WHO WE ARE: TALES OF BELONGING
Hosted by Gewächshaus
Mi 21.8.2024 20:00
Ein Brief an eine verlorene Freundin, ein verregneter Tag in Favoriten, eine magische Pflanze namens Kudzu – die Filme im Programm trennen unterschiedliche Sprachen, Geographien und mehr als zwei Jahrzehnte in ihrer Entstehung und doch stehen sie im unmittelbaren Dialog miteinander. Wenn die Erzählerin in Marwa Yasins VIENNA X auf Arabisch fragt »If I asked you to imagine a place that feels like home …« erwidert das Mai Ling Kollektiv in BECOMING STICKINESS: »We learn what home means, when we leave home.« Und Nina Kusturica antwortet in DRAGA LJILJANA mit einer Busreise in ihre Vergangenheit. Dieses Kapitel des heurigen Programmschwerpunkts WHO WE ARE wird von Gewächshaus gestaltet, einem Netzwerk von und für BIPoC-Filmschaffende im deutschsprachigen Raum. Ziel ist es, die Vielfalt sowohl vor als auch hinter der Kamera zu fördern, um Geschichten aus vielfältigen Perspektiven in den Mainstream zu bringen.
A letter to a lost friend, a rainy day in Vienna’s 10th district, a magical plant called kudzu – the films in this program are separated by different languages, geographies and more than two decades in their creation, and yet they are connected in dialogue with one another. When the narrator in Marwa Yasin’s VIENNA X asks in Arabic »If I asked you to imagine a place that feels like home …«, the Mai Ling collective replies in BECOMING STICKINESS: »We learn what home means, when we leave home.« Nina Kusturica answers in DRAGA LJILJANA with a bus trip into her past. This chapter of this year’s program focus WHO WE ARE is curated by Gewächshaus, a network from and for BIPoC filmmakers in the German-speaking area. Gewächshaus aims to promote diversity both in front of and behind the camera, in order to bring diverse stories into the mainstream.
Sprachen / Languages
💬 Filme in Originalfassung mit englischen Untertiteln (bzw. in englischer Originalfassung) / Films in original version with English subtitles (respectively in English original version)
🦻 Induktive Höranlage für Träger*innen von Hörgeräten/-implantaten / Induction loop for CI and hearing aid users
Filmtalk
Nina Kusturica / DRAGA LJILJANA
Mai Ling / BECOMING STICKINESS
Marwa Yasin / VIENNA X
Moderation: Sara Hassan
Kuration
Anouk Shad, Weina Zhao, Zhameli Khairli (Gewächshaus)
DRAGA LJILJANA – LIEBE LJILJANA
Nina Kusturica / Österreich 2000 / 31 min / OmeUAcht Jahre nach ihrer Flucht nach Österreich begibt sich die in Bosnien-Herzegowina geborene Filmemacherin Nina Kusturica auf die Suche nach einer verlorenen Vergangenheit. Die titelgebende Ljiljana, an die sie ihre filmischen Briefe adressiert, ist ihre Kindheitsfreundin, die während des Krieges in Sarajevo geblieben ist. Doch sie zu finden scheint ebenso unmöglich wie das Wiederfinden der früheren Heimat. Nina Kusturicas Abschlussfilm an der Filmakademie Wien ist »ein Film über die Unmöglichkeit aus dem Exil nach Hause zurückzukehren; ein Roadmovie und ein Detektivfilm.« (Volker Heise)
Credits
VIENNA X
Marwa Yasin / Österreich 2022 / 4:10 min / OmeUAusgehend von dem Song »Vienna« von Billy Joel, der im Film auf einem Oud (arabische Laute) neuinterpretiert wird, kreiert und animiert die in Wien lebenden Illustratorin Marwa Yasin ein digitales Abbild des Reumannplatzes – ein Ort, der mit vielen negativen Stereotypen belegt ist, aber für viele Menschen eine ganz andere Bedeutung hat.
Credits
BECOMING STICKINESS
Mai Ling / Österreich 2023 / 25 min / OmeUBECOMING STICKINESS, ursprünglich als Zweikanal-Videoinstallation produziert, erforscht das Potenzial der Klebrigkeit und provoziert Ornamentalismus im Wiener Kontext durch ornamentale und invasive wandernde Menschen/Pflanzen. Der Film begibt sich auf eine sensorische Erkundung mittels Experimentieren, Kochen, Essen und Interagieren, die mit der Suche nach Kudzu beginnt, einer in Ostasien verbreiteten Pflanzenart aus der Familie der Hülsenfrüchtler. Die Erzählung gipfelt in einer kollektiven Choreografie, in der mehrere Körper miteinander verschmelzen und die Grenzen zwischen Mensch und Objekt, dekorativ und invasiv, verschwimmen.
Mai Ling, gegründet 2019 in Wien, ist ein anonymes Künstlerinnen-Kollektiv und Verein, der sich der Förderung von Dialogen über Rassismus, Sexismus, Homophobie und Vorurteile mit einem Schwerpunkt auf FLINTA* asiatischer Abstammung, Diaspora und Migrant*innenen verschrieben hat. Die Gruppe verleiht programmatisch jener Figur eine kritische Stimme, die in Gerhard Polts gleichnamigem Kabarett aus 1979 eine Reihe an bitterbösen Exotismen, Stereotypen und misogynen Übergriffen über sich ergehen lassen musste. Mai Ling stellt den westlichen heteropatriarchalen Blick und rassistische Vorstellungen in Frage, die immer wieder Stereotypen über »Asien« reproduzieren, und engagiert sich in verschiedenen Formen künstlerischer Praxis und Aktivismus.