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Vier kinematographische Sprechtexte von Gerhard Rühm: UNGLEICHE BRÜDER (2 min), LAUTGEDICHT (2 min), 12! ZAHLENGEDICHT (3 min) und LEVITATION (3 min).
Vier kinematographische Sprechtexte von Gerhard Rühm: UNGLEICHE BRÜDER (2 min), LAUTGEDICHT (2 min), 12! ZAHLENGEDICHT (3 min) und LEVITATION (3 min).
»Das Gedächtnis einer kleinen Nation ist nicht kleiner als das Gedächtnis einer großen, es verarbeitet daher den vorhandenen Stoff gründlicher.« (Franz Kafka)
MÉCANOMAGIE ist ein Film über das kollektive Gedächtnis einer Landschaft: dem Ardennen-Gebiet (»Éisleck«) im Norden Luxemburgs. Dem uralten Kreislauf des Säens, Wachsens und Erntens folgend, erzählt Bady Minck von der Konfrontation der Bewohner*innen und Bebauer*innen dieses von keltischen, römischen und merowinger’ Kultstätten durchzogenen Landstrichs mit der beschleunigten Wahrnehmung des Informationszeitalters. Der Titel ist geradezu programmatisch für das Kino von Bady Minck, in dem das Surreale im Alltäglichen lauert: filmische Mechaniken wie Einzelbild-Animation werden von ihr so raffiniert eingesetzt, dass es geradezu magisch anmutet. Das Gedachte wird manifest und die Traumbilder gewinnen Oberhand über das »Natürliche«.
Nach einem verunglückten Familienurlaub in Istrien landet Christoph Schwarz unverhofft bei Cousin und Musiker Matthias Peyker im ehemaligen Haus der Großeltern in Kärnten. Während Matthias in der Endphase der Arbeit an seinem neuen Album steckt, muss Christoph zwei Drehbücher fertig bekommen. Die Cousins treffen eine Abmachung: Jeder soll sich ganz in seine Arbeit vertiefen, falls nichts weitergeht, wird das Haus renoviert und die Familiengeschichte durchleuchtet. Bald erweisen sich die künstlerischen Probleme des jeweils anderen als fruchtbar für die eigene Arbeit.
Eine junge Frau steht an der Bushaltestelle. Ein Unbekannter nähert sich der Wartenden langsam aber bedrohlich. In nur wenigen Minuten Spielzeit baut Clara Stern in ihrem Kurzspielfilm WARTEZEIT eine beklemmende Ewigkeit auf und wurde dafür u.a. auf dem Caminhos Film Festival in Portugal und auf dem AASFF – Austrian American Short Film Festival in New York mit Preisen ausgezeichnet.
Kunst muss Schock! Aktionskünstler Renfah will Venedig einen Wal aufbinden: Zur Eröffnung der Biennale soll ein toter Wal am Markusplatz aufgebahrt werden, der sich in der Sonne aufbläht und Venedig mit Gedärm überzieht. Die Proteste aufgebrachter Tierschützer*innen werden dabei gleich mitinszeniert. Doppelbödige Kunstmockumentary.
Österreich und der ORF – eine Musterehe. Ein Film für alle Österreicherinnen und Österreicher, also eigentlich für ganz Österreich.
Es ist ein herrlicher Tag zum Fliegen. Doch Augen auf!
Sprachbarrieren, Heißhunger oder das falsche Sex Toy: Selbst in Theas erotischen Tagträumen ist der Weg zur Lust mit Hürden gespickt. Dass dabei die vorherrschende Geschlechterordnung genauso lustvoll zerlegt werden soll wie der Tisch, der am Ende dran glauben muss, darüber herrscht zwischen Thea und ihren Lovers Konsens. In Kollaboration mit einem spielfreudigen Cast inszeniert Marie Luise Lehner ein queeres Körperfest der Lust. – Ausgezeichnet mit dem dotdotdot Publikumspreis 2022.
Die Erkundung eines Ortes, den man Heimat nennen kann, indem man sich mit seinem innersten Selbst verbindet, nimmt die Betrachter*innen mit auf eine acht Jahre lange Reise – festgehalten in einem Kurzfilm. Die Landschaft und die Farben repräsentieren eine Utopie, während die Gedanken manchmal schmerzhaft direkte Wahrheiten verbalisieren, die alle mit dem Kampf verbunden sind, in seinem Geburtsland nicht willkommen zu sein.
mangoranges ist queere*r Tänzer*in und Multimedia-Künstler*in mit einem Schwerpunkt auf Filmarbeiten, die sich mit psychischer Gesundheit befassen. Geboren und aufgewachsen in Österreich, tanzte mangoranges viele Jahre in Championships und performte auf Bühnen in ganz Europa.
»When I was going through cancer treatment, the doctor said: Maybe this will help you lose weight.« Ein echter Brüller. Gelächter vom Band. Veronika Merklein sitzt im Wartezimmer und blättert ungerührt in einer Illustrierten, während sich Erzählungen von Depression und Kollaps nach einer Radikal-Diät auf schwarzen Folien aneinanderreihen. Für A FAT PERSON GOES TO THE DOCTOR hat die bildende Künstlerin Merklein Erfahrungen von mehrgewichtigen Menschen im Gesundheitssystem gesammelt und zu einer Videoperformance verarbeitet. Die Erzählungen verdeutlichen schmerzhaft, dass Dickendiskriminierung im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich sein kann. (…) Seine Wucht entwickelt der Film aus der immergleichen, scheinbar teilnahmslosen Vortragsweise Merkleins, durchsetzt von künstlichem Gelächter, das einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Alles nur ein Witz – solange man selbst nicht die Pointe ist. (Brigitte Theißl, an.schläge)