PAUL AND TINA’S SIGNALONG: SHAKE IT OFF

Sorgen abschütteln, Blicke abschütteln, abtanzen. Taylor Swifts Dancefloor-Dauerbrenner »Shake It Off« aus dem Jahr 2014 war in den vergangenen Jahren vor allem wegen Copyright-Klagen in den Medien. Aber auch originelle Reenactments des Musikvideos haben die Sozialen Medien im Sturm erobert, wie z.B. die von den Bewohner*innen eines neuseeländischen Senior*innenheims getanzte Version (Empfehlung!). Auch diese Version hier dürfte selbst die nicht eingeschworenen »Swifties« begeistern: Tina und Paul Sirimarco covern auf ihrem YouTube-Kanal bekannte Hits in Gebärdensprache (ASL). »Sign-along« statt »Sing-along« ist Musik zum Sehen, macht auf unwiderstehliche Art und Weise Lust zu tanzen und ist ein erfrischender Boost für die Sichtbarkeit von Gebärdensprachen in Alltag und Popkultur.

THE SPEECH

Mai 2003, Peking. Unter dem Druck der WHO muss die chinesische Regierung verkünden, dass der SARS-Ausbruch real ist. Die Stadt wird in einen Lockdown versetzt. In einem privaten Internat versuchen drei achtjährige Mädchen die verstörenden Ereignisse zu verstehen. Und das ist noch nicht einmal das Schlimmste: Die Vorbereitungen für einen großen Auftritt stehen an. Mit allen Mitteln versuchen die Lehrer*innen »Normalität« aufrechtzuerhalten.

OK GO: THIS TOO SHALL PASS

»OK Go is a band. They like to make stuff.« Ein Spielzeugauto, ein kleiner Ruck, eine Reihe Dominos – mit Schwung nimmt die Reise in diesem fetzigen Musikvideo ihren Lauf.

MISS EAVES: HUMP DAY

»I made your new masturbation soundtrack«. Miss Eaves (siehe auch THUNDER THIGHS) räkelt sich im Pussy-Hoodie vor einer Wand mit Origami-Vulven, lässt fröhlich pinke Wasserballons platzen und holt sich dabei wieder Verstärkung von einer Frauengang in dieser herrlichen Electro-Bass-Hymne an den Selbstgenuss. »I really want to offer a counterpoint to the popular notion that women have to look or behave a certain way to feel sexually empowered«, so Shanthony Exum, die unter ihrem Künstlerinnennamen Miss Eaves performt.

WATCHING YOU, WATCHING ME

»For me, each step I take, each move I make, I know I’m being watched. So I’m gonna be fierce with every step.« (Shea Diamond) – In faszinierenden Schwarzweiß-Porträts anonymer Gesichter im Getümmel der Metropole New York entwirft Pamela Romanowsky eine cineastische Kontemplation über Wahrnehmung, Sichtbarkeit und eingeschriebene Vorurteile. Was bedeutet es, jemanden wirklich zu sehen?

CHILDISH GAMBINO: FEELS LIKE SUMMER

Allround-Talent Donald Glover, der unter seinem Alias Childish Gambino Musik veröffentlicht, gelingt es hier, harte Realität in einen träumerischen R’n’B-Sommerhit zu verpacken. Im animierten Video zum Song schlendert Gambino die Straße entlang, während zahlreiche bekannte PoC seinen Weg kreuzen und den Sommer auf der Straße spielend genießen. Eine angenehme Gelassenheit liegt über der Szenerie – wenn die Sonne nicht unerbittlich vom Himmel brennen und ihr eine apokalyptische Färbung verpassen würde: »Every day gets hotter than the one before / Running out of water, it’s about to go down.«

CET AIR LÀ

April March und Julien Gasc performen in New York a capella »Cet air la«, einen berühmten französischer Song aus dem Jahr 1963 (bekannt vor allem durch die Interpretation von France Gall). Dabei fliegen sie gleichzeitig durch eine Welt von Wolken, Vögeln, Blasen, Nebelmaschinen und Glitzer. Marie Losier und ein 16mm-Projektor machen’s möglich und verleihen dem Song eine traumhafte Textur.

WORKERS LEAVING THE GOOGLEPLEX

WORKERS LEAVING THE GOOGLEPLEX untersucht ein großes Geheimnis: die Praktizierung sozialer Ungerechtigkeit durch den Google-Konzern. Google unterteilt seine Arbeiter*innen in vier Klassen. Auf dem Google-Campus im Silicon Valley müssen farbige Namensschilder getragen werden, die die Klassenzugehörigkeit anzeigen. Die Arbeiter*innen der vierten Klasse tragen gelbe Namensschilder, sind größtenteils Latinos oder Afroamerikaner*innen, genießen keine Privilegien und müssen nach getaner Arbeit den Google-Campus sofort verlassen. Sie scannen die Bücher für den umstrittenen Service Google Books.

Der US-amerikanische Künstler Andrew Norman Wilson hat selbst für ein Jahr bei Google gearbeitet. Während er die Bewegungen der »ScanOps« dokumentiert, zeichnet er die komplizierten Ereignisse auf, die zu seiner eigenen Entlassung geführt haben. Die Referenz zum Film ARBEITER VERLASSEN DIE LUMIÈRE-WERKE aus dem Jahr 1895 verortet das Video in der Filmgeschichte und zeigt Transformationen und Kontinuitäten im Gefüge von Arbeit, Kapital, Medien und Information auf.

FEUERWERK

Ein Feuerwerk der anderen Art: Ob Münzen, Mais oder kleine Häschen, hier fliegt in einer halben Minute alles in die Luft.

TUESDAY

Ein Tag im Leben der 16-jährigen Allie. Nach Begegnungen mit ihren Freund*innen und ihrer Familie, die allesamt eigenartig distanziert verlaufen, ist sie fest entschlossen, den Abend im Haus ihres Vaters zu verbringen. Die Realität der Situation wird jedoch durch ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Verleugnung und Schmerz bestimmt. TUESDAY ist das fein gezeichnete Psychogramm einer jungen Frau, die erst ganz am Anfang steht, die Tragweite eines Verlusts zu begreifen. Mit ihrem ersten Film, der im Rahmen ihres Studiums an der Tisch School of the Arts der New York University entstand, das sie 2017 abschloss, legte Charlotte Wells den Grundstein für eine bemerkenswerte künstlerische Laufbahn. 2022 erlebte die schottische Drehbuchautorin und Regisseurin ihren internationalen Durchbruch mit dem Langspielfilm »Aftersun«.