Konzeption Lisa Mai
Grafikdesign Caterina Krüger
Foto Anu-Laura Tuttelberg

Wir sind: Closer than ever. Global und virtuell vernetzt. In Fürsorge verbunden. Aber am Limit unserer Ressourcen. Überfordert von der Komplexität wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und individueller Beziehungsgefüge und einem Gefühl der Ohnmacht angesichts der drohenden Klimakatastrophe. Und während der menschengemachte Klimakollaps von Playern aus Politik und Wirtschaft weiterbefeuert wird, wächst in vielen Menschen die Sehnsucht nach intensiven, tiefempfundenen Naturerfahrungen und Heilung. Das Festivalsujet 2023 zeigte eine Fotografie aus dem Entstehungsprozess des Stop-Motion-Animationsfilms WINTER IN THE RAINFOREST (TALV VIHMAMETSAS, Estland/Litauen/Mexiko 2019) der estnischen Künstlerin und Filmemacherin Anu-Laura Tuttelberg. Von atemberaubender Zartheit und Kraft zugleich, erzählt der Film vom ewigen Tanz von Leben und Tod, so wie ihn die magischen Wesen erleben, die die Wildnis unserer Träume bewohnen. Zwei Monate dauerten die Dreharbeiten mit den filigranen aus Porzellan gefertigten Tier-, Vogel-, Blumen- und anderen Figuren im üppigen tropischen Regenwald von Mexiko. Bild für Bild entstand in aufwändiger Stop-Motion-Technik ein hypnotisches Filmballett, das ganz auf natürliches Licht und die Naturgeräusche des Waldes vertraut. Dieser wundervolle Film und das Sujet, das einen außergewöhnlich nahen Blick erlaubt, waren der Link zwischen den Fokus-Programmen DEAR LEONORA und CLOSER THAN EVER.

Konzeption Lisa Mai
Grafikdesign Caterina Krüger
Filmstill Uma paciência selvagem me trouxe até aqui / Regie: Érica Sarmet © Excesso Filmes
Zitat Integrity © Adrienne Rich

Auf dem Motorrad durch die Nacht und weiter folgten wir bei dotdotdot 2022 den Worten der US-amerikanischen Schriftstellerin, Dichterin und queer-feministischen Aktivistin Adrienne Rich. Der Titel der Festivalausgabe 2022 war ihrem Gedicht »Integrity«, entstanden 1978, entlehnt. Das Sujet zeigte eine Aufnahme aus dem Film UMA PACIÊNCIA SELVAGEM ME TROUXE ATÉ AQUI, aufgenommen von Cris Lyra unter der Regie von Érica Sarmet, 2021 in Brasilien produziert, und ebenso von Adrienne Rich inspiriert. Es war bei uns Liebe auf den ersten Blick, diese beiden Frauen* auf dem Motorrad, die zwei Generationen mit unterschiedlichen Vorstellungen von queeren Identitäten verkörpern, im Glück des Augenblicks und purer Lebensfreude miteinander verbunden, dazu der Song NOITE PRETA von Zélia Duncan – Musikerin, Aktivistin, lebende Legende –, der zu unserem Song des Sommers wurde. Wenn Zélia Duncan von der »schwarzen Nacht« singt, dann schillert sie in allen Farben.