ALL THOSE SENSATIONS IN MY BODY
Di 22.8.2023 20:00
Plastisch, eindringlich, multiperspektivisch: In dem hybriden Raum zwischen Dokumentarfilm und Animation, Performance und wissenschaftlicher Recherche erkunden acht bemerkenswerte Filme wie die intime Sphäre des Körpers zutiefst politisch ist. In unzureichend zugänglichen öffentlichen Räumen wie dem Gesundheitssystem oder Toilettenanlagen wird besonders deutlich, auf welche Weise Körper und Privileg zusammenhängen. Doch die Körper formieren sich zum Widerstand gegen ein weißes, patriarchales, ableistisches Gesellschaftskonstrukt, das sie für sich beansprucht. Widerständige Handlungen und Rituale der Selbstfürsorge öffnen Raum für eine Wiederbegegnung mit dem eigenen Körper. Ein wunderbares Kribbeln breitet sich aus …
Captivating observations from multiple perspectives: In the hybrid space between documentary and animation, performance and scientific research, eight remarkable recent films discuss body politics. Insufficiently accessible public spaces in particular, such as the healthcare system or toilet facilities, reveal in what ways body and privilege are connected. But bodies already form to resist a white, patriarchal, ableist social construct that claims them as their own. Resistant actions and rituals of self-care open up space for a re-encounter with oneʼs own body. Oh, what a wonderful tingling sensation when the body is liberated!
Sprachen / Languages
💬 Filme in Originalfassung mit englischen Untertiteln (bzw. in englischer Originalfassung) / Films in original version with English subtitles (respectively in English original version)
🦻 Induktive Höranlage für Träger*innen von Hörgeräten/-implantaten / Induction loop for CI and hearing aid users
Filmtalk
Camila Kater / FLESH (CARNE)
Moderation: Daniela Ingruber
Kuration
Lisa Mai
MATERIAL BODIES
Dorothy Allen-Pickard / Großbritannien 2020 / 4:30 min / OmdU (SDH)»I’d love to be able to shift to viewing my prosthetics as an accessory. I want to be able to make them look badass.« Durch die Verflechtung von Tanz und Gespräch untersucht der mehrfach preisgekrönte Kurzfilm MATERIAL BODIES auf sinnlich-cineastische Weise die Beziehung von fünf Künstler*innen zu ihren amputierten Gliedmaßen und Prothesen: Im Alltag stets eine Unterstützung wie auch Blickfänger, kann die Prothese aber auch Teil der eigenen Identität, Freund*in oder Tanzpartner*in sein – und allem voran auch ein Mittel zur Selbstentfaltung.
Credits
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SELF SURGERY
Hikari Wajima / Japan 2020 / 5:30 min / kein DialogHikari Wajima greift zu Nadel und Zwirn, um in dieser kunstfertig-ironischen Nähperformance ihre Erfahrungen im klassischen Ballett zu bearbeiten. Wie akzeptieren wir unseren Körper, unsere Haar- und Hautfarbe, Gestalt, Muskeln und unser Fett, das, was wir nicht immer ändern können?
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CELLS AND GLASS
Yuki Hayashi / Japan 2020 / 9 min / OmeURecherchen im Institut für iPS-Zellforschung und Anwendung (CiRA) der Universität Kyoto inspirierten den Videokünstler Yuki Hayashi zu einem Science-Fiction-Monolog über das Verhältnis zwischen dem Innen und dem Außen, Mensch und Tier. Protagonist des Films ist ein Glaskünstler, der sich einer Transplantation eines Organs unterzieht, das im Körper eines Schweines gezüchtet wurde. Im Krankenhaus wird er von einem Freund gebeten, nach seiner Genesung ein Gefäß aus einem Stück Fensterglas aus dessen altem Haus herzustellen. Während er das Material bearbeitet, reflektiert er über die Parallelen zwischen der Transplantation und dem handwerklichen Prozess und über die Veränderlichkeit der Aggregatzustände.
