FESTIVALLEITUNG
Foto: Peter Grießer © dotdotdot
LISA MAI
Biografie
Lisa Mai (*1982 in Wien) initiierte 2015 den Start des Open Air Kurzfilmfestivals dotdotdot und 2022 den Start von Kikeriki, Österreichs erstem Kurzfilmfestival für Kinder, für die sie seither als Festivalleiterin im Einsatz ist. Im Kuratorinnenkollektiv CineCollective leitete und kuratierte sie von 2019 bis 2023 das Open Air Filmfest Kaleidoskop – Film und Freiluft am Karlsplatz. Schwerpunkte ihrer Arbeit als Kulturproduzentin, Kuratorin und Kunstvermittlerin liegen in der Konzeption, Entwicklung und Gestaltung transdisziplinärer, inklusiver und barrierefreier Filmvermittlungsangebote, insbesondere für junges Publikum.
Nach dem Studium an der Filmakademie Wien war Lisa Mai neben ihrer Tätigkeit als Autorin, Dramaturgin und Filmvermittlerin in unterschiedlichen Kontexten für Filmfestivals in Wien tätig, unter anderem für die video&filmtage, das Festival des jungen Kurzfilms.
Noch während des Studiums gründete sie den ersten Kurzfilm-DVD-Verleih in Österreich, der in Kooperation mit der Filmgalerie Achteinhalb von 2005 bis 2014 internationale und österreichische Kurzfilme zum Filmgenuss in den eigenen vier Wänden zur Verfügung stellte: espressofilm.
Aus dem rasch wachsenden Archiv von espressofilm erwuchs bald die Nachfrage, die Kurzfilme nicht nur für den privaten Gebrauch zu verleihen, sondern auch öffentlich vorzuführen, zu diskutieren und einen Austausch zwischen den Filmschaffenden und dem Publikum zu ermöglichen. 2010 fand espressofilm, Gründungsmitglied des Forums österreichischer Filmfestivals, im Volkskundemuseum Wien als Open Air Kurzfilmfestival eine neue Gestalt und eine neue Heimat. Unter der Leitung von Lisa Mai erfuhr das Festival 2015 den Relaunch zu dotdotdot.
INTERVIEWS
»Kurzfilme schauen ist anders« (Die Presse / 04.08.2024)
Im Gespräch mit Theresa Wirth für Die Presse blickte Festivalleiterin Lisa Mai auf 10 Festivaljahre zurück.
Kino. Das Kurzfilmfestival dotdotdot geht in sein Zehn-Jahr-Jubiläum. Gründerin und Kuratorin Lisa Mai hat damit in der Kulturbranche einiges bewegt.
»Bewegt, aufgewühlt, verstört« – und das nach nur zehn Minuten. Lisa Mai erinnert sich gut daran, als sie als junge Studentin an der Wiener Filmakademie und aufgewachsen mit Blockbusterkitsch (»,Titanic‘ war für mich großes Kino.«), ihren ersten Kurzfilm in die Hände bekam. »Der hat mich weggeblasen.«
Seitdem hat Mai das Format nicht mehr losgelassen. Allerdings nicht als Macherin, sondern als Vermittlerin von Kurzfilmen. Das wohl erste Kurzfilmfestival Wiens namens espressofilm geht auf Mais Kappe. Dessen Nachfolgeprojekt, das Kurzfilmfestival dotdotdot, feiert heuer sein Zehn-Jahr-Jubiläum und startet am Sonntag im Garten des Volkskundemuseums im achten Bezirk. Einmal noch, bevor das Festival für zwei Sommer wegen Umbauten im Museum woanders unterkommen muss. Ein Ort, wieder in der Josefstadt, sei bereits im Gespräch.
Im vergangenen Jahrzehnt habe sich viel bewegt, sagt Mai, nicht nur in der Kurzfilmszene. »Wir haben mit dem Slogan ,Kino für alle‘ vor zehn Jahren begonnen. Das ist natürlich eine Utopie, aber wir sind dieser Utopie Stück für Stück nähergekommen.« Was Mai meint: Das dotdotdot verstand sich von Anfang an als barrierefreies Filmfestival – vor zehn Jahren fast ein Novum in der Wiener Kulturlandschaft. »Wir waren eine kleine Provokation, einige sind richtig nervös geworden, aber positiv nervös, so nach dem Motto: Müssen wir das jetzt auch machen?« Etwas sei angestoßen worden, sagt Mai, denn mittlerweile gebe es ein ganzes Netzwerk an Kulturproduzent*innen, die hinter dem Thema stünden. »Es ist ein ganz anderes Arbeiten.«
Eintritt optional
Barrierefreiheit, das bedeutet beim dotdotdot nicht bloß Rampen für Rollstühle (wobei es diese, inklusive Teppichen auf dem Rasen des Schlossgartens, natürlich auch gibt). Eine induktive Höranlage für Träger*innen von Hörgeräten ist an allen Spieltagen in Betrieb. Mit einer Eintrittspolitik nach dem »Pay as you can«-Konzept sollen finanzielle Barrieren überwunden werden. »Die meisten geben trotzdem zehn Euro«, sagt Mai.
Zentral für Mai ist es aber, die Vielfalt in der Gesellschaft nicht nur im Publikum, sondern auch auf der Leinwand widerzuspiegeln. »Barrierefreiheit bedeutet auch Sichtbarkeit.« Im Programm, das aus 100 Filmen aus 25 Ländern besteht, finden sich deshalb Filme von und mit Menschen mit diversen Behinderungen, mit Migrationserfahrungen, mit unterschiedlichster Herkunft oder sexueller Orientierung. »Wir schreiben das nicht explizit auf das Plakat, es ist einfach ein Selbstverständnis.« Dies sei mit der Zeit auch gewachsen: Das Programm von 2015 würde sie heute so vermutlich nicht mehr zeigen, sagt Mai. »Perspektiven waren zu monoton, es haben Blickwinkel gefehlt. Es war ein schöner Lernprozess.«
Am Eröffnungsabend etwa werden Filme von gehörlosen Künstler*innen gezeigt, die Gebärdensprache auf der Leinwand wird auf Deutsch und Englisch untertitelt, danach folgt eine Stand-up-Performance der Künstlerin und Gebärdensprache-Dolmetscherin Pam Eden. Ein Abend pro Woche wird beim dotdotdot für Gehörlose gedolmetscht, mehr gehe sich mit dem knappen Budget nicht aus, sagt Mai. Es ist trotzdem eine Besonderheit, die das Festival auch für die Wiener Gehörlosencommunity beliebt macht. Man vergesse oft, so Mai, dass selbst deutsche Untertitel für Gehörlose eine Fremdsprache sei, englische Untertitel, wie es sie bei allen Filmen beim dotdotdot gibt, demnach die zweite Fremdsprache. »Barrierefrei ist das jedenfalls nicht.«
Vielfalt auf die Leinwand zu bringen, das vermag das Format Kurzfilm oft besser als ein langer Spielfilm, glaubt Mai. Es sei flexibler, könne kurzfristiger produziert werden und so auch rascher zu aktuellen öffentlichen Diskussionen beitragen. Und: »Mit der Digitalisierung ist die Produktion viel demokratischer geworden. Es gibt Filme, die nur am Handy gedreht werden. Das Format kann sich im Prinzip jede*r aneignen. Das ist bei einem Langfilm anders«, sagt Mai, die die heimische (Lang-)Filmbranche und ihren Nachwuchs durchaus kritisch sieht. »Die Mehrheit orientiert sich am Mainstreamkino, da kann man halt beruflich reüssieren.«
Das Risiko Kurzfilm
Einen Kurzfilm zu machen bedeute auch, mutig zu sein. Doch genau das mache den Reiz dieses Formats aus. »Eine Geschichte fertig zu erzählen, davon muss man sich gleich verabschieden. Große Entwicklungsbögen funktionieren nicht.« Ein Kurzfilm lebe von Auslassungen, offenen
Enden, davon, Risiken einzugehen. »Das ist das Tolle an dem Format!«
Das würden auch die Zuseher merken, glaubt Mai. »Einen Kurzfilm zu schauen ist anders, viel anspruchsvoller.« Und mitunter viel intensiver, wenn man, wie an einem Abend beim dotdotdot üblich, vier bis elf Filme hintereinander zu sehen bekomme, samt offenen Enden und nicht aufgelösten Gefühlen. Auch deshalb würden die Filme mit größter Sorgfalt ausgewählt und aufeinander abgestimmt. »Das Publikum soll etwas mitnehmen und genießen können. Am Ende arbeiten wir für unsere Besucher*innen.«
Barrieren brechen & Gemeinschaft stärken (derAchte / Juli+August 2024)
Im Gespräch mit Nadja Riahi für derAchte blickte Festivalleiterin Lisa Mai auf 10 Festivaljahre zurück und verriet mehr über die Programmschwerpunkte der Festivalsaison 2024.
