AUSTRIAN CINEMA: ALLES FÜR DIE KUNST
Do 25.8.2016 21:30 FILM
Eine Trivial-Pursuit-Karte verheißt einem Orakel gleich das nächste künstlerische Projekt für das Duo Christoph Schwarz und Peter Moosgaard. Der Kunstfindungsprozess führt die beiden Städter in die »Provinz«. Ein Findungsprozess der anderen Art verursacht Aufruhr im Leben eines mit dem Alltag einigermaßen überforderten Musikwissenschaftlers. Auch sonst wimmelt es von Kollaborateuren und Kontrahenten in diesen fünf neuen Filmen österreichischer Filmemacher*innen. Um die Gunst des Publikums zu erlangen, legen sie einiges an Witz und Schamlosigkeit an den Tag. Am Ende kann ohnehin niemand mehr sagen, wo die Grenze zwischen Original und Kopie verläuft.
Filmtalk
Gespräch mit Daniél Béres und Boris Popovic (LAS MENINAS), Alexander Dirninger (DIE LAST DER ERINNERUNG), Tim Ellrich (DIE BADEWANNE), Christoph Schwarz (SUPERCARGO) und Sandra Wollner (VIKTOR). Moderation: Franziska Bruckner.
Kuration
Lisa Mai
SUPERCARGO
Christoph Schwarz & Peter Moosgaard / Österreich 2015 / 25 minScreening: dOF / Streaming: OmeU
»Ideen hatte man nicht mehr selbst, Ideen fand man im Internet. Gleichgültig, welcher Geistesblitz einen traf, nach kurzer Google-Recherche war klar, es hatte längst schon jemand gemacht. Die Idee war tot, umsonst, das Original von vorgestern.«
Wie generiert man als junger Künstler Aufmerksamkeit? Peter Moosgaard, der neuen Medien überdrüssig, lässt sich durch eine Trivial-Pursuit-Frage inspirieren. Gleich melanesischen Eingeborenen, die westliche Technologien (Flugzeuge!) aus Holz nachbauten, bastelt er primitive Artefakte, sogenannte Cargos, um hiesige Fixierungen auf Objekte aufzuzeigen. Zum Beispiel einen Computer aus Astwerk. Damit aus der Idee ein Hype wird, benötigt es jedoch noch etwas mehr. SUPERCARGO, eine smarte Mockumentary, liefert das Making-of der Erfolgsgeschichte Moosgaards (die Ko-Regie übernahm Christoph Schwarz), eine ironische Analyse des Kunstbetriebs in Zeiten von Ich-AGs und Effizienzsteigerung. In Tagebuchform (Stimme: Fritz Ostermayer) gibt er preis, dass Planung nicht alles ist: Auch »b’soffene Gschichten« vermögen Eigendynamik zu entfalten. (Dominik Kamalzadeh, Der Standard)
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DIE BADEWANNE
Tim Ellrich / Österreich 2015 / 12 minScreening: dOF / Streaming: OmeU
Georg, Alexander und Niklas wollen ihrer Mutter zum 60. Geburtstag ein originelles Geschenk machen. Doch die Idee, einen Badewannen-Schnappschuss aus der Kindheit fotografisch nachzustellen, gefällt dem Ältesten, der mittlerweile in der Politik Fuß gefasst hat, gar nicht. Die Hüllen fallen und drei Brüder bleiben zurück, die in der Zwischenzeit Fremde geworden sind. Ein feuchtfröhliches Kammerspiel.
DIE BADEWANNE wurde 2016 auf dem internationalen Kurzfilmfestival von Clermont-Ferrand mit dem Prix Spécial du Jury ausgezeichnet.
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LAS MENINAS
Dániel Béres / Österreich 2016 / 16 min / OmeUNach einem strittigen Elfmeter bei einem Fußballspiel verfällt ein Schiedsrichter in tiefe Selbstzweifel. Den Madrid-Urlaub mit seiner Freundin vermag er nicht mehr entspannt zu genießen. Gedankenversunken verirrt er sich in den dunklen unterirdischen Gängen des Museo del Prado – wo er sich als Figur im titelgebenden Bild von Diego Velázquez wiederfindet. (…) Das Kunstwerk dringt in die Realität ein – die Wahrheit offenbart sich im Bild. Das Museum als Ort erkenntnisreicher Versenkung: Hier löst sich nicht nur das persönliche Dilemma des Schiedsrichters, sondern auch das seit Jahrhunderten in Malerei und Kunsttheorie diskutierte Mysterium um Velázquez’ berühmtes Werk LAS MENINAS. (Diagonale)
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VIKTOR
Sandra Wollner & Michaela Taschek / Deutschland 2015 / 9 min / OmeUSeit Wochen steht die Luft im Kongresszentrum von Baguio auf den Philippinen, in dem sich im brütend heißen Sommer des Jahres 1978 entscheidet, wer sich die kommenden Jahre Schachweltmeister nennen darf. Viktor Kortschnoi (47) und Anatoli Karpow (27) treten an, um den Titel nach Hause zu tragen. Karpow für Russland und Kortschnoi, nun ja, das ist so eine Sache …
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DIE LAST DER ERINNERUNG
Albert Meisl / Österreich 2016 / 20 min / dOFSich mit Stockhausen auskennen, aber keinen Kaffee kochen können: Der gescheiterte Musikwissenschaftler Szabo lebt im Chaos. Im Wohnzimmer seiner beengten Wohnung stapeln sich Bücher, Zeitschriften, Schallplatten, in der Küche das verkrustete, mit Zigarettenstummeln gespickte Geschirr, in seinem Kopf die unerledigten Projekte, von denen er sich Erfolg verspricht. Als der junge Musikwissenschaftler Fitzthum in diese komplexe Unordnung eindringt, um ein Notenblatt einzufordern, wird er unfreiwillig zum Assistenten des fahrigen und impulsiven Sonderlings – die vergebliche Recherche nach den Noten endet schließlich mit der Suche nach einem neuen Siphon im Baumarkt. (Diagonale)
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