GEHEIMNISSE EINES SOMMERS
Filmakademie Wien X dotdotdot
Fr 12.8.2016 21:30 FILM
»Guck wie melodiös ich an Wände schreib und jeden Meter nutz.« Die Reime der Poetry Slammerin Fatima Moumouni sind der Klangteppich, zu dem die Traceusen und Traceure ihre Linien durch die Stadt ziehen. Zwischen der Rückeroberung des urbanen Raums und dem Heraufbeschwören der Natur als mysteriös-magischen Ort in Hitze-flirrenden Bildern pendeln fünf neue Erzählungen der Studierenden der Filmakademie Wien. Traumgleich, schwerelos entwerfen sie das Tableau eines Sommers, in dem der Fantasie keine Grenze gesetzt ist und über die Größe der Seele – 10 cm – Gewissheit herrscht.
Sprachen / Languages
🤟 Moderation und Filmgespräch mit Gebärdensprachdolmetschung (ÖGS) / Introduction and film talk with Austrian Sign Language interpretation
💬 Filme in Originalfassung mit deutschen Untertiteln für gehörlose und schwerhörige Menschen / Films in original version with German subtitles for the deaf and hard of hearing
🦻 Induktive Höranlage für Träger*innen von Hörgeräten/-implantaten / Induction loop for CI and hearing aid users
Filmtalk
Maria Luz Olivares Capelle, Calista Berger, David Eisl, László Váncsa & Ursula Weixlbaumer / WALD DER ECHOS
Matthias Halibrand / MILCHZÄHNE
Thomas Stoklasa / SCHWERELOS
Moderation: Katharina Müller
Kuration
Lisa Mai
MILCHZÄHNE
Peter Brunner / Österreich 2013 / 9:30 min / OmdU (HoH)Eines Morgens ist es für Grisha Zeit, das Zuhause, seine jüngeren Geschwister und seine Mutter zu verlassen. Die Leere, die sein Vater hinterlassen hat, lastet zu schwer auf ihm. Während sein kleiner Bruder daran scheitert, Grisha aufzuhalten, weiß seine Mutter genau, was in solchen Situationen zu tun ist. Immerhin ist Grisha erst vier Jahre alt.
Credits
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SCHWERELOS
Jannis Lenz / Österreich 2015 / 10 minScreening: OmdU (HoH) / Streaming: OmeU
»Ich bin ein Stadtkind, geboren im Smog.« Leise und mit sehr viel Poesie erobert eine Gruppe junger Wiener Parcours-Künstler*innen den urbanen Raum ihrer Heimatstadt zurück. Immer im Hinblick auf die Frage: Wem gehört die Stadt? Begleitet werden sie dabei von den sanften Tönen der Poetry Slammerin Fatima Moumouni. Die Gruppe bewegt sich zielstrebig und zeigt ihre Form der politischen Kunst im öffentlichen Raum. Diese Intervention verfolgt ein klares Ziel und ist in ihrer Konsequenz und Sanftheit eine der notwendigsten Aktionen im Wohnzimmer der Stadt. (Jan Sebening, DOK.fest München)
Jannis Lenz kam über die Bewegungskunstform Parcours zum Filmemachen und schließlich an die Filmakademie Wien. SCHWERELOS ist seine Hommage an die Traceusen und Traceure Wiens, deren Linien er drei Jahre lang durch die Stadt folgte.
Credits
TWINNI ODER SO
Lisa Weber / Österreich 2012 / 11 min / OmdU (HoH)Sommer, Sonne, Sonnenschein draußen. Bibi, Claudia, Langeweile drinnen, im Hinterzimmer. Das Hinterzimmer gehört zur Buchhandlung und die Buchhandlung gehört Claudias Mama. Claudia hat einen Fetzen auf Mathe und darf nicht raus, Bibi hilft ihr beim Zeit Totschlagen, die Mama ist grad nicht da und soll ein Eis mitbringen. (Lisa Weber)
Dieser Film ist ein kleines Radikal-Monument. Ein paar Momente aus dem Leben zweier Mädels, denen einfach nur »urfad« ist. (…) Lisa Weber hat eine Gabe: Sie spielt ihre Figuren aus all den Zuschreibungen und Bedeutungsebenen frei und betritt damit eine Terra Incognita des österreichischen Gegenwartskinos. Den Jugendfilm. Keinen, in dem die Gefühle, Gedanken, Idiome, Milieus hinterfragt werden. Sondern einen, der einfach ist, in all seiner schnöden Alltäglichkeit und Bedeutungslosigkeit. Das Leben halt. (Markus Keuschnigg)
Credits
AUF WIEDERSEHEN SCHÖNBRUNN
Aleksey Lapin / Österreich 2015 / 17 min / OmdUEine russische Frau und ihr 6-jähriger Sohn besuchen Schönbrunn. Statt die Sehenswürdigkeit zu erkunden, sitzen sie auf der Parkbank und schreiben Postkarten. Angesichts der Nähe der Kamera verkommt der imperiale Bombast der Anlage regelrecht zur Nebensache und findet kaum Beachtung. Beim Spielen verliert der Junge dann auch die Mutter aus den Augen. Während sie ihn verzweifelt sucht, streift er gedankenversunken durch Gewächshäuser, bis ihn langsam das beklemmende Gefühl des Verlassenseins beschleicht. Mutter und Sohn wirken seltsam isoliert von der Außenwelt, fremd, kaum beachtet. Aleksey Lapin dehnt die Erzählzeit der reduzierten Handlung in langen, oft wortlosen Einstellungen, lässt die Hitze, die Langeweile und letztlich doch auch die Größendimensionen dieses Orts spürbar werden. Vor allem aber die Dauer des anstrengenden Tages – und demonstriert damit nicht nur metaphorisch, was fortschreitende Zeit bedeutet. (Diagonale)
Credits
WALD DER ECHOS
Maria Luz Olivares Capelle / Österreich 2016 / 30 minScreening: OmdU (HoH) / Streaming: OmeU
Auf der Suche nach ihren im Wald abhandengekommenen Begleiter*innen entdeckt eine Jugendliche die Leichen dreier ertrunkener Mädchen am Ufer eines Sees. Einem Wunder gleich erwachen sie wieder zum Leben. Drei Mädchen stoßen auf die im Waldsee treibende Leiche einer Teenagerin. Als sie diese begraben wollen, öffnet sie plötzlich die Augen. Figuren verschwinden und tauchen wieder auf – das Kuriosum ewiger Wiederkehr. In kontemplativen Szenen und tableaux vivants inszeniert Maria Luz Olivares Capelle einen mythopoetischen Streifzug durch den seit der Antike überlieferten Bild- und Textfundus, der Weiblichkeit, Tod und Schönheit miteinander verbindet. Ein traumhafter, unheimlicher Kurzfilm, der Natur als mysteriös-magischen Ort und zugleich als Echoraum unseres kulturellen Gedächtnisses heraufbeschwört. (Diagonale)
WALD DER ECHOS wurde auf der Diagonale 2016 mit dem Preis für den Besten Kurzspielfilm und bei VIS Vienna Independent Shorts 2016 mit dem Preis für den besten österreichischen Film ausgezeichnet.
Credits