BADY MINCK: IM ANFANG WAR DER BLICK
Fr 21.7.2017
21:30
FILM
An der Grenze von Fiktion, Dokumentation und Experimentalfilm unterzieht Bady Minck profane Bildwelten einer Neubewertung: 1.800 Postkarten und deren glühend verkitschtes Österreich werden im 45-Minüter IM ANFANG WAR DER BLICK gewissermaßen zurück-animiert, ohne je ihrem campigen Reiz zu unterliegen. Der Dichter Bodo Hell gibt eine ruhelose Figur des Wortes, zum Soundtrack der Texte von Friederike Mayröcker und Ernst Jandl. Das erste Kapitel der Werkschau folgt der Spur der Träume und stellt Bady Mincks erstem Langfilm die Kurzfilme SEEEN SEHEN, MÈCANOMAGIE und LA BELLE EST LA BÊTE an die Seite: In atemberaubenden Montagen geht die Reise durch surreale Welten an der Schnittstelle von Zivilisation und Wildnis, von Natur und Kultur, von Mensch und Tier.
Filmtalk
Gespräch mit Bady Minck im Anschluss an das Filmscreening. Moderation: Lisa Mai.
Barrierefrei für gehörlose und schwerhörige Menschen
• Filme in Originalfassungen mit deutschen Untertiteln (HoH)
• Moderation und Filmtalk mit Übersetzung in Gebärdensprache (ÖGS)
• Induktive Höranlage für Träger*innen von Hörgeräten/-implantaten
SEEEN SEHEN
Bady Minck / Österreich 1998 / 5 min / OmdU (HoH)In einer Hochgeschwindigkeitsfahrt von 160 Ansichtskarten pro Minute werden die Zuschauer*innnen zum Soundtrack von Pulsinger & Tunakan in die Höhen und Tiefen der österreichischen Postkartenseele katapultiert. Im Stakkato-Schnitt von SEEEN SEHEN verschwimmen 800 Postkartenansichten heimischer Seen in einem hypnotischen Strudel zu einem einzigen imaginären Österreich-See.
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MÉCANOMAGIE
Bady Minck / Österreich/Luxemburg 1996 / 16 min / OmdU (SDH)»Das Gedächtnis einer kleinen Nation ist nicht kleiner als das Gedächtnis einer großen, es verarbeitet daher den vorhandenen Stoff gründlicher.« (Franz Kafka)
MÉCANOMAGIE ist ein Film über das kollektive Gedächtnis einer Landschaft: dem Ardennen-Gebiet (»Éisleck«) im Norden Luxemburgs. Dem uralten Kreislauf des Säens, Wachsens und Erntens folgend, erzählt Bady Minck von der Konfrontation der Bewohner*innen und Bebauer*innen dieses von keltischen, römischen und merowinger’ Kultstätten durchzogenen Landstrichs mit der beschleunigten Wahrnehmung des Informationszeitalters. Der Titel ist geradezu programmatisch für das Kino von Bady Minck, in dem das Surreale im Alltäglichen lauert: filmische Mechaniken wie Einzelbild-Animation werden von ihr so raffiniert eingesetzt, dass es geradezu magisch anmutet. Das Gedachte wird manifest und die Traumbilder gewinnen Oberhand über das »Natürliche«.
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LA BELLE EST LA BÊTE
Bady Minck / Österreich/Luxemburg 2005 / 3 min / kein DialogEin Traum, eine Frau, eine Zunge aus Pelz: Bady Mincks LA BELLE EST LA BÊTE operiert an der Schnittstelle von Zivilisation und Wildnis, von Natur und Kultur, von Mensch und Tier. Ein Film, der die Frage nach dem Für und Wider unserer Kultivierung aufwirft. Im Spannungsfeld zwischen dem animalischen Innen und dem zivilisatorischen Außen wird »la Belle« selbst zu »la Bête«.
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IM ANFANG WAR DER BLICK
Bady Minck / Österreich/Luxemburg 2003 / 45 min / OmdU (HoH)Man stelle sich ein Österreich-Portrait vor, gedreht von Jan Svankmajer und David Lynch. Dann bekommt man einen ersten Eindruck von Bady Mincks phantastischem Kinostück IM ANFANG WAR DER BLICK, in dem ein Schriftsteller Österreich in seinen Postkarten erforscht. Der Erzberg und Salzburg werden Landschaften zwischen Traum und Alptraum. Und die Texte, auf den Rückseiten der Karten verborgen, kommen als ein Flüstern ins Bild geschlichen: schreckliche, schmerzliche Texte, von wem auch immer geschrieben im Laufe der Zeit. Eine Spannung zwischen Bild und Text, Suspense zwischen Kultur und Landschaft. (Hans Schifferle, Süddeutsche Zeitung)
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