JAPAN: IT LOOKS LIKE A JAPANESE FILM
Do 29.8.2019 20:30 FILM
Der vierte und letzte Abend der Japan-Filmreihe ist ein Heimspiel. Filme österreichischer Künstler*innen, die im Rahmen von Aufenthalten in Japan entstanden sind, fügen sich zu einem bunten Album: die Suche nach einer in die Jahre gekommenen Bondage-Fotografie, ein Tagebuch gegen Liebeskummer, J-Pop und Comicfiguren für eine bessere Welt, Mode für exzentrische Hühner, Bilder und Töne aus den Straßen von Tokio, Osaka, Hakodate und Kyoto.
Filmtalk
Josephine Ahnelt / WINTER BIENEN
Manfred Neuwirth / MANGA TRAIN
Moderation: Lisa Mai
Kuration
Lisa Mai
WINTER BIENEN
Josephine Ahnelt / Österreich 2018 / 14 min / eOFFilm als Mittel der Selbstbefragung. Josephine Ahnelt lebte 13 Monate in Japan, in 13 Kapiteln erzählt sie sehr persönlich vom gebrochenen Herzen und der darauf folgenden Aufarbeitung der Gefühle und von ihrem Leben und ihrer Arbeit in einem anderen Land mit seiner ungewohnten Kultur.
Credits
IT LOOKS LIKE A JAPANESE FILM
Sasha Pirker / Österreich 2011 / 1:30 min / eOFIn alltäglicher Routine spazieren Schulmädchen und Passant*innen durch den Regen. Zu den Handkameraaufnahmen aus einem anonymen Zimmer mit Blick auf eine Seitenstraße in Tokyo rekonstruiert Sasha Pirker den Tag: das Treffen mit einer japanischen Produktionsfirma, die lange mit Kurosawa gearbeitet hat, den Vergleich mit japanischen Filmen, der die gemeinschaftliche Stimmung gehoben hat, Normalität. »The rest of the day became history«, fährt sie fort. Es ist der 11. März 2011 – der Tag des großen Bebens.
MANGA TRAIN
Manfred Neuwirth / Österreich 1998 / 21 min / OFSumo, Sushi, Surround Sound. Bilder und Töne, gesehen und gehört in Tokio, Osaka, Hakodate und Kyoto, aufgenommen in Zügen und Gärten, auf der Straße und im Regen. Alltägliche Momente, deren akute Schönheit nur zu entdecken vermag, wer, in den Worten von Walter Benjamin, mit der geschärften Wahrnehmung des Flaneurs die Bilder sucht »wo immer sie hausen«. Das diverse Bildmaterial seines Films organisiert Manfred Neuwirth fast ausschließlich über die Tonspur – Lautsprecherdurchsagen, das Klappern von Pachinko-Kugeln, gedämpfte Stimmen, Musik aus Transistorradios oder das unablässige Donnern des Verkehrs auf einer nahen Schnellstraße – zu einem persönlichen filmischen Album: „Ein Album zum Durchblättern. Meine Assoziation zu Japan: Mit dem Herzen staunen.“
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SEHNSUCHT
AKOGARE
Edgar Honetschläger / Japan 2014 / 3 min / OF»Our love is easy.« Yukiko Ichikawa und Edgar Honetschläger in einem sehnsuchtsvollen Genderbender-Kammerspiel zu Musik von Melody Gardot.
Credits
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CHICKENSSUIT – ERNI
Edgar Honetschläger / Österreich 2005 / 7 min / OFHendl Erni ist keineswegs irritiert, dass man es in einen rotweißroten Anzug gesteckt hat. Auch das Eierlegen würde funktionieren in diesem »Chickenssuit«, den ihm Edgar Honetschläger 2005 für eine Kunstaktion in Tokio auf den Leib geschneidert hat. Die mittlerweile global patentierte Kleidung für Hühner ist eine Reflexion über die Befindlichkeit der industrialisierten Welt. Nicht der Anzug mit Tragegriff ist das Ergebnis, sondern unsere Lust auf schräge Bilder und damit zu weckende »Bedürfnisse«, selbst auf absolut Unnötiges.
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CUTECUTECUTE
Clemens Kogler / Österreich 2009 / 2 min / OmeUVor zart gemustertem Hintergrund wackeln putzige bunte Zeichentrickkreaturen rhythmisch hin und her: Schäfchen, Teddy und Hamster, Turnschuh, Penis und Doppelwhopper. »Kawaii« steht für ein ästhetisches Konzept, das Unschuld und Kindlichkeit betont und sich auf alle Bereiche der japanischen Gesellschaft ausgedehnt hat. In nur zwei Minuten, getarnt als flottes japanisches Musikvideo, dekonstruiert Clemens Kogler Niedlichkeit als eine der subtilsten Formen von Macht.
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LOVELY ANDREA
Hito Steyerl / Japan/Deutschland/Österreich 2007 / 30 min / OmeUHito Steyerl begibt sich in ihrem autobiografischen Video LOVELY ANDREA auf die Suche nach erotischen Fotografien, für die sie vor Jahren als junge Studentin in Tokyo Modell stand. Sie nimmt die Zuseher*innen dabei mit auf eine Reise durch die fremdartige Welt der japanischen Bondage-(Sub)kultur und mischt Bondage-Szenen mit Bildern von Musikvideos, Comics und Guantánamo-Häftlingen. »Ich habe angefangen mich daran zu erinnern, als ich die ersten Bilder aus Guantánamo sah«, sagt sie, »man könnte sagen, man hat es hier mