CRAB DAY

Als Teil des jährlichen Rituals einer Fischergemeinde muss ein kleiner Junge seine erste Krabbe töten, um ein Mann zu werden und die Anerkennung seines Vaters zu gewinnen. In minimalistischen Bleistiftstrichen gelingt es Ross Stringer, einen komplexen und widersprüchlichen Gefühlskosmos rund um einen Initiationsritus zu skizzieren. Er wurde für seine Arbeit mit dem BAFTA in der Kategorie »British Short Animation« ausgezeichnet.

QUARANTINE

Eine Truppe von Dachsen, die sich dem Morris Dance widmet, ist tunlichst bestrebt, das Gelände über ihrem Bau zu meiden, in dem Tiere in Zwingern in Quarantäne gehalten werden. Nach einem Schicksalsschlag wird ein junger Dachs abtrünnig und schließt eine verbotene Freundschaft mit einem Wombat hinter Gittern. Skurrile Post-Brexit-Volkstanz-Fantasie.

TÊTE À TÊTE

Eine junge Frau ist auf Wochenendbesuch bei der Familie ihrer Schwester. Subtile Spannungen flimmern durch den Raum, denen man sich mittels Smartphone entzieht, während die Verbindung zwischen den beiden Schwestern abzureißen droht.

In einer einzigartigen Kombination verschiedener Animationstechniken – Schwarzweiß-Zeichentrick für Gesichter, Hände und Objekte, lebensgroße Modelle für Körper und Kulissen – erzählt Natasha Tonkin eine moderne Technikfarce, in der sich jede*r Smartphone-User*in nur allzuleicht wiedererkennen kann. Der Premiere beim Festival d’Animation Annecy 2017 folgten zahlreiche weitere Festivaleinladungen und Auszeichnungen.

BEING MARCUS

Marcus liebt das Schwimmen, ist aber zu befangen, um sein Oberteil in der Öffentlichkeit auszuziehen. Wird eine Mastektomie ihm das nötige Selbstvertrauen geben, um zum ersten Mal seit seiner Teenagerzeit wieder schwimmen zu gehen? In ihrem Dokumentarfilm begleitet die gehörlose britische Filmemacherin und Journalistin Cathy Heffernan den gehörlosen Marcus ein Stück des Weges seiner Transition. Offen teilt er seine Sehnsüchte und Gedanken, darüber wie sich die Beziehungen zu den Menschen in seinem Leben verändern – und wie dringend die Welt Transgender-Superheld*innen nötig hat.

POLES APART

In der rauen arktischen Umgebung muss eine hungrige Eisbärin entscheiden, ob der geschwätzige kanadische Grizzlybär, der sich auf seiner Weltreise in ihre Revier verirrt hat, Beute oder Freund ist.

RUSSIAN ROULETTE

Lucy lebt alleine in London und hat Schwierigkeiten Anschluss zu finden. Im Chatroulette begegnet sie einem Mann, der sich in vergleichbarer Isolation befindet: Er ist Kosmonaut auf einer internationalen Raumstation. Lucy ist begeistert, sie will mit ihm über das Weltall reden, er will lieber ihren Busen sehen. Auf gewisse Art und Weise können die beiden aber doch eine Verbindung aufbauen.

THE DEBUTANTE

Eine junge Frau bittet eine Hyäne, ihren Platz bei einem ihr zu Ehren ausgerichteten Dinner mit anschließendem Tanz einzunehmen. Das Vorhaben erfordert Kunstfertigkeit und auch Gewalt. Kräftige Pinselstriche kalligrafieren die noble Gesellschaft, die pulsierende Animation übernimmt das Temperament der Heldin. Die schadenfrohe Farce konfrontiert eine in Traditionen und Etiketten erstarrte Klasse mit einem aasfressenden Tier, das ausgelassen die Anarchie feiert. (Anke Leweke, DOK Leipzig) – THE DEBUTANTE ist die Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte der in Großbritannien geborenen Künstlerin Leonora Carrington, die 1936 tatsächlich einmal selbst Debütantin am Hof von König Georg V. war. Durch Collagen- und Rotoskopie-Verfahren beschwört Elizabeth Hobbs den Glamour der 1930er Jahre herauf.

THOSE WHO WAIT

Was bedeutet Leben, wenn man ständig vom Tod umgeben ist? Seit über 30 Jahren lebt Tony Bacalso mit seiner Familie zwischen den Gräbern auf dem Nordfriedhof von Manila und verdient sich durch Grabpflege und die Organisation von Begräbnissen seinen Lebensunterhalt. So ist für ihn das Leben unter den Toten nicht nur zur Normalität, sondern auch zur existentiellen Notwendigkeit geworden. Da die Plätze auf dem Friedhof jedoch immer knapper werden, wird es auch für Tony immer schwieriger, für sich und seine stetig wachsende Familie zu sorgen. THOSE WHO WAIT wirft einen evokativen Blick auf ein Dasein zwischen Leben und Tod, Glück und Schicksal und dem Warten auf das, was vor uns liegt.

Ausgezeichnet mit dem International Shorts Award (ISA) der ethnocineca 2020.

SONG FOR EUROPE

Am 1. Dezember 1990 stieg der britische Bauarbeiter Graham Fagg 40 Meter unter dem Boden des Ärmelkanals durch ein Loch in der soeben durchstoßenen Wand, schüttelte die Hand von Philippe Cozette aus Calais und rief: »Vive la France!« Am 23. Juni 2016 stimmte die Mehrheit der britischen Bevölkerung für den Austritt aus der EU. Inspiriert von einer Werbebotschaft im Autozug durch den Eurotunnel, feiert SONG FOR EUROPE Großbritanniens Verbindung zu Kontinentaleuropa.

HERE/NOT HERE

Was haben Hip Hop, Rap, Krump, Fußball und Visual Vernacular, eine besondere visuelle Kunstform die auf Gebärdensprachen basiert, miteinander zu tun? Viel – wenn in einer aufgelassenen Fabrik drei Gruppen von jungen Menschen aufeinandertreffen, die denselben Space für sich beanspruchen. Nach einem Drehbuch von Hip-Hop-Legende Jonzi D inszeniert der gehörlose britische Filmemacher Bim Ajadi die Story mit treibenden Beats und satten Bässen, in atemberaubendem Tempo und in einer expressiven Sprache aus Tanz, Musik und Gebärdensprache, die gehörlose wie hörende Menschen in ihren Bann zieht.