MY KINGDOM

»Some thirty inches from my nose | The frontier of my Person goes | And all the untilled air between | Is private pagus or demesne. | Stranger, unless with bedroom eyes | I beckon you to fraternize | Beware of rudely crossing it | I have no gun, but I can spit.«
– »The Birth of Architecture«, W. H. Auden

Debra Solomon entzückt ihre Fans seit 1995 mit Animationsfilmen, die unter so hübschen Titeln wie »Getting Over Him in 8 Songs or Less« oder »Everybody’s Pregnant« frei von der Leber weg innere Zweifel und Zerwürfnisse auf die Leinwand bringen. Gefühle, Farbe, Humor und eingängige Melodien sind das Geheimrezept, mit dem das auch noch auf äußerst unterhaltsame Weise gelingt. MY KINGDOM ist eine wenig meditative Meditation über das Bedürfnis nach persönlichem Raum und – frei nach W. H. Auden – ein Hochgesang auf die Verteidigung des persönlichen Königreichs – in der U-Bahn, im Kino, im Supermarkt, im Yoga-Studio.

M.I.A.: BAD GIRLS

Saudi-Arabien als Kulisse für verschleierte Frauen, die auf Autodächern tanzen und über den Wüstensand driften. In ihrem Musikvideo BAD GIRLS zeigt die britische Rapperin M.I.A., was sie antreibt, und provoziert die Abrechnung mit einer Welt, in der eine Frau hinter dem Steuer ein Tabu ist.

Weiterlesen: »Pure Provokation« (Sophia Lindsey, Süddeutsche Zeitung)

ONE YEAR LEASE

Als die New Yorker Brian, Thomas und Kater Casper endlich die lange gesuchte Traumwohnung beziehen können, scheint das Glück perfekt. Doch sie haben die Rechnung ohne die überaus exzentrische Vermieterin gemacht. Was von dem Jahr bleibt, das die drei unter der Fuchtel von »cat lover« Rita durchstehen, sind deren Anrufbeantworter-Nachrichten. Dass Brian Bolster zufällig Filmemacher ist und aus diesen Dokumenten alltäglichen Grauens so etwas wie eine Komödie bastelt, die ihre Komik im Stillen entfaltet, ist ein Glück für die Welt.

THE DEVICE THAT TURNED ME INTO A CYBORG WAS BORN THE SAME YEAR I WAS

Der gehörlose Künstler Chella Man erforscht in seiner Videoarbeit für das Powerhouse Museum in Sydney die komplexe Beziehung zu den Freiheiten und Einschränkungen, die für ihn Cochlea-Implantate mit sich bringen. Das Cochlea-Implantat ist eine elektronische Hörprothese, die Schwerhörigen und Gehörlosen das Hören ermöglicht. Elektroden werden in die Gehörschnecke im Innenohr implantiert und über eine Sendespule mit dem Sender und Empfänger verbunden, der außen am Kopf angebracht wird. Doch was bedeutet die Cyborg-Identität für die Identität als gehörloser Mensch?

JANELLE MONAE: PYNK (FEAT. GRIMES)

»PYNK is a brash celebration of creation. Self love. Sexuality. And pussy power! PYNK is the color that unites us all, for pink is the color found in the deepest and darkest nooks and crannies of humans everywhere«, so Janelle Monáe anlässlich des Releases ihres vierten Studioalbums DIRTY COMPUTER. Im Kleid eines verspielten R&B-Songs, der von 60s-Jazz, Funk und Synthie-Sounds durchzogen wird, servieren Janelle Monáe und Grimes in kongenialer Kollaboration mit zuckersüßer Stimme jede Menge doppeldeutige Lyrics, die Weiblichkeit und Sinnlichkeit feiern. Nur für den Fall, dass das zu subtil geraten sein könnte, hat Janelle Monáe noch ein großartiges Video in pastellfarbigem Setting gedreht, in dem sie und ihre Tänzerinnen unter anderem vulvaförmige Pluderhosen und Unterhosen mit unmissverständlicher Message tragen: We grab back!

AMBITION

Ein Tag im Leben eines jungen Künstlers, der sich nach beruflichem Erfolg und Wertschätzung sehnt, aber nur auf Frust und Gewalt stößt. Auf höchst eigenwillige Weise kreisen die intelligenten Filme des US-amerikanischen Independent-Regisseurs Hal Hartley immer wieder um die Themen Liebe und Vertrauen, Sehnsucht nach Geborgenheit und Angst vor Enttäuschung. Hartley etablierte sich in den 1990er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter des jungen unabhängigen Autor*innenfilms in den USA.

ONCE UPON A SCREEN: EXPLOSIVE PARADOX

Eine Kindheitserinnerung wird an die schattige Wand eines ehemaligen Kinos projiziert. In seinem Videoessay erzählt der Filmemacher und Filmkritiker Kevin B. Lee von der Erfahrung Oliver Stones »Platoon« zu sehen – und der Tatsache, dass sein Vater einen anderen »Platoon« gesehen hat, obwohl sie denselben »Platoon« gesehen haben. Auch seine Mitschüler haben einen anderen Film gesehen. Licht fällt durch Blätter und auf den Screen des iPads. Ein Essay über die Verquickung von Gegenwart und Vergangenheit, die sich wandelt wie ein Film, dessen Montage kontinuierlich verändert wird.

JAMMERS

Die unfreiwillig unangepassten »Jammers« Danny, Jeremy und Carol strudeln durch die Wirren der Pubertät und ecken regelmäßig bei den Highschool-Prinzessinnen »Tinas« an. Konkretes Problem: der bevorstehende Schulball. Derb-rotziger Humor kennzeichnet den Stil von Lizz Hickeys auf dem gleichnamigen Comic basierende Pilotfolge für eine TV-Serie auf Cartoon Network. Die Rolle der Cartoon-Heldin Carol spricht Hickey übrigens selbst.

SKIP DAY

Die Filmemacher*innen Ivete Lucas und Patrick Bresnan begleiten eine Gruppe afroamerikanischer High-School-Schüler*innen aus der kleinen Industriestadt Pahokee in Florida, die ihren »Skip Day« an der Küste verbringen. Am Tag nach dem Abschlussball wird traditionell geschwänzt, die ausgelassene Fahrt ist ein Übergangsritus zwischen Jugend und Erwachsensein, die ungewisse Zukunft vor ihnen. Wen wird es wohin verschlagen, welche Freund*innenschaften werden halten, welche im Sand verlaufen? Das nächste Level steht an, aber nicht heute. Wie ganz nebenbei erzählt SKIP DAY auch eine Geschichte von alltäglicher Diskriminierung, die unter die Haut geht.

DRONE BONING

Drone porn is a thing now! Ob Full-HD, Blu-ray, 3D, 4K, Google Glass oder Virtual Reality: Die Porno-Industrie zählt stets zu den Pionier*innen, wenn es neue Technologien für die eigenen Zwecke zu erproben gilt. DRONE BONING der beiden New Yorker Videokünstler Brandon LaGanke und John Carlucci aka GHOST+COW FILMS ist jedoch nicht als klassischer Pornofilm zu verstehen. Der erste Drohnen-Porno bietet mehr kritische als herkömmlich pornografische Inhalte. Nackte Menschen in schönen Landschaften bilden den Untergrund, auf dem das Musikvideo einen humorvollen Kommentar über Privatsphäre, Voyeurismus und Drohnenangriffe serviert.