lapin • Österreich 2015 • 17 min • OmdUEine russische Frau und ihr 6-jähriger Sohn besuchen Schönbrunn. Statt die Sehenswürdigkeit zu erkunden, sitzen sie auf der Parkbank und schreiben Postkarten. Angesichts der Nähe der Kamera verkommt der imperiale Bombast der Anlage regelrecht zur Nebensache und findet kaum Beachtung. Beim Spielen verliert der Junge dann auch die Mutter aus den Augen. Während sie ihn verzweifelt sucht, streift er gedankenversunken durch Gewächshäuser, bis ihn langsam das beklemmende Gefühl des Verlassenseins beschleicht. Mutter und Sohn wirken seltsam isoliert von der Außenwelt, fremd, kaum beachtet. Aleksey Lapin dehnt die Erzählzeit der reduzierten Handlung in langen, oft wortlosen Einstellungen, lässt die Hitze, die Langeweile und letztlich doch auch die Größendimensionen dieses Orts spürbar werden. Vor allem aber die Dauer des anstrengenden Tages – und demonstriert damit nicht nur metaphorisch, was fortschreitende Zeit bedeutet. (Diagonale)
AUS DEM AUGE
Matthias Zuder • Österreich 2013 • 10:30 minEine Kamerafahrt führt durch einen schier endlosen Korridor. Aus dem Off – es liest Andrea Eckert – wird der Gebäudekomplex kontextualisiert. „Der Krieg ist die Kultur der Vernichtung“, heißt es einmal. Als Erholungsort sollte das unvollendete NS-Prestigeprojekt, das in seiner Gigantomanie den faschistischen Wahnsinn erahnen lässt, zu dieser „Kultur“ beitragen. 20.000 deutsche Arbeiter sollten im Seebad Prora auf Rügen – auf 5 Kilometern Länge und Zimmern mit Meeresblick – Erholung finden. Das reduzierte Porträt eines Nicht-Orts, der seine Bestimmung niemals erfüllte. AUS DEM AUGE wurde mit dem ART VISUALS & POETRY Filmpreis 2015 ausgezeichnet.
Valerie Fritsch (*1989 in Graz) studierte an der Akademie für angewandte Photographie. Sie ist als Schriftstellerin und Fotokünstlerin tätig. Zuletzt erschien bei Suhrkamp ihr Roman „Winters Garten“.
Matthias Zuder (*1985) studierte Filmregie in Wien, und schloss sein Studium an der Hamburg Media School ab. Internationale Auszeichnungen für Kurzfilme.
CAT LAKE CITY
Antje Heyn • Deutschland 2018 • 6 min • kein DialogAuch eine eigentlich recht entspannte Katze braucht mal Urlaub. Kater Percy freut sich auf einen erholsamen Tag in »Cat Lake City« – dem Ferienparadies für Katzen. Aber es läuft nicht wie erwartet. Nicht einmal der Platz auf seinem Handtuch ist so sicher, wie er dachte …
CROSS MY HEART
Sontenish Myers • USA 2018 • 13:30 minScreening: OmdU (HoH) • Streaming: eOF
Julette besucht ihre Verwandten auf Jamaica. Doch die Leichtigkeit der Sommertage ist getrübt. Schon kurz nach der Ankunft ist klar, dass mit ihrer gleichaltrigen Cousine Sarah etwas nicht stimmt. Sarah bittet sie, ein Geheimnis zu wahren, das die falsche Person beschützt. Zerrissen zwischen Loyalität und ihrem eigenen Gerechtigkeitssinn, muss Julette Haltung beziehen.
DER KIOSK
Anete Melece • Schweiz 2013 • 7 min • OFSeit Jahren lebt Olga nun schon in ihrem Kiosk. Stets gut gelaunt, kennt sie die Wünsche und Probleme ihrer Kund*innen und bedient sie aufmerksam. Wenn sie jedoch alleine ist, wünscht sie sich weit weg – raus aus diesem monotonen Leben, in dem sie wortwörtlich feststeckt – und träumt von Sonnenuntergängen am Meer. Eine absurde Begebenheit bringt sie zum Aufbruch.
DIE UND DER VON DA UND DORT
Lisa Weber • Österreich 2011 • 7 minScreening: dOF • Streaming: OmeU
Momentaufnahmen von Wien-Tourist*innen aus aller Welt. Sie kommen aus Holland, Deutschland, Südkorea oder auch Vietnam. Sie möchten in die Oper, finden das Bermudadreieck gut oder wünschen sich eigentlich besseres Wetter. Vor den Sehenswürdigkeiten werfen sie sich in Pose, alleine oder zu zweit oder auch in Gruppen. Üblicherweise bleiben Erinnerungsfotos stumm. Lisa Weber erzählt, was sie in der kurzen Zeit über die Menschen erfahren hat, und verleiht den Bildern filmische Dimension.
