SAUDADE

Das portugiesische Wort »Saudade« lässt sich in keine andere Sprache übersetzen. Eine alte brasilianische Legende besagt, dass »Saudade« von afrikanischen Götter geschaffen wurde, damit versklavte Menschen weder ihre Lieben noch ihre Herkunft vergessen würden. Anlässlich einer Erkrankung ihres Vaters beschäftigt sich die afro-brasilianische Regisseurin Denize Galiao mit der Frage nach der Bedeutung von Heimat und Identität – Fragen, die für sie nach zwanzig Jahren in Deutschland nicht eindeutig zu beantworten sind. SAUDADE beschreibt in sensibler Annäherung die Zerrissenheit von Migrant*innen der ersten Generation, die zwischen zwei Welten stehen, und wirft Fragen auf zu Migration, Zugehörigkeit und Identität.

Nominiert für den ethnocineca Students Shorts Award (ESSA) der ethnocineca 2020.

THE FANTASTIC GARDEN

Eine Volksschullehrerin führt mit ihrer Klasse ein Ayahuasca Ritual durch, um die Schüler*innen dafür empfänglich zu machen, sich mit einer anderen Realität zu verbinden: der Welt ihrer indigenen Vorfahr*innen. Eines der Kinder scheint sich besonders mit den Wesen des Waldes zu verbinden, der über eine eigene Seele und ein eigenes Vermächtnis verfügt. Durch die Neugierde des Kindes kann auch die Lehrerin wieder etwas von dem zurückgewinnen, was der indigenen Bevölkerung geraubt wurde.

BREAKWATER

Filmemacher*in Cris Lyra macht sich mit Freund*innen auf einen Roadtrip an die brasilianische Küste, um den Jahreswechsel gemeinsam zu feiern. Sie schwimmen, machen Musik, relaxen am Strand. Es ist eine Zeit der Leichtigkeit, aber auch der tiefen Gespräche. Sie berühren mit persönlichen Gedanken der befreundeten jungen Frauen* über ihre Sexualität, Körper, Haare, Jugend, Ängste, Sicherheiten und Unsicherheiten, über Unsichtbarkeit, Sichtbarkeit und Lesbisch sein in einer patriarchalen Gesellschaft. Dabei zeichnet sich eine Momentaufnahme Brasiliens, in dem das soziale und politische Klima seit der Wahl von Präsident Jair Bolsonaro merklich abgekühlt ist.

VIDEO ROOM

VIDEO ROOM entstand im Rahmen des Projektes EINE EINSTELLUNG ZUR ARBEIT von Antje Ehmann und Harun Farocki, das dazu einlud, bezahlte oder unbezahlte, materielle oder immaterielle, traditionsreiche so wie gänzlich neue Arbeit in einer Einstellung filmisch zu porträtieren. In ihrem Beitrag filmt Paola Bareto Angestellte des centro de operaciones in Rio de Janeiro. Sie schwenkt langsam über den video room, in dem dutzende Mitarbeiter*innen auf ihren Monitoren die Bilder beobachten, die die 560 Überwachungskameras von Rio de Janeiro wiedergeben.

TAILOR

»Als ich niedergeschlagen war, begann ich damit, Comics zu zeichnen. Viele Leute sagten mir, dass sie ihnen sehr geholfen haben, dabei, sich selbst zu finden.« Tailor aus Rio de Janeiro ist transsexuell. In seinen animierten Bilderwelten berichtet er von eigenen Problemen und Erlebnissen und lässt auch Miro, Tertuliana und Bernardo zu Wort und Bild kommen. Eine wilde, spielerische, witzige, ernste, poetische Comic-, Dokumentar- und Erfahrungsmischung mit, über und von Transgender-Personen. (Frederik Lang)

HEARTLESS

Leo verbringt seine Ferien bei der Familie seines Cousins, die in einem kleinen Fischerdorf lebt. Dort begegnet er einem Mädchen, das den Spitznamen »Sem coração« (»Herzlos«) trägt. Sie ist das einzige Mädchen in der Clique und stellt sich jeder Herausforderung. Die abenteuerlichen Spiele der Gruppe führen über Palmenplantagen zu Ruinen bis hinunter in die Tiefen des Meeres. Die Gefühle und Hormone des ersten Verliebtseins verkomplizieren jedoch die gemeinsamen Unternehmungen. HEARTLESS wurde auf der Quinzaine des réalisateurs 2014 mit dem Prix illy du court métrage ausgezeichnet.

I LOOK FORWARD TO OUR INDEPENDENCE

Mai 2019: Bruna Carvalho Almeida und Brunna Laboissière reisen, auf der Suche nach politischer Orientierung, nach Algiers. Sie geraten dort in die Protestbewegung Hirak, die mit Großdemonstrationen für Demokratie eintritt und das korrupte System in Algerien beseitigen will. Eine junge algerische Feministin wird für sie zu einer Schlüsselfigur. Das Meer, das sie trennt, ist dasselbe, das sie miteinander verbinden kann.

TO BE HEARD

Sechs junge Menschen erzählen von ihrer Flucht aus Venezuela ins brasilianische Manaus, auf der Suche nach einer Gemeinschaft, in der jeder Mensch so leben und lieben kann, wie er möchte. Hier, in der größten Stadt im Amazonas-Regenwald, befindet sich seit 2018 Brasiliens erste Unterkunft für LGBTIQ+ Flüchtlinge. Der im Kollektiv entstandene Dokumentarfilm TO BE HEARD verwebt die Geschichten der derzeitigen und ehemaligen Bewohner*innen, die alle versuchen, sich in der fremden Metropole ein neues Leben aufzubauen.

Nominiert für den International Shorts Award (ISA) der ethnocineca 2020.

FIRST ACT

Aktuelle Ereignisse bringen eine Theaterblase zum Bersten in diesem eindringlichen Drama über Straßenproteste in Brasilien. Zwei Studenten schwänzen den Unterricht, um sich dem Protest gegen Kürzungen des Kulturbudgets anzuschließen. Auf den Straßen wird Geschichte geschrieben, aber ihr Professor behandelt lieber Shakespeare-Texte.

GUAXUMA

Tayra und Nara sind an einem Strand im Nordosten Brasiliens aufgewachsen. Die beiden Mädchen waren unzertrennlich. In atemberaubenden Animationen baut die Filmemacherin Träume und Häuser aus Sand, um sich an den Schauplatz einer ganz besonderen Freundinnenschaft zu erinnern.