ESSEN – STÜCK MIT AUFBLICK

In der Pathologie wird eine Frauenleiche aus dem Kühlfach gezogen und zur Obduktion aufgebahrt. Zeitgleich wird eine Lautpoesie von Ernst Jandl sichtbar, deren Sinn sich erst einmal nicht erschließt. Als schließlich die Obduktion beginnt, wird Jandls Poem nicht nur in Klang und Sinn erfahrbar gemacht, sondern prägnant auch dessen Witz seziert. Peter Böving geht noch einen Schritt weiter, indem er diesem Gedicht einen lückenlosen Kriminalfall entlockt – scharfsinnig und skurril!

Ü ÜÜ Ü

Illusion, Kollaps, Trauer. Nach dem Gedicht und Dada-Manistfest „Karawane“ von Hugo Ball.

Clara Wieck studierte Ethnologie, Indologie und Kommunikations- und Medienwissenschaft an den Universitäten Tübingen und Leipzig mit Auslandsaufenthalten in Indien. Studium an der HGB Leipzig in der Fachklasse für Expanded Cinema. Teilnahme an der Werkleitz Professional Media Masterclass und den Berlinale Talents. Sie ist Mitglied der Filmischen Initiative Leipzig (FILZ) und lebt und arbeitet in Leipzig.

FRAUENFRAGMENTE: GALILA

Galila lebt seit vier Jahren ohne funktionierende Heizung und ohne Mietvertrag in einer Berliner Wohnung. Hier hat sie sich ihr eigenes Reich errichtet, in dem sie ihr Alleinsein genießen und ihren Hobbys nachgehen kann. Gedreht auf schwarzweißem, grobkörnigem Super8-Film, findet Sophie Gmeiner den perfekten ästhetischen Rahmen für ihr fragmentarisches, aber eindringliches Porträt einer ambivalenten, eigenwilligen und toughen jungen Frau. (Cinema Next)

RIOT NOT DIET

Ein goldenes Sommerkleid in XXL, der Eislutscher tropft langsam auf den heißen Boden. RIOT NOT DIET schafft eine queer-feministische Utopie fernab von BMI-Normen und männlichen* Blicken. Fünftausend Jahre Patriarchat haben ihre Spuren hinterlassen – denn trotz fortschreitender Emanzipation sind weibliche* Körper immer noch darauf ausgerichtet, sich anzupassen und ruhig, anmutig und platzsparend durch die Welt zu schweben. In diesem Film begegnen wir jedoch dicken Frauen* und Queers, die Widerstand leisten. Mit ihren ausladenden Körpermaßen sprengen sie die Fesseln überkommener Geschlechterstrukturen und beanspruchen Raum für sich. Die Lust an der eigenen, überbordenden Körperlichkeit ist ein Gegenentwurf zur neoliberalen Verwertungslogik. In Zeiten der Selbstoptimierung: Dein Bauch ist ein Statement! Queer Fat Feminism! (Internationales Frauen Film Fest Dortmund+Köln)

KASPAR HAUSER LIED

Adaption des gleichnamigen Gedichts von Georg Trakl – verfasst 1913, ein Jahr vor seinem Tod, und Bessie Loos gewidmet – für den Jahreswettbewerb des ART VISUALS & POETRY Filmfestivals 2014. Die Visualisierung des Gedichts basiert auf der Inschrift auf Kaspar Hausers Grabstein: »Hier liegt Kaspar Hauser, Rätsel seiner Zeit. Seine Geburt war unbekannt, sein Tod mysteriös.« Ausgehend von den Buchstaben entsteht eine abstrakte Reise aus der Natur in die graduell dünkler werdende Zivilisation. Das verwirrende Labyrinth entpuppt sich schlussendlich als sein Grabstein.

RESORT

Ein Adria-Urlaubsresort im Schick vergangener Tage. Die Kamera folgt dem einzigen Gast, einer Schauspielerin (Kathrin Resetarits), durch ihren von fremdbestimmten Leerzeiten geprägten Tagesablauf: zum Casting für ein Filmprojekt, zu grotesken Probeaufnahmen. Selbst die Anweisungen der Regisseurin lassen kein nachvollziehbares Ziel erkennen. Ein Film in herrlich unkonkretem Wartezustand – wie ein Streuner: immer auf der Suche, nie ganz bei sich. (Diagonale)

WAL

Der Wal ist ein wenig deprimiert: Aufgrund seiner Größe scheinen sich alle vor ihm zu fürchten. Dabei möchte er nur Freund*innen finden! Doch bald schon entdecken die anderen Tiere, dass man mit ihm ganz schön viel Spaß haben kann.

GRAVEDAD

Auf der Suche nach der Leichtigkeit des Seins entdeckt eine junge Frau die Schwerkraft. Zufriedenheit braucht nicht immer einen Himmelsflug, sondern schwebt zuweilen nur einen Meter über dem Boden. Aber der euphorische Trip ins Kosmische und die ganz tiefen Tiefen sorgen für den Perspektivwechsel. Matisse Gonzalez’ visuelle Sprache ist formal teilweise bis auf die Zeichenhaftigkeit reduziert und beschreibt sehr gelenkig und präzise sowohl emotionale Zwischentöne wie auch die Wucht des Lebens. (André Eckardt, DOK Leipzig)

ONE MILLION STEPS

Die niederländische Stepptänzerin Marije Nie bricht bei einem Konzert durch die Bühne und landet in Istanbul, mitten im Unbehagen der aufkommenden Proteste rund um die Besetzung des Gezi-Parks im Sommer 2013, wo die Polizei mit Tränengas gegen die für die Erhaltung des Parks demonstrierenden Menschen vorgeht. Als sie sich auf einen gemeinsamen Rhythmus mit den BewohnerInnen der Metropole einlässt, schreibt sich ein dokumentarisches Musikmärchen in in einer Million Schritte. Dabei weitet die Filmemacherin Eva Stotz das Thema ins Philosophische aus: Sie spürt nicht nur den rhythmisierten Schritten Nies und mit ihr den Geräuschen dieser pulsierenden Großstadt nach, sondern sinniert über die Schritte jedes Einzelnen: Wie frei sind wir in unseren Schritten, in der Entscheidung, wohin uns unsere Schritte führen?

INTELLIGENTE BÄUME

Faszinierende Reise durch das »Wood Wide Web«: Die kanadische Forstwissenschaftlerin Dr. Suzanne Simard (The University of British Columbia) und der Förster und Bestseller-Autor Peter Wohlleben untersuchen die Kommunikation zwischen Bäumen, unter anderem durch ihr weit verzweigtes, unterirdisches Wurzelsystem. Können Bäume tatsächlich miteinander sprechen? Ist es wahr, dass Mutterbäume sich um ihre Kinder und um alte und kranke Nachbarbäume kümmern? Gibt es so etwas wie Verbundenheit unter Bäumen? INTELLIGENTE BÄUME beleuchtet die Kommunikationsstrategien einer verborgenen Gemeinschaft und befasst sich mit der Frage, welche Bedeutung diese Erkenntnisse für unser eigenes Leben und unser Verhältnis zum Wald haben könnten.