Das Open-Air-Kurzfilmfestival dotdotdot im achten Bezirk feiert diesen Sommer sein zehnjähriges Jubiläum. Lisa Mai, Leiterin des Festivals und Filmkuratorin sowie Kunstvermittlerin mit Spezialisierung auf Filmarbeit, spricht über den diesjährigen Schwerpunkt, das Filmemachen und den Anspruch, ein Festival für alle zu sein.
NADJA RIAHI: Was unterscheidet das dotdotdot-Kurzfilmfestival von anderen Kulturveranstaltungen dieser Art?
LISA MAI: Wir legen seit Beginn großen Wert auf Partizipation und Barrierefreiheit. Als ich vor mittlerweile 20 Jahren in diesem Bereich gestartet bin, gab es weder Vorbilder noch Best-Practice-Beispiele. Vielmehr stießen wir als kleines Festival in der Kunstszene oft auf Unverständnis. Umso schöner war es zu sehen, dass unser Engagement für Inklusion und Zugänglichkeit von den Besucher:innen und Teilnehmer:innen wahrgenommen, geschätzt und auch gebraucht wurde. Wir haben damals schon verkündet, dass wir Österreichs erstes barrierefreies Festival sind. Heute müssen wir diesen Claim gar nicht mehr verwenden, die Leute wissen es einfach.
Was bedeutet es, ein barrierefreies Filmfestival zu sein?
Bereits bei der Konzeption des ersten dotdotdot-Filmfestivals haben wir uns damit befasst, inwiefern das Medium Film Menschen grundsätzlich ausschließt. Film arbeitet vor allem mit den Ebenen Ton und Bild. Die Frage, auf welche Weise man diese Ebenen für Menschen zugänglich machen kann, die keinen Zugang dazu haben, stand im Mittelpunkt unserer Überlegungen. Barrierefreiheit bedeutet aber auch, dass die Veranstaltungsorte für alle erreichbar sind und es keine finanziellen Hürden gibt, um das Festival zu besuchen. Alle Barrieren, die wir ausräumen können, räumen wir aus.
Welche Barrieren lassen sich am schwersten beseitigen?
Beim Ton sind wir relativ schnell auf finanzielle Hürden gestoßen. Wir gingen mit der Überzeugung in die Produktion des Festivals, dass Barrierefreiheit bei Kulturveranstaltungen immer gegeben sein sollte und der Staat dafür finanzielle Mittel bereitstellt. Dem war aber nicht so. Uns war jedoch klar, dass wir darum kämpfen und das notwendige Geld aus dem allgemeinen Festivalbudget nehmen werden, was ein großer finanzieller Aufwand ist. Aber für uns ist das ein klares Bekenntnis. Wir haben beschlossen, dass wir wirklich alle Veranstaltungen barrierefrei anbieten möchten. Dadurch mussten wir unser Programm entsprechend beschränken.
Wird es wieder einen Festival-Schwerpunkt geben?
Ja, der Schwerpunkt ist mittlerweile eine dotdotdot-Tradition. Der Titel dieses Jahr ist »Who we are«, also »Wer wir sind«. Wir wollen mit unserem Schwerpunkt Menschen dazu anregen, sich Gedanken über die Themen zu machen. Neben dem Festival gibt es auch eine Kampagne im öffentlichen Raum mit Plakaten, Aufklebern und Postkarten. Wenn du beispielsweise an der Ampel stehst und den Slogan liest, dann setzt du dich in diesem Moment mit ihm auseinander und die Worte lösen einen Gedanken in dir aus.
Wie stellt ihr das Programm zusammen?
Wichtig ist uns, dass das Festival niemals aus einer Überlegenheitsposition heraus gestaltet wird. Bei vielen Veranstaltungen ist es immer noch so, dass einzelne Kurator:innen die Blickhoheit über das Programm haben und entscheiden, was ein – in ihren Augen – guter Film ist. Wir wollen bei dotdotdot für den Programmschwerpunkt »Who we are« die Kuration komplett abgeben und mit anderen Organisationen und Regisseur:innen zusammenarbeiten. Diese Personen bekommen von
uns dotierte, also bezahlte Aufträge. Eine Person, die für die Programmgestaltung eine »Carte blanche« hat, ist der Publikumsgewinner vom letzten Mal, der portugiesische Filmemacher João
Gonzalez.
Wie haben sich Kurzfilme in den letzten Jahren verändert?
Mir ist aufgefallen, dass sich die Kurzfilme stilistisch stark verändert haben. Die Grenzen zwischen den Genres beziehungsweise die vorgefertigten Vorstellungen von einem Film haben sich aufgelöst. Vor zehn Jahren haben wir »klassische« Dokumentar- oder Spielfilme gesehen und uns wenig mit dem Avantgardistischen und Experimentellen beschäftigt. Diese drei Bereiche fließen mittlerweile ineinander. Im Animationsfilmbereich hat der Dokumentarfilm stark an Bedeutung gewonnen.
Was heißt das für die Kurzfilmszene?
Ich finde, diese Zwischenspiele, diese hybriden Formen, die weder klar Fiktion noch Fakt sind, bieten viele spannende neue Möglichkeiten. Durch diese Entwicklung gibt es im Kurzfilmbereich ein unerschöpfliches Potenzial.
Wie wichtig ist euch die Vernetzung mit anderen Kulturschaffenden?
Wir sind jetzt auch Mitglied von D-Arts, einem unglaublichen Netzwerk für die gesamte Kunst- und Kulturbranche Österreichs. Dort geht es wirklich darum, mit der Kraft der Masse Diskriminierung auf jede erdenkliche politische Art zu bekämpfen. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt mit dem, was uns wichtig ist, in etwas Größeres eingebettet sind. Die Gemeinschaft macht uns stärker. Es ist beruhigend zu wissen, dass man nicht alleine ist, sondern sich verbündet. Das bestärkt mich sehr und gibt mir viel Feuer und Energie für meine weitere Arbeit.
Was zeichnet das dotdotdot-Festival aus?
Jeder Abend ist ein Abenteuer. Das Schöne ist die Liebe der Festival-Teilnehmer:innen, die wirklich bei jedem Wetter in Scharen zu uns kommen. In diesem letzten Jahrzehnt hatten wir schon alles – von Hitzewellen über Stürme bis zu Hagel. Ein unvergessliches Erlebnis war, als einmal zehn Minuten vor Ende eines Films plötzlich ein Platzregen niederging. Spontan griffen sich die Besucher:innen ihre Stühle und gemeinsam zogen wir in den Saal um, damit alle das Ende des Films sehen konnten. Wir legen großen Wert darauf, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, die es den Besucher:innen ermöglicht, sich voll und ganz auf die – teilweise herausfordernden – Themen der Filme einzulassen. Ich würde sagen, diese Flexibilität und das Gemeinschaftsgefühl machen unser Festival einzigartig.
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Nachwuchstalent
Das Multitalent Fanny Sorgo ist in der Josefstadt aufgewachsen. Mit dem Animationsfilm »Tako Tsubo«, den sie zusammen mit der argentinischen Künstlerin Eva Pedroza realisierte, feiert sie ihr Regiedebüt. »Tako Tsubo« sorgte bereits für viel Aufsehen bei diversen internationalen Filmfestivals wie der Berlinale, der Diagonale, Tricky Women und dem Hong Kong International Film Festival. Besonders aufregend ist es natürlich, wenn der Film bei dotdotdot in ihrem Heimatbezirk gezeigt wird.
10 Jahre dotdotdot
Die mittlerweile zehnte Ausgabe von dotdotdot findet – bei hoffentlich schönem Sommerwetter – wieder im lauschigen Garten des Volkskundemuseums im historischen Palais Schönborn statt und bietet wie immer abendfüllende Open-Air-Kurzfilmscreenings sowie Filmtalks und Workshops. Sollte es regnen, werden die Veranstaltungen in den Großen Saal des Museums verlegt. Für den Eintritt gilt das »Pay as you can«-Prinzip – das bedeutet, jede:r entscheidet selbst, wie viel er/sie zahlen möchte. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.
Die Location
Das 1895 gegründete Volkskundemuseum Wien im barocken Gartenpalais Schönborn zählt mit einer Sammlung von über 300.000 Objekten zu den größten ethnografischen Museen Europas. Neben der umfangreichen Dauerausstellung präsentiert das Museum regelmäßig Sonderausstellungen zu verschiedenen volkskundlichen Themen und organisiert zahlreiche kulturelle Veranstaltungen. Ab Herbst 2024 wird es generalsaniert – der Umbau soll zwei Jahre dauern. Wo dotdotdot in dieser Zeit stattfindet, steht noch nicht fest. Der neue Ort soll aber wieder in der Josefstadt sein.
Lisa Mai
Lisa Mai initiierte 2015 dotdotdot und 2022 das Kinderkurzfilmfestival Kikeriki in Tulln. Im CineCollective kuratierte sie seit 2019 das Open-Air-Filmfest Kaleidoskop am Karlsplatz, das heuer leider nicht stattfindet. Nach ihrem Studium an der Filmakademie Wien arbeitete sie als Autorin, Dramaturgin und Filmvermittlerin bei Wiener Filmfestivals. In der Studienzeit gründete sie den Kurzfilm-DVD-Verleih espressofilm, der von 2005 bis 2010 internationale und österreichische Kurzfilme anbot. Ab 2010 fand espressofilm im Volkskundemuseum Wien als Open-Air-Kurzfilmfestival eine neue Heimat und wurde 2015 als dotdotdot relauncht.
Kurz, kürzer, Wien – die Kurzfilmhauptstadt (Der Standard / 16.08.2023)
Valerie Dirk hat sich für Der Standard mit Lisa Mai (dotdotdot), Marija Milovanovic (Lemonade Films) und Gerald Weber (sixpackfilm) über die Kurzfilmszene in Wien unterhalten.
Mit seiner kreativen, niederschwelligen Szene hat sich Wien zur Kurzfilmhauptstadt gemausert. Was ist das Besondere am kurzen Film und macht ihn beim Publikum so beliebt?
Wer wieder einmal im Kino ein dreistündiges Epos abgesessen oder zu Hause einen Serienmarathon hinter sich hat, kann sich auch mal eine Abwechslung gönnen: Kurzfilme – und damit ist nicht das gemeint, was bei Tiktok oder Instagram über den Handybildschirm flackert, sondern eine eigene Kunstform, die gerade in Wien einen fruchtbaren Boden gefunden hat. Aber was ist Kurzfilm überhaupt, und warum ist die Begeisterung dafür in der Bundeshauptstadt so groß?
Kreative Wiener Szene
In Wien hat sich in den vergangenen 20 Jahren eine rege Kurzfilmszene gebildet, die kreativ, aktiv und niederschwellig ist. Lisa Mai, die Leiterin des Kurzfilmfestivals dotdotdot, das den ganzen August über im Garten des Volkskundemuseums stattfindet, war von Anfang an dabei. 2001, direkt nach der Matura, begann Mai an der Filmakademie zu studieren. Erst im Fach Kamera, dann Drehbuch. Doch irgendwann war ihr Filmvermittlung dann doch wichtiger als das Filmemachen. Anfangs ging es Mai darum, erste Kurzfilme von Kommilitonen und Kommilitoninnen zu sammeln und zu zeigen. Es war noch die Zeit, als alles analog ablief – VHS und DVDs statt Files auf Onlineplattformen wie Vimeo und Youtube. In der Filmgalerie Achteinhalb konnte man die Kurzfilmpakete dann ausleihen – »meine erste Kuratierungsarbeit«, sagt Mai. Die Filmgalerie Achteinhalb existiert noch immer in der Wiener Garnisongasse 7 – eine Rarität im Streamingzeitalter.
Um 2008 ist dann in einem Kaffeehaus das Sommerprogramm ausgefallen, Lisa Mai sprang mit ihren Filmpaketen ein und war »überwältigt vom Interesse«. Bald schon wurde das Hinterzimmer zu klein, und der Garten des Volkskundemuseums im achten Bezirk tat sich als Alternative auf. Der Umzug an die Frischluft war ein Erfolg, zuerst mit dem Festival espressofilm und dann mit dotdotdot, das nächstes Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiern wird.
