GRAMMARS OF AN UTTERLY TENDER FIGHT
Carte blanche Marie Luise Lehner
Di 29.8.2023 20:00
»Grammatiken eines äußerst zärtlichen Kampfes« spürt Marie Luise Lehner an dem von ihr nicht weniger zärtlich gestalteten Kurzfilmabend nach. Nicht das eigene Werk steht im Fokus der Publikumspreisträgerin von dotdotdot 2022, sondern queeres Avantgardekino aus Österreich, dessen Akteuer*innen mit lustvollem Vergnügen Grenzen zwischen Performance, Musik und bildender Kunst ineinanderfließen lassen. Glorioses Finale: Die Österreich-Premiere von Lehners neuestem Ensemblefilm »Im Traum sind alle Quallen feucht« verspricht ein fröhliches Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern.
»Grammars of an utterly tender fight« are at the center of research in this equally tender short film program curated by Marie Luise Lehner. However, the Audience Award winner of dotdotdot 2022 does not focus on her own work, but rather on queer avant-garde cinema from Austria, whose protagonists gleefully abolish the boundaries between performance, music, and fine arts. Glorious finale: the Austrian premiere of Lehner’s latest ensemble film »In Their Dreams All Jellyfish Are Wet« which makes for a happy reunion with many familiar faces.
Sprachen / Languages
🤟 Moderation und Filmgespräch mit Gebärdensprachdolmetschung (ÖGS) / Introduction and film talk with Austrian Sign Language interpretation
💬 Filme in Originalfassung mit englischen Untertiteln (bzw. in englischer Originalfassung) und deutschen Untertiteln für gehörlose und schwerhörige Menschen / Films in original version with English subtitles (respectively in English original version) and German subtitles for the deaf and hard of hearing
🦻 Induktive Höranlage für Träger*innen von Hörgeräten/-implantaten / Induction loop for CI and hearing aid users
Filmtalk
Eva Egermann, Barbara Schuster & Cordula Thym / C-TV (WENN ICH DIR SAGE, ICH HABE DICH GERN)
Stefan-Manuel Eggenweber / VIVIEN.LIEBE.
Marie Luise Lehner & Team / IM TRAUM SIND ALLE QUALLEN FEUCHT
Tubi Malcharzik / A SEEMINGLY IMPOSSIBLE DUET
Moderation: Marie Luise Lehner & Lisa Mai
Kuration
Marie Luise Lehner
A SEEMINGLY IMPOSSIBLE DUET
Tubi Malcharzik / Deutschland 2020 / 9 min / OmdU (SDH)»I’m Not a Girl, Not Yet a Woman« (Britney Spears)
Basierend auf einer viele Jahre zurückliegenden Drag-Performance performt Tubi Malcharzik ein berührendes Duett mit einem früheren Ich – ein Duett, das niemals auf einem Foto festgehalten werden kann, aber einen Möglichkeitsraum eröffnet. Zwischen konkreten und fiktionalisierten Erinnerungen wird eine queere Kindheit neu erschaffen.
Credits
EINIGE TURNÜBUNGEN
Ashley Hans Scheirl & Ursula Pürrer / Österreich 1984 / 3 min / OmdU (SDH)Turnen, Akrobatik, römische Arena, Kostüm und Spiele, queerer Circus Maximus. Zwei in der Körpermitte zusammengeschweißt, balancieren und schweben. Gladiatorinnen der Lust. (Andrea B. Braidt)
Credits
C-TV (WENN ICH DIR SAGE, ICH HABE DICH GERN …)
Eva Egermann & Cordula Thym / Österreich 2022 / 30 min / OmeUDie Erde wurde erschüttert, das Fernsehstudio ist zerstört, C-TV geht auf Sendung: Hamster Hedi, der plüschige Talkshow-Host, empfängt Menschen mit Behinderung, die Einblick in ihren Alltag und ihre künstlerische wie politische Arbeit geben. Ein (leider!) fiktiver TV-Sender wider die Tyrannei einer heteronormativen und ableistischen Gesellschaft: radikal, repräsentationskritisch, humoristisch und barrierefrei. (Michelle Koch, Diagonale’23)
Gedichte von Ianina Ilitcheva, interpretiert in Österreichischer Gebärdensprache durch Barbara Schuster, schaffen den Rahmen für ein Stück – fiktionaler – Fernsehgeschichte, das die Power hat, die Welt zu verändern. Aus der Jurybegründung für den Diagonale-Preis Innovatives Kino, der 2023 an C-TV verliehen wurde: »We spent our time discussing how the films in our selection made us imagine better futures, new cinemas, new ways of working, and being in the world. (…) In this film, we found space and joy imagining a world where we and the world might be changed through a critical engagement with issues of disability justice through film.«
Credits
VIVIEN.LIEBE.