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PUSH THIS BUTTON IF YOU BEGIN TO PANIC
Gabriel Böhmer / Großbritannien 2020 / 13 min / eOFBartholomew Whisper hat ein dringendes medizinisches Problem und sucht deshalb einen Arzt auf. Zwischen Maschinen und unbeantworteten Fragen verschlechtert sich sein Zustand, aber er findet auch Schönheit darin. Der in Zürich geborene und in London lebende Künstler und Regisseur Gabriel Böhmer schafft aus Papier eine vielschichtige Abrechnung mit dem britischen Gesundheitssystem, bei der wir direkt in die Gedanken des Protagonisten hineinsehen können.
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BATHROOM PRIVILEGES
Ellie Land & Rupert Williams / Großbritannien 2019 / 5:30 min / eOFUnterschiedliche Berichte vom schwierigen Zugang zu öffentlichen Toiletten verweisen auf die geteilten Erfahrungen von marginalisierten Gruppen in unser Gesellschaft. Die Innen- und Außengestaltung öffentlicher Toiletten werden in diesem Dokumentarfilm von Ellie Land und Rupert Williams durch Animationen visualisiert und mit fantastischen Elementen versehen, um die gelebten Erfahrungen der Protagonist*innen Ben, Kemi und Emma darzustellen und den emotionalen Raum, der durch Angst und Nichtzugehörigkeit bedrängt wird.
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ALL THOSE SENSATIONS IN MY BELLY
SVE TE SENZACIJE U MOM TRBUHU
Marko Dješka / Kroatien 2020 / 13:20 min / OmeUWährend ihrer Transition sucht Matia nach einer erfüllenden Beziehung zu einem heterosexuellen Mann. Ihrer Erzählung stellt der Comiczeichner und Regisseur Marko Dješka animierte Sequenzen zur Seite, die nicht nur Matias häufige Einsamkeit treffend übersetzen, sondern auch den Humor und die Resilienz die sie aufbringt, um auch den größten Herausforderungen etwas Positives abzuringen.
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WASH DAY
Kourtney Jackson / Kanada 2020 / 10 min / eOFIn ihrem mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm WASH DAY erkundet die kanadische Filmemacherin Kourtney Jackson auf körnigem Filmmaterial, wie im Waschen der Haare und des Körpers etwas zutiefst Privates politisch ist. Schon in jungen Jahren wird Schwarzen Menschen beigebracht, dass Haare nicht einfach etwas sind, was auf dem Kopf sitzt: Sie sind ein Spiegelbild des Selbstbildes, der Gemeinschaft und der Herkunft – von der weißen Welt stigmatisiert und kriminalisiert. Während sie sich auf den Tag vorbereiten und Rituale der Körperpflege und der Selbstfürsorge vollziehen, reflektieren drei junge Schwarze Frauen über die öffentliche Wahrnehmung ihres Schwarzseins: Haarewaschen oder das Auftragen von Make-up als bedeutsame Wiederbegegnung mit dem Körper, bevor und nachdem man sich mit der Politik der eigenen äußeren Erscheinung auseinandergesetzt hat.
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FLESH
CARNE
Camila Kater / Brasilien/Spanien 2019 / 12 min / OmeUIn Unterhaltungen in der Familie und im Freundeskreis stellte die Regisseurin Camila Kater fest, dass es viele unterschiedliche Geschichten von Frauen und ihrem Körperbild gibt. Herkunft, Umfeld und Sozialisierung haben dabei ein ganz eigenes Gewicht. In ihrem Film gibt sie vielfältigen Perspektiven Raum und verleiht ihnen durch die Wahl unterschiedlicher haptischer Animationstechniken Tiefenschärfe. Fünf Porträts, die fünf Garstufen von Fleisch entsprechen – roh, blutig, rosa, halb durch und durch – und jeweils von einer anderen Animationsfilmkünstlerin in einem ganz eigenen Stil animiert wurden, greifen Geschichten von Frauen heraus, die sowohl individuell als auch exemplarisch sind. Plastisch, eindringlich, berührend.
Credits
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