ES WAR EIN MERKWÜRDIGER TAG

An einem beliebigen Sommertag in einem beliebigen Garten entsteht eine filmische Miniatur einer Suche nach sich selbst.

Die Frau hinter der Kamera hat sich eine spezielle Apparatur erdacht: Ein fester Stoff, über die Finger gespannt, entfaltet sich mit deren Bewegung zum Fächer. Zugleich fungiert dieser jedoch auch als Abblende – das Spiegelbild der Frau wird unsichtbar. Linda Christanell, Jahrgang 1939, ist seit den 1960er-Jahren Teil der (ersten) heimischen Filmavantgarde. Ihre Arbeiten charakterisiert unter anderem die Verwendung von Objekten und Materialien, die ambivalent besetzt sind: Talmi und Tand, schillernde Stoffe, Schmuckstücke, Spiegel, Fotos. (Der Standard)

NUR KREIDE

Wenn die Kinder den Klassenraum verlassen, erwacht auf der Schultafel ein Kreidemännchen zum Leben und tobt sich aus.

BYKETROUBLE

Eine Frau mit einem Fahrad müht sich ab einen Lift zu betreten, sowie ihn wieder zu verlassen. Ein Geschäftsmann steht ihr dabei im Weg. Aus Carola Dertnigs fortlaufender Slapstick-Serie TRUE STORIES: Wir versuchen uns in ein nicht bekanntes System zu integrieren und desto mehr wir uns bemühen, umso mehr stolpern wir über unser eigenes Verlangen nach Leistung und Perfektion.

ONE LEFT

Im Warteraum einer Arztpraxis erwarten die Patient*innen ihre Testergebnisse: die Prognose ihrer noch verbleibenden Lebenszeit.

WO ICH WOHNE

»Ich wohne seit gestern einen Stock tiefer«, sagt das Ich. Aber niemand sonst scheint diesen mysteriösen Umstand bemerkt zu haben. Susi Jirkuffs gezeichneter Film beruht auf einer Erzählung der Autorin Ilse Aichinger, die den nationalsozialistischen Terror in einer Wohnung nahe des Wiener Gestapo-Hauptquartiers versteckt überlebte. Entsprechend lässt sich der plötzliche und rational unerklärliche Abstieg von Etage vier nach ganz unten als Metapher auf die soziale Ächtung verstehen, die Aichinger, deren Mutter Jüdin war, erfuhr. Bei Jirkuff ist es eine Geschichte aus Kohle und Papier, die nach der (Un-)Sichtbarkeit vulnerabler Menschen fragt. (Eva Königshofen, Diagonale’23)

SPOT: EXPANDED ANIMATION CONFERENCE

MUSICLESS MUSICVIDEO: BRITNEY SPEARS – OOPS! … I DID IT AGAIN

In seinem Metier sollte man sich im Ton wirklich nicht vergreifen. Nachdem er sie um den Faktor Musik bereinigt hat, fettet der oberösterreichische Sounddesigner Mario Wienerroither Musikvideos und Serienintros mit realitätsgetreuen Szenengeräuschen wieder auf. Spaghetti, Erdnüssen und Zimmerpflanzen sei Dank. (Martin Macho)

ECHOS

Eines Nachts in einem Auto, irgendwo auf einem Acker in Niederösterreich: Drei junge Männer blicken auf die Lichter ihres Heimatortes hinunter, zum letzten Mal. Die Radiohead-CD hängt im Player, der sündteure Whiskey muss dran glauben, die Freundschaft eine letzte Prüfung überstehen. Zunächst verläuft alles nach Plan, doch bald gerät die Situation außer Kontrolle.

Nachdem ECHOS auf heimischen Filmfestivals bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten hatte, feierte Michael Ramsauers packendes Jugenddrama über den Versuch eines Gruppensuizids 2005 seine internationale Premiere in Cannes in der Programmreihe Semaine de la Critque.

DIE OSTFRONTSUPPEN

Die etwas andere Kochshow: In mehreren Schritten wird erklärt, wie man für den westlichen Gast gehalt- und geschmackvolle Propaganda anrührt.

NO MAN’S SON

Ein junger Mann leidet unter seinem Vater. Die Misshandlungen münden in einen gewaltvollen Akt.