Stefan-Manuel Eggenweber / Österreich 2016 / 14 min / Omd/eU (SDH)»Vivien kreischt, ich jaule, Manus gurgelt«, kommentiert die nasale Roboterstimme eines Toten nüchtern den blutigen Höhepunkt. Wie es dazu kommen konnte, erzählt VIVIEN.LIEBE. als Tour de Force aktionistischer Einlagen. Reduzierte, bühnenhafte Bilder, eine irrwitzige Montage von Tönen, Stimmen, Schriftinserts, Primärfarben und 1990er-Jahre-Videoeffekten: Sunset Boulevard auf Designerdrogen. (Michelle Koch, Diagonale’17)
Credits
SUPER-8 GIRL GAMES
Ashley Hans Scheirl & Ursula Pürrer / Österreich 1985 / 3 min / OmdU (SDH)Ritzen in den Bildträgern, vor einer gemalten heiteren Himmelslandschaft spielen die beiden Filmsubjekte einander leuchtende Energievektoren zu. Der Heiligenschein/die Aura um den Körper wird zu fließendem Speichel und Schweiß. (Neda Beil)
1. Die Pfeile
2. Der Heiligenschein
3. Die Achselquelle
4. Der Blick
5. Die Mittelwelle
6. Das Geschenk
Ein Scratch-Film. (Ursula Pürrer/Ashley Hand Scheirl)
Credits
PFERDEBUSEN
Katrina Daschner / Österreich 2017 / 9 min / OmdU (SDH)In einer surrealen Montage von tierischen und menschlichen Körperfragmenten verdichtet sich Katrina Daschners PFERDEBUSEN zum sinnlich-metaphorischen Diskurs über psychosexuelle Ambivalenzen, Weiblichkeitsentwürfe, Angst-Lust-Fantasien, Begehren und Triebunterdrückung. Austausch und Berührung über Blickwechsel. Dann der Ausbruch: aus dem Bild, in die Freiheit. (Michelle Koch, Diagonale’17) – Ausgezeichnet mit dem Diagonale-Preis Innovatives Kino’17.
Credits
IM TRAUM SIND ALLE QUALLEN FEUCHT
Marie Luise Lehner / Österreich 2023 / 27 min / Omd/eU (SDH)Österreich-Premiere
Orlando versucht einen unauffälligen Besuch in der Sauna zu meistern kennt aber die Regeln nicht. Paula traut sich nicht, sich vor den anderen auszuziehen. Manu will einfach nur Kontakte knüpfen. Lauras schöner Cousin will nicht zugeben, dass er nicht schwimmen kann. Die schöne Lea schämt sich für nichts und Thea versucht, von Lauras schönem Cousin, den sie begehrt, nicht gesehen zu werden. Das jüngste Kapitel im filmischen Œuvre von Marie Luise Lehner ist ein glühendes Manifest für das Brechen von gesellschaftlichen Normen und Schamzuschreibungen und eine liebevolle Hommage an queere Körper, queere Identitäten und ein äußerst spielfreudiges Künstler*innen-Ensemble.
Credits