FAMILIENURLAUB
Kurdwin Ayub • Österreich 2012 • 22 min • OmeUBilder einer Reise in den Irak: Der Vater singt am Straßenrand. Schnitt. Schwester Tanya auf dem Laufband. Schnitt. In 17 Szenen lässt uns Kurdwin Ayub am titelgebenden Familienurlaub teilhaben. Wenn die Mutter bei der Erinnerung an Bagdad in Tränen ausbricht oder der Vater – ungeachtet anderer Meinungen – vom unbedingten Aufschwung Kurdistans schwärmt, vermischt sich Persönliches mit politischer Aktualität. Dazwischen: Alltag, Fadesse und inszenierte Spielszenen mit den Geschwistern – Miniaturfilme im Film. Ein wunderbar bunt irisierendes Kaleidoskop der Normalität. (Diagonale)
IBIZA
Christoph Schwarz & Matthias Peyker • Österreich 2016 • 22 min • dOFNach einem verunglückten Familienurlaub in Istrien landet Christoph Schwarz unverhofft bei Cousin und Musiker Matthias Peyker im ehemaligen Haus der Großeltern in Kärnten. Während Matthias in der Endphase der Arbeit an seinem neuen Album steckt, muss Christoph zwei Drehbücher fertig bekommen. Die Cousins treffen eine Abmachung: Jeder soll sich ganz in seine Arbeit vertiefen, falls nichts weitergeht, wird das Haus renoviert und die Familiengeschichte durchleuchtet. Bald erweisen sich die künstlerischen Probleme des jeweils anderen als fruchtbar für die eigene Arbeit.
IM ANFANG WAR DER BLICK
Bady Minck • Österreich/Luxemburg 2003 • 45 min • OmdU (HoH)Man stelle sich ein Österreich-Portrait vor, gedreht von Jan Svankmajer und David Lynch. Dann bekommt man einen ersten Eindruck von Bady Mincks phantastischem Kinostück IM ANFANG WAR DER BLICK, in dem ein Schriftsteller Österreich in seinen Postkarten erforscht. Der Erzberg und Salzburg werden Landschaften zwischen Traum und Alptraum. Und die Texte, auf den Rückseiten der Karten verborgen, kommen als ein Flüstern ins Bild geschlichen: schreckliche, schmerzliche Texte, von wem auch immer geschrieben im Laufe der Zeit. Eine Spannung zwischen Bild und Text, Suspense zwischen Kultur und Landschaft. (Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung)
LAS MENINAS
Dániel Béres • Österreich 2016 • 16 min • OmeUNach einem strittigen Elfmeter bei einem Fußballspiel verfällt ein Schiedsrichter in tiefe Selbstzweifel. Den Madrid-Urlaub mit seiner Freundin vermag er nicht mehr entspannt zu genießen. Gedankenversunken verirrt er sich in den dunklen unterirdischen Gängen des Museo del Prado – wo er sich als Figur im titelgebenden Bild von Diego Velázquez wiederfindet. (…) Das Kunstwerk dringt in die Realität ein – die Wahrheit offenbart sich im Bild. Das Museum als Ort erkenntnisreicher Versenkung: Hier löst sich nicht nur das persönliche Dilemma des Schiedsrichters, sondern auch das seit Jahrhunderten in Malerei und Kunsttheorie diskutierte Mysterium um Velázquez’ berühmtes Werk LAS MENINAS. (Diagonale)
LAS PALMAS
Johannes Nyholm • Schweden 2011 • 13 min • OFEine Frau mittleren Alters versucht im Urlaub neue Freunde zu finden und eine schöne Zeit zu verbringen. Der Abend beginnt schleppend – und endet im Exzess. Mitten in einer Miniaturwelt voller Marionetten inszeniert der schwedische Regisseur Johannes Nyholm ein Baby in der Hauptrolle.
MIRAMARE
Michaela Müller • Kroatien/Schweiz 2009 • 8:30 min • OFMeeresrauschen, schreiende Möwen, das Klacken von Sandalen … Im Animationsfilm MIRAMARE wird mit einer impressionistischen Tonspur und wenigen Pinselstrichen eine Strandszenerie entworfen. Der Film wirft einen Blick auf das Leben an den mediterranen Grenzen Europas, wo Tourist*innen sich entspannen wollen, während »illegale« Immigrant*innen um eine Chance auf ein besseres Leben kämpfen. Als zwei Kinder einer Schweizer Familie aus der streng abgegrenzten Touristenzone ausbrechen, lernen sie schnell, dass die Realität an diesem Ort nicht viel mit dem Leben auf dem Campingplatz zu tun hat. In der Nacht dann fegt ein Sturm über Strand und Gelände. Absperrungen und Grenzen werden zunichte gemacht und für einen Moment herrscht Gleichheit in einer ungleichen Welt.
Die Schweizerin Michaela Müller, die in Zagreb studierte, ist ursprünglich Malerin und vereint in MIRAMARE ihr Können mit der filmischen Animation. Für ihren Diplomfilm malte sie virtuos mit breitem Pinsel über 5.000 Bilder chronologisch auf eine Glasplatte und wurde dafür vielfach mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grand Prix Animateka 2010.