MILLIONAIRES OF TIME: MELODY OF LIFE
Volkskundemuseum Wien X ethnocineca X dotdotdot
Do 13.7.2017 21:30 FILM
»Es war einmal in einer Zeit, da es noch keine Menschen gab. Alle Tiere tanzten gemeinsam und das Glück war über alle Maßen. Nur einer, der war nicht eingeladen zu dem großen Fest – das war der Frosch. In seiner Wut über die Ungerechtigkeit beging er Suizid. Danach ist nichts wie vorher, und die Melodie des Lebens wird sich verändert haben.« In ihrem Kurzfilm BALADA DE UM BATRÁQUIO verbindet Leonor Teles die Fabel mit der Lebensrealität der Roma in Portugal, das Gestern mit dem Heute. Mitten im Heute treibt die 10-jährige Valentina wie ein schelmischer Puck ihr Unwesen im Roma-Viertel Shutka in Skopje, Mazedonien. Valentina, die Augen hat, die einen zum Lachen bringen und gleichzeitig zum Weinen. Kämpfen, scheitern, träumen. Maximilian Feldmann und Luise Schröder entwerfen in ihrem Filmporträt einen zärtlichen Blick auf das Leben, der auch dessen Härte nicht ausspart.
Filmtalk
Gespräch mit Leonor Teles (BALADA DE UM BATRÁQUIO), Maximilian Feldmann und Luise Schröder (VALENTINA) im Anschluss an das Filmscreening. Moderation: Gilda-Nancy Horvath (romblog.net).
Kuration
Marie-Christine Hartig & Lisa Mai
BATRACHIAN’S BALLAD
BALADA DE UM BATRÁQUIO
Leonor Teles / Portugal 2016 / 11 min / OmeU»Es war einmal in einer Zeit, da es noch keine Menschen gab, da waren alle frei und konnten miteinander sein«, erzählt eine Stimme aus dem Off. »Alle Tiere tanzten gemeinsam und das Glück war über alle Maßen. Nur einer, der war nicht eingeladen zu dem großen Fest – das war der Frosch. In seiner Wut über die Ungerechtigkeit beging er Suizid.«
Roma und Fröschen ist gemein, dass sie nie nicht gesehen werden, nie unbeachtet bleiben. Die junge Regisseurin Leonor Teles verwebt in ihrem Film die Lebensumstände der Roma in Portugal heute mit der Erinnerung an ein Gestern. Sie bleibt keine passive Beobachterin, sondern entscheidet sich für eine eindeutige Teilnahme und Position. Als drittes Standbein etabliert sie eine aktiv angewandte Performance-Kunst, die Eintritt in die filmische Erzählung findet. Aus dem »Es war einmal« wird ein »Es ist«. »Danach ist nichts wie vorher, und die Melodie des Lebens wird sich verändert haben«, sagt die Stimme aus dem Off. (Berlinale)
Leonor Teles wurde auf der Berlinale 2016 als jüngste Preisträgerin aller Zeiten mit dem Goldenen Bären für den Besten Kurzfilm ausgezeichnet.
Credits
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VALENTINA
Maximilian Feldmann / Deutschland 2016 / 51 min / OmeU»Soll ich euch eine Geschichte erzählen?«, fragt Valentina. Valentina lebt im Kreis ihrer Großfamilie in einer Armensiedlung im Roma-Viertel von Skopje, Mazedonien. Das zehnjährige Mädchen ist ein Wildfang und eine begnadete Erzählerin. Seiner charismatischen Heldin ist der Film ein streunender Kompagnon. Über skurrile Anekdoten, surreale Tagträume und schmerzhafte Erinnerungen macht uns Valentina mit ihrer Familie bekannt: Wir beobachten Vater Asim beim Sperrmüllsammeln, Mutter Naile beim Betteln, die Schwester Ramize beim Haare flechten, den Bruder Ferdi, der nur Unsinn im Sinn hat, und den Großvater, der nur an Zigaretten denkt und manchmal furchterregende Zornesausbrüche hat. (Berlinale)
Gänzlich unaufgeregt, in sorgfältig kadrierten Schwarzweißbildern thematisieren Luise Schröder (Drehbuch, Kamera) und Maximilian Feldmann (Drehbuch, Regie) nichts weniger als das Elend und die Größe, kurz das Drama dieser Welt. VALENTINA wurde mehrfach ausgezeichnet (u.a. Baden-Württembergischer Filmpreis 2016, FIRST STEPS Award der Berlinale 2016), im Mai 2017 mit dem International Documentary Award des Wiener Dokumentarfilmfestivals ethnocineca. Der Preis wird im Rahmen der Filmvorführung an die beiden Filmschaffenden übergeben.
Credits