Kurzfilme sind eigene Gattung
Das dotdotdot ist neben Vienna Shorts (Juni) und Tricky Women (März) nur eines von drei Kurzfilmfestivals, die die Kulturszene in Wien bereichern. »Das Ankommen in Wien war nicht einfach, aber mit meinem Praktikum bei Vienna Shorts war das Eis gebrochen. Die Kurzfilmszene ist offen, warm und herzlich – wahrscheinlich, weil es nicht ums Geld geht«, sagt Marija Milovanovic, Co-Gründerin von Lemonade Films, des einzigen Kurzfilm- und Mixed-Media-Verleihs Österreichs. »Wien ist ein gutes Pflaster, weil es viele Plattformen für Kurzfilme gibt: Museen, Galerien, engagierte Festivals wie Vienna Shorts oder auch Cinema Next, wo Filme vom Jungnachwuchs präsentiert werden.«
Außerdem blickt man in Österreich im Generellen und Wien im Speziellen auf eine lange Kurzfilmtradition in der Avantgardekunst zurück: »Mara Mattuschka, Valie Export oder Peter Kubelka haben den Experimentalfilm geprägt, international bekanntgemacht und sind der kurzen Form treu geblieben«, sagt Milovanovic. Das wirkt bis heute nach.
Das sieht auch Gerald Weber von sixpackfilm so. »Kurzfilme werden irrtümlich noch immer in erster Linie als ,Übungen‘ in der Ausbildung wahrgenommen, sind aber eine eigenständige, ernstzunehmende Gattung.« Das sieht man dem Katalog des seit 30 Jahren bestehenden Filmverleihs deutlich an: Ein Großteil des österreichischen Experimentalfilms seit den 1960er-Jahren befindet sich darin. In der »Living Collection«, die monatlich im Metro-Kinokulturhaus stattfindet, kann man Filme daraus sehen. Aus Webers Sicht zählen österreichische Kurzfilme in internationaler Perspektive sogar zu den erfolgreichsten Filmen.
Die Filme muss man feiern
Lisa Mai vom dotdotdot legt ebenfalls großen Wert auf Kooperationen, zum Beispiel mit dem Queer Museum Vienna, das eine Zeitlang die Räume des Volkskundemuseums bespielt hat. Es geht ihr auch längst nicht mehr darum, nur Filmübungen aus der Filmakademie zu zeigen. Die Programme sind global aufgespannt, hybride Formen wie animierte Dokumentationen, sind gerade besonders spannend.
Kurzfilmprogramme funktionieren beim Publikum. Die Screenings gleichen oft euphorischen Events. Woran liegt das? Auch an den besonderen Produktionsbedingungen, vermutet Marija Milovanovic: »In der Regel sind es kleinere Teams, die eng zusammenarbeiten. Flache Hierarchien, junge Leute, das schweißt zusammen. Die Filme will man einfach feiern. Das ist eine Besonderheit des Kurzfilms.«
Aber kommen auch Filme mit spezifisch Wiener Sujets gut an? »Es kommt immer auf Thema und Machart an«, sagt Milovanovic. Gerade hat sie mit »Einblick« von Emma Braun einen dezidiert Wiener Film im Programm, der auf internationalen Festivals gut läuft. Braun filmte in ihrem Debüt mit einer Schwarz-Weiß-16-mm-Kamera eine junge Frau bei ihrer Arbeit als Rauchfangkehrerin – ein männlich dominiertes Berufsfeld und eines, das in der Art nur noch in Wien existiert.
Wiener Perspektiven
Auch das dotdotdot hat heuer Wiener Perspektiven im Programm. »Das ist ganz ungewöhnlich, weil wir normalerweise nie Länder oder Regionen in den Fokus nehmen. Und doch gibt es heuer vier Österreich-Abende.« Das Programm »At Least We Tried« dreht sich sogar explizit um Wien als Lebensraum.
Es handelt sich um aktionistische Filme, dabei ist etwa ein Film von Gabi Mathes, der von dem Versuch handelt, ein Grätzelgeschäft am Leben zu erhalten. Und auch der Wienerin Marie Luise Lehner ist eine Personale gewidmet. Die Künstlerin stellt Filmarbeiten aus ihrem queerfeministischen Umfeld vor – und ihren neuesten Film. Wieder ein Premierenabend im Garten des Volkskundemuseums, der zum Feiern – und zum lautlosen Klatschen einlädt. Schließlich will man die Anwohner und Anwohnerinnen nicht verärgern.
»Wir wollen, dass sich alle wohlfühlen« (film.at / 07.07.2020)
Im Gespräch mit Özgür Anil für film.at verriet Festivalleiterin Lisa Mai mehr über die Programmschwerpunkte der Festivalsaison 2020 und das Filmfestival im pandemiebedingten Ausnahmejahr.
Das dotdotdot Open Air Kurzfilmfestival findet heuer zwischen 5.7 und 25.8 im Wiener Volkskundemuseum statt.
Ein Jahr nach dem zehnjährigen Jubiläum steht das dotdotdot Open Air Kurzfilmfestival vor neuen Herausforderungen. Das Festival zeichnete sich stets durch seine Inklusion und familienfreundliche Atmosphäre aus, die zahlreiche Besucherinnen ins den Garten des Volkskundemuseums lockte. Im Rahmenprogramm wurden Performances angeboten, die auf Grund der Corona-Krise abgesagt und mit anderen Programmpunkten auf nächstes Jahr verschoben werden mussten. Wir haben mit Lisa Mai, der Leiterin des Festivals, über das adaptierte Programm und die Herausforderungen, die ein Festivalmonat im Jahr 2020 mit sich bringt, gesprochen.
ÖZGÜR ANIL: Was für Filme stehen bei dotdotdot im Vordergrund?
LISA MAI: Also grundsätzlich interessieren wir uns für Kurzfilme, weil es für uns ein filmisches Format ist, bei dem man sich trauen kann, Risiken einzugehen. Es kommen unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten zur Anwendung, von avantgardistisch-experimentellen Formen bis hin zu klassisch-narrativen oder dokumentarischen Arbeiten ist alles dabei. Das Großartige ist, dass ganz schnell spannende Hybridformen entstehen können, weil man sich als Filmschaffende*r nicht auf Normen festlegen muss, da Kurzfilme nicht für eine Kinoauswertung produziert werden und dadurch nicht an klassische Auswertungskriterien gebunden sind. Wir interessieren uns für die Stimmen von Filmschaffenden und möchten sie durch ihre Filme ins Gespräch mit dem Publikum bringen.
Einer der Schwerpunkte heuer ist »Puppet Masters«. Wie kam es dazu?
Bei »Puppet Masters« war es so, dass wir im letzten Jahr viele interessante Puppentrickfilme gesehen haben und wir uns eingestehen mussten, dass wir ein richtiges Faible dafür haben, weil die Materialität einfach sehr spannend ist. Die Puppen bestehen aus unterschiedlichsten Materialien wie Draht, Wolle, Filz, Holz oder Plastilin. Die Filme sind meist mit Stopp-Trick-Animationen gefilmt und teilweise mit computergenerierten Hintergründen bearbeitet, aber grundsätzlich steht die Materialität im Vordergrund. Der zeitgenössische Puppentrickfilm ist überhaupt nicht als Kinderfernsehen abzustempeln. Natürlich setzt sich die Tradition des Märchenerzählens weiterhin fort, aber die Animationsfilmemacher*innen verwenden die Puppen genauso wie jede andere Sparte des Animationsfilms auch, um aktuelle Brennpunktthemen aufzugreifen. Niki Lindroth von Bahr zum Beispiel, die am Eröffnungsabend via Skype zugeschalten war, zeigt gesellschaftliche Leerstellen mittels dystopischen Musicals auf, in denen Tiere die Rolle von Menschen einnehmen.
Bei diesem Schwerpunkt haben wir uns auf die letzten 10 Jahre des Puppentrickfilms konzentriert, weil da in den letzten Jahren sehr viel passiert ist. Wir haben im Kuratorinnen-Team eine riesige Bewunderung für die Hingabe und Leidenschaft der Menschen, die Animationsfilm machen, weil es so unglaublich aufwendig ist und so unglaublich viel detaillierte Arbeit braucht. Es gibt viel zu wenig Finanzierungsmöglichkeiten für Animationsfilm. Man arbeitet an einem sechsminütigen Animationsfilm eineinhalb bis zwei Jahre, da muss man schon eine besondere Leidenschaft und Kreativität mitbringen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist der Dialog mit der ethnocineca. Wie kam es zu dieser Kooperation?
Die ethnocineca ist ein tolles Dokumentarfilmfestival in Wien und war heuer eines der ersten Festivalopfer der Corona-Pandemie. Das Festival hätte in üblicher Form in der ersten Mai-Woche stattfinden sollen, aber musste sehr kurzfristig in eine Online-Version umgewandelt werden. Man konnte einen Großteil des Programms nicht live vor Publikum zeigen, sondern musste eine Selektion treffen, bei der die Kurzfilmprogramme nicht berücksichtigt werden konnten. Wir haben mit der ethnocineca schon öfters gemeinsame Programme gestaltet und kuratiert, da war es ganz klar, dass wir einen Rahmen schaffen wollen, wo man diese unglaublich schönen Kurzfilmproduktionen auch im Kino sehen kann. Es gibt eine sehr schöne Selektion an Kurzfilmen, die zueinander im Wettbewerb stehen und für zwei dotierte Preise nominiert sind. Wir haben heuer das Glück, dass wir viele Spielabende zur Verfügung haben, dass wir wirklich mit frohem Herzen drei Abende dem ethnocineca Programm widmen können.
Was waren die Überlegungen hinter dem Schwerpunkt »Senses of Cinema«?
»Senses of Cinema« ist ein Programmschwerpunkt der während dem Lockdown entstanden ist. Wir hatten einen ganz anderen Schwerpunkt mit mehreren Rahmenprogrammen erarbeitet, den wir auf Grund der aktuellen Lage auf nächstes Jahr verschieben mussten. Dann ist viel Programmplatz freigeworden, was eine irrsinnig tolle Chance war, sich noch einmal in ganz aktuelle Produktionen der letzten zwei Jahre einzuarbeiten. Es ist ein zehnteiliges Panorama entstanden, das wir erst im Nachhinein »Senses of Cinema« genannt haben. Das Thema hat sich erst beim Kuratieren ergeben, weil wir gemerkt haben, dass die Arbeiten die wir am spannendsten fanden, jene waren, bei denen das Kino in seiner Sinnlichkeit zur Geltung kommt.
Wie hat die Corona-Krise das Festival beeinflusst? Wie habt ihr auf die neuen Rahmenbedingungen reagiert?
Wir mussten einige Programmpunkte streichen. Alle Feierlichkeiten wurden abgesagt, da man mit einer gewissen Anzahl an Publikum nur arbeiten kann, indem man Sitzplätze zur Verfügung stellt, was logistisch recht komplex ist. Wir hatten beim Eröffnungsabend ein doppelt so großes Team als üblich, damit wir die Besucher*innen ihren Sitzplätzen zuweisen können, weil das eine notwendige Sicherheitsmaßnahme ist, die jedoch im August wieder wegfällt, da ist dann wieder eine freie Platzwahl möglich. Wir wollen eine Infrastruktur schaffen, bei der sich alle wohlfühlen. Wir sind sehr bedacht darauf zu schauen, dass die Sessel nicht zu dicht beieinanderstehen und wir mehr als den einen Meter Mindestabstand einhalten. Unser Team ist mit FFP3 Masken ausgestattet, die das Team und die Besucher*innen schützen. Zur Eröffnung sind einige Besucher*innen mit Masken gekommen, das ist zwar keine Pflicht, aber wir begrüßen es sehr.
Was jetzt natürlich auch nicht funktioniert hätte, ist das Kinderfilmfestival. Es ist unvorstellbar, ein Kinderfilmfestival zu machen, bei dem man Kinder isoliert voneinander auf einzelne Picknickdecken setzt – das funktioniert einfach nicht. Wir haben sehr früh beschlossen, dass wir das Kinderfilmfestival pausieren lassen, wenn wir es unter Einschränkungen machen müssen. Die Mittel die dadurch freigeworden sind haben wir in die Open Air Produktionen investiert, deshalb haben wir heuer 24 statt 16 Open Air Screenings.
Einen Schwerpunkt, bei dem wir mit viel Rahmenprogramm arbeiten wollten, weil es uns ein Anliegen war, die Filme zu kontextualisieren, haben wir komplett auf nächstes Jahr verschoben. Heuer sind die Schwerpunkte Filmprogramme und Gespräche mit den Filmschaffenden, die teilweise über Skype stattfinden werden. Natürlich kommen auch einige Filmschaffende aus den Nachbarländern nach Wien.
Gibt es eine begrenzte Sitzplatzanzahl?
Ja es gibt eine begrenzte Sitzplatzanzahl, die hat sich erst durch das Experimentieren mit den Sesseln vor Ort ermitteln lassen. Die maximale Sitzplatzanzahl ist auf 180 festgelegt, wobei wir sie auch teilweise auf 150 reduzieren, um eine entspanntere Atmosphäre zu kreieren.
Das Festival findet heuer zwischen 5. Juli und 25. August statt. Wie kam es zu dieser langen Festivaldauer?
Dieser außergewöhnliche Spielrhythmus hat sich durch unsere eigenen Bedürfnisse ergeben. Wir wollten die Atmosphäre eines Sommerkinos kreieren. Die Projektion und der Ton sind perfekt, aber es gibt eben noch den Wind, die Bäume und das Grillenzirpen, die Teil der Tonkulisse sind. Es ist ein haptisches Kinoerlebnis, bei dem man die Füße im Gras hat und gleichzeitig ein thematisch kuratiertes Festivalprogramm geboten bekommt. Diesen klassischen Festivalrhythmus mit 25 Filmprogrammen in fünf Tagen finde ich völlig überfordernd. Es gibt viele Besucherinnen, die nicht die Routine haben, in kürzester Zeit einen Festivalkatalog zu kategorisieren, sondern einfach zum Vergnügen vorbeikommen. Es war von Anfang an klar, dass das Projekt an dem wir arbeiten, für die Besucher*innen zugeschnitten sein soll. Die längere Laufzeit ist ideal, um dem Publikum mehrere Besuche zu ermöglichen. Man kann einmal die Woche vorbeikommen und von jedem Programmschwerpunkt was ausprobieren. Wir haben viele langjährige Besucher*innen, die kommen wann sie Zeit haben, ohne dabei sich auf ein spezielles Programm zu konzentrieren.
»Es ist noch immer diese Gänsehaut da« (dotdotdot Festivalzeitung / 05.07.2019)
Sie lesen hier die ungekürzte Version des Interviews von Clara Schmidl mit Festivalleiterin Lisa Mai für die Festivalzeitung zum Jubiläumsjahr 2019.
CLARA SCHMIDL: Seit 10 Jahren leitest du das Open Air Kurzfilmfestival, das zuerst espressofilm hieß und dann dotdotdot. Der Ort ist gleichgeblieben. Was hat sich verändert?
LISA MAI: Der Garten des Volkskundemuseum Wien ist immer noch der schönste Platz für Open Air Kino, weil er die Dimensionen eines Kinosaals hat. Er passt genau zu uns: dotdotdot ist ein Festival, wo ich die Gesichter der Leute sehen will – und dass die Leute untereinander ihre Gesichter sehen können. Hier soll ein gemeinschaftliches Erlebnis möglich sein. Mit dotdotdot wollten wir espressofilm total neudenken: weg von Länderschwerpunkten, hin zu themenbasierten Abenden. Wir haben das Angebot für Kinder geöffnet und den barriereFREItag eingeführt. Mir war früher nicht bewusst wie leicht es ist, Kino für Communities zu adaptieren, die aufgrund von Hör- oder Sehbehinderungen keinen vollen Zugang zu Film haben! Es gibt technische Möglichkeiten, Software, Dolmetscher*innen – wenn man das alles nicht berücksichtigt, ignoriert das jeden Gedanken von Gleichberechtigung. Es kostet halt Geld. Leider gibt es keine einzige Förderung für inklusive Maßnahmen im kulturellen Bereich.
Aus dem Festivalprofil: Nur wer miteinander Filme sehen kann, kann miteinander über Filme reden. Was kann Film bewirken?
Film kann einen Raum schaffen, in dem alle Themen erzählt werden können, wo alle Menschen ihren Platz haben sollten. Damit hat der Film eine riesige Kraft. So können wir unsere Welt, unsere Haltungen, das, was gut und das was schiefläuft, thematisieren und viele Menschen erreichen. Kurze Formate können große Fragen aufwerfen. Sie haben meist ein offenes Ende, das kann dich unendlich beschäftigen. Wenn Themen nur angerissen werden, kann das bei jeder*m völlig andere Erfahrungen ansprechen und Assoziationen hervorrufen.
… und dann gibt’s Filmgespräche.
Wir wollen mit den Filmen Impulse geben. Sie sollen nicht belehrend sein, können aber sehr beschäftigen. Das Festival ist dazu da, einen Dialog zu ermöglichen. Die Filmgespräche werden extrem gut genutzt. Das ist für mich der schönste Teil: Danach darüber reden und von den Leuten hören, was es in ihnen ausgelöst hat.
Das typische Filmfestival-Publikum ist weiblich, jung, gebildet und geht auch sonst ins Kino. Wie sprichst du Menschen außerhalb dieser Blase an?
Das war einer der wichtigsten Gedanken beim Relaunch zu dotdotdot. Es ist nicht so leicht, Communities anzusprechen, die bisher nicht vom Kino angesprochen worden sind. Das haben wir gemerkt, als wir begonnen haben, mit Gehörlosen-Communities zusammenzuarbeiten. Zu sagen, wir haben jetzt Programm mit Untertitelung und Gebärdensprachdolmetscher*innen, macht dich noch nicht glaubwürdig. Du musst die Menschen als Akteur*innen involvieren, gemeinsam Veranstaltungen machen. Das erste Jahr mit den barriereFREItagen wurde registriert, aber erstmal von Weitem beobachtet. Inzwischen arbeiten wir eng zusammen. Wir haben gezeigt, dass wir es ernst meinen und dass das keine Alibi-Veranstaltung ist. Das kann man auch auf andere Gesellschaftsbereiche umlegen. Im schönsten Fall sind das dann nicht separate Zielgruppen-Screenings, sondern es fließt ineinander. Dafür brauchst du ein gewisses Budget – und Zeit.
Das Forum österreichischer Filmfestivals kritisiert, dass es zu wenig Mittel gibt. Wie gehst du damit um?
Ich bin hin- und hergerissen. Es ist schon die Verantwortung der Geschäftsführung einer Einrichtung, im Blick zu haben, was realisierbar ist. Für mich kommt nicht in Frage, mehr Programm zu machen, wenn das auf Kosten der Mitarbeiter*innen geht. Weil unser Budget nicht nennenswert wächst, machen wir immer gleichviele Veranstaltungen. Gleichzeitig gibt es für Filmfestivals wirklich zu wenig Geld. Mit mehr Budget könnten wir viel weiter und mutiger in Richtung Kino für alle gehen. Wir hätten so viele Ideen! Zu sagen, dann macht halt weniger, wie das manche Fördergeber*innen tun, halte ich für keinen guten Ratschlag – weil gewisse gesellschaftspolitische Themen, die gerade »brennen«, eine intensive Auseinandersetzung brauchen. Die müssen behandelt, gesehen, besprochen werden.
Was wünschst du dir für die nächsten Jahre? Wie sieht die Zukunft des Festivals aus?
Es gibt nur einjährige Förderzusagen. Wenn man ein halbes Jahr den Förderanträgen hinterherhechelt anstatt inhaltlich zu arbeiten, taucht schon die Frage auf: Warum tut man sich das Jahr für Jahr an? Da stehe ich auf ganzer Linie mit dem Forum österreichischer Filmfestivals: Es müssen dringend Mehrjahresförderungen her. Zeit ist der Knackpunkt. Wenn wir Zeit gewinnen und es mehr Geld gäbe, könnten wir alle noch viel weiter und viel mutiger in die Richtung eines Kinos für alle gehen. Wir haben bei dotdotdot so viele Ideen und Konzepte in der Schublade, die wir finanziell nie umsetzen konnten. Zum Beispiel Filmwerkstätten, in denen sich Menschen begegnen können. Dieser Begegnungsmoment ist für dotdotdot zentral – die Punkte einerseits miteinander zu verknüpfen, aber gleichzeitig auch den Ausgang offenzulassen und Räume zu öffnen. Ich schätze die inklusiven Angebote, die es in dieser Stadt gibt, viele konzentrieren sich aber auf spezielle Communities und sind dann damit doch wieder exklusiv. Ich würde mir ein Festival wünschen, wo alle miteinander in Berührung kommen. Dafür braucht es allerdings die finanziellen Ressourcen, um das Festival so aufzubereiten, dass es noch viel mehr Menschen nützen können.
Was befeuert dich?
… dass immer noch diese Gänsehaut da ist. Wenn ein Filmabend hier stattfindet und die Atmosphäre ist so wundervoll, und man merkt die Spannung im Publikum, ist das für mich totale Magie: Wenn wir gleichzeitig kollektiv und jede*r für sich in dieses Erlebnis eintauchen.
»Kurz und Kino« im Garten (Die Presse / 12.07.2018)
Im Gespräch mit Teresa Schaur-Wünsch für Die Presse erzählte Festivalleiterin Lisa Mai mehr über die Anfänge und die barrierefreien Angebote von dotdotdot und dotdotdot 4plus.
Lisa Mai hat das Kurzfilmfestival dotdotdot erfunden. Mit Barrierefreiheit, einer beliebten Kinderschiene – und einem Gastspiel der Katzenfilm-Kollegen.
Donnerstags und freitags, da gehen im Garten des Wiener Volkskundemuseums die Lichter an. Immer bei Dämmerung – jetzt, im Juli, um halb zehn, im August schon eine Stunde früher. Zwei Monate lang werden hier, im Park des ehemaligen Gartenpalais Schönborn in der Josefstadt, Kurzfilme gezeigt. Eigentlich, stellt Lisa Mai fest, habe sie noch die Rosen ein bisschen schneiden wollen, »wegen der Untertitel«.
dotdotdot, so heißt das Festival, und mit Mai steht dahinter eine Frau, die seit jeher quasi in Kurzfilmen denkt – jedenfalls seit ihrem Studium an der Filmakademie. Damals, erzählt sie, »haben wir wahnsinnig viel gedreht, und ich habe mich immer gefragt: Wer sieht das?« Noch im Studium – und noch auf VHS – begann sie damals, die Filme der Kollegen zu sammeln, ein Archiv aufzubauen und mit der Filmgalerie Achteinhalb Leih-Pakete zu schnüren. »Das hat«, erzählt sie, »allerdings überhaupt nicht funktioniert.« Niemand wollte allein daheim Kurzfilme sehen.
Gemeinsam draußen will man das offenbar schon: 2010 gründete sie das Filmfestival espressofilm als »erstes Projekt in Wien, das Kurzfilm in den öffentlichen Raum gebracht hat«. Das habe »ziemlich eingeschlagen und Riesenspaß gemacht«. Recht zeitgleich verordneten sich dann Gastgeber Volkskundemuseum und Festival eine Neuorientierung; seit 2015 laufen die Kurzfilme unter dem Titel dotdotdot. Ziel: Noch mehr Menschen jenseits des cinephilen Stammpublikums »hier in den Garten zu locken und ihnen die Möglichkeit zu geben, zu schauen, ob’s ihnen taugt«.
Der Sound fürs Hörgerät
Rund 150 Filme – vom Studenten- bis zum Künstlerprojekt – stehen auf dem Programm, bezahlt wird nach dem Motto »Pay as you can«, die Erlöse ermöglichen u. a. die – nicht subventionierte neue Barrierefreiheit des Festivals. Das bedeutet, dass es (neben rollstuhlgerechtem Zugang) eine sogenannte induktive Höranlage gibt, in die man sich mit seinem Hörgerät einklinken kann: So wird der Sound kristallklar, ohne dass das Hörgerät auch das Pappelrauschen, die Grillen oder das Motorrad in der Lange Gasse verstärken würde. Dazu wurde jeder Freitag zum barriereFREItag: Mit deutschen Untertiteln und Übersetzung in Gebärdensprache. Warum? »Wenn etwas möglich ist«, sagt Mai dazu, »warum es dann nicht einfach machen?«
Auch die heutige Eröffnung der Kinderschiene dotdotdot 4plus wird in Gebärdensprache übersetzt. Für die Konzeption von 4plus hat sich Mai ein Jahr Zeit genommen, andere Festivals abgeklappert. Ihr Fazit: Viele würden eher auf vormittägliche Gruppen setzen, wo die Kinder »zwangsbeglückt« würden. Am problematischsten habe sie aber gefunden, dass Kino mit den gleichen Methoden wie bei den Erwachsenen vermittelt würde, »von den gleichen Personen in der gleichen Sprache, oft von oben herab«.
Bei dotdotdot ist donnerstags um 17 Uhr Kinderzeit, der Saal im Volkskundemuseum ist abgedunkelt, aber nicht finster, Stühle gibt es keine, dafür Kuscheldecken und Sitzsäcke, man kann am Bauch liegen, Wassermelone naschen, aufstehen, und immer gibt es eine »Mitmach-Überraschung«. Die Kleinen seien ein lustiges Publikum, bei dem man die Gespräche danach nicht erst mühsam anzetteln müsse. In Summe sei es stets »ein Riesengewusel, wir freuen uns immer enorm«.
Das heurige Motto »We’re In This Together Now« nimmt Bezug auf die #metoo-Debatte, die »haarsträubend« entgleist sei: »Das hatte«, so Mai, »nichts mehr mit Diskussionskultur zu tun.« Zu Gast ist aber auch das Cat Video Festival: Dem war 2017 die Location abhanden gekommen, Mai bot Unterschlupf. Heuer laufen die Katzen im Museumsquartier, das Treffen sei aber so lustig gewesen, dass »Animated Cats« in Kurzfilmen vorbei schauen.
»Die Abende sollen Sprengstoff für Diskussionen, aber vor allem auch Empowerment und Inspiration sein« (Volkskundemuseum Wien / 24.05.2018)
Im Gespräch mit Verena Freund & Julia Schulte-Werning für das Nachrichtenblatt des Volkskundemuseum Wien (Ausgabe 3/2018) verriet Festivalleiterin Lisa Mai mehr über den Hintergrund von dotdotdot und die Programmschwerpunkte der Festivalsaison 2018.
VERENA FREUND & JULIA SCHULTE-WERNING: Zum vierten Mal findet nun das Kurzfilmfestival dotdotdot im Volkskundemuseum Wien statt. Wie kam es zu dieser Kooperation und warum fühlt ihr euch hier so wohl?
LISA MAI: Die Kooperation hat praktisch schon historische Wurzeln. 2010 haben wir zum ersten Mal mit espressofilm hier angedockt. espressofilm ist als kleine Filmreihe gestartet, im Nebenraum eines Kaffeehauses ganz in der Nähe des Museums. Wir hatten nicht erwartet, dass das Interesse so groß sein würde und Menschen im Sommer wirklich kommen und sich mit Kurzfilm und schrägen Formaten auseinandersetzen wollen. Es sind allerdings irrsinnig viele Menschen gekommen. Wir haben dann intensiv nach einem neuen Ausrichtungsort gesucht. Dass wir letztendlich im Volkskundemuseum gelandet sind, geht auf eine Einladung des 8. Bezirks zurück, im Großen Saal des Museums einen Filmabend zu kuratieren. Bei diesem einen Abend, der nur als Gastauftritt geplant war, haben wir uns in das Haus verliebt. Damals war noch alles ganz anders, die Passage zum Park gab’s noch nicht und wir haben mit der revolutionären und irritierenden Idee angedockt, dass wir ein Festival sind, das bei freiem Eintritt stattfindet, und wenn freier Eintritt ist, müssen auch die Türen offen sein. Diese Öffnung war sehr aufregend für’s Museumsteam, für uns alle, aber ein wunderschönes Erlebnis. Es hat irrsinnig gut funktioniert, viele haben so erst den Garten und das Museum selbst entdeckt und das Feedback in den ersten zwei Jahren war enorm.
Das entspricht ja auch ganz eurem Motto: »Kurzfilm für alle!«
Ja, das wollten wir mit dotdotdot einfach ganz progressiv angehen. Mit espressofilm haben wir uns fünf Jahre hier an diesem Ort intensiv mit Kurzfilm befasst und das sollte immer schon barrierefrei sein, aber es war einfach kein barrierefreies Festival. Dadurch dass wir kommuniziert haben, dass der Eintritt frei ist und auch jeder kommen kann, ist immer mehr Feedback von Menschen an uns herangetragen worden, die aus verschiedenen anderen Gründen nicht teilhaben konnten. Je offener du sein möchtest, desto mehr erfährst du eigentlich, dass du gar nicht so offen bist, wie du denkst. Zum Beispiel schließt es einfach eine bestimmte Bevölkerungsschicht aus, wenn Filme nur auf Englisch untertitelt sind. Und wir hatten den Wunsch, die Altersgruppe zu erweitern und auch mit ganz jungem Kinopublikum zu arbeiten, also Kino für die Kleinsten zu machen. Wir hatten Lust, diesen barrierefreien Anspruch neu zu denken. Mit dotdotdot wollten wir auch wirklich Politisches fordern und etwas konkret in Bewegung setzen.
Hast du Ideen, wie sich das Festival und sein Anspruch auf Barrierefreiheit weiterentwickeln könnten?
Ohne Ende! Aber das Problem ist, dass die Fördersituation ziemlich deprimierend ist. Es war ein ziemlicher Kraftakt, dotdotdot zu entwickeln. Im Kulturbereich ist Barrierefreiheit leider wirklich ein Nischen-Ding, das können sich nur die Großen leisten und die machen das trotzdem nur marginal. Im Filmfestival- und Kinobereich beschäftigt sich praktisch niemand mit Barrierefreiheit. Obwohl jetzt alles digitalisiert läuft und es technisch relativ unspektakulär ist, etwa Untertitel für gehörlose Menschen einzufügen oder eine zweite Tonspur für blinde Menschen mitzuschicken, die somit eine Audiodeskription über einen eigenen Kanal empfangen können, beispielsweise übers Smartphone. Kultursubventionen werden klein gehalten und man braucht einfach Zuschüsse, um barrierefreie Angebote umsetzen zu können. Aus dem allgemeinen Projekttopf können wir mit Ach und Krach das Festival an sich stemmen. Nachhaltige Unterstützung gibt es für barrierefreie Angebote einfach nicht, das ist das Fazit nach vier Finanzierungsphasen von dotdotdot. Mein Traum wäre ja, an das Festival eine barrierefreie Filmwerkstatt anzudocken und so die Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten und Talenten zu emanzipieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst Film zu machen. dotdotdot ist ja dazu gedacht, Filme als Impulse einzusetzen. Das Festival sind die Menschen und das, was ausgehend von den Filmen entsteht. Wir haben Gespräche, halten Workshops ab und machen verrückte Interventionen und Partys – Stichwort Sommerfest! Und das Haus hier ist ja auch kein Ort, wo nur rezipiert wird, sondern wo kreiert wird.
Was steckt hinter dem diesjährigen Festivalschwerpunkt »We’re in this together now« und wie kam es zu diesem Motto?
Mit dem heurigen Festival wollen wir unseren vehementen, lauten, auch wütenden, aber in erster Linie lustvoll-energiespendenden Kommentar abgeben zu der total missglückten Debatte, die um die #MeToo“-Bewegung entbrannt ist. Die #MeToo-Debatte an sich und die Tatsache, dass dieses Thema öffentlich diskutiert werden kann, sind extrem wichtig. Aber die Art, wie die Diskussion entgleist ist, die undifferenzierten Meldungen, die Bagatellisierungen und dass Menschen extreme Positionen bezogen haben und dann überhaupt nicht mehr dazu bereit waren miteinander zu reden, das war einfach haarsträubend! Der kuratorische Anspruch bei diesem bisher größten Schwerpunkt ist, dass die Abende Sprengstoff für Diskussionen, aber vor allem auch Empowerment und Inspiration sein sollen. Man soll das Gefühl haben, dass wir alle in dieser Diskussion gemeinsam drinstecken, also Menschen aller Geschlechter und Gender.
Ihr dockt ja mit diesem Thema auch direkt an die aktuelle Sonderausstellung »Am Anfang war ich sehr verliebt …« 40 Jahre Wiener Frauenhäuser an. Was erwartet da die FestivalbesucherInnen?
Wir haben den Verein Wiener Frauenhäuser ganz bewusst in die Veranstaltung miteinbezogen. Es gibt einen Filmabend, den wir gemeinsam gestalten, da geht’s konkret um Gewalt gegen Frauen im privaten Umfeld. Bei der Filmdiskussion im Anschluss wollen wir zwei verschiedene Parteien auf das Podium bringen. Andrea Brem vom Verein Wiener Frauenhäuser und Bernd Kühbauer von der Männerberatung werden da sein, dazu kommen noch Filmeschaffende, die wir eingeladen haben. Bezüglich des Filmprogramms haben wir darauf geachtet, dass auch Männer darin vorkommen. Nämlich als Menschen, die nicht nur als Gewalttäter dargestellt werden, sondern die sich weiterentwickeln und lernen können. Es muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass beide Parteien in das anschließende Gespräch einsteigen können. We’re in this together now – alle Parteien müssen dabei sein, wenn es darum geht gemeinsam Strategien für Empowerment zu finden. Zusätzlich gibt es eine Ausstellungsführung, für die wir gemeinsam mit den Frauenhäusern einen Workshop zum Thema Zivilcourage konzipieren.
Es geht bei dotdotdot also auch darum, konkrete Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln?
Ja, absolut. Ich finde, das ist auch speziell die Power von Kurzfilm. Ich bin ein Fan des Formats, weil es mehr offen lässt. Man kriegt einen kurzen Impuls – und das fordert einfach mehr heraus. Ich befasse mich seit fünfzehn Jahren mit Kurzfilm und ich finde dieses Gesprächspotenzial, das ein gut kuratiertes Kurzfilmprogramm eröffnet, einfach großartig. Ein Spielfilm folgt einem Erzählstrang oder transportiert eine klare Haltung. Bei einem Kurzfilmprogramm, zum Beispiel bei dem Filmabend in Kooperation mit dem Verein Wiener Frauenhäuser, kannst du einfach sieben Filme in einen Abend werfen, die sich aus sehr unterschiedlichen Richtungen an das Thema annähern, die eben mal Männer als Gewalttäter darstellen und dann aber auch als lernfähige Wesen. Das ist viel riskanter und es ist immer sehr spannend, wie sich die anschließenden Gespräche entwickeln. Kein Abend ist, wie man ihn geplant hat, und jeder ist irgendwie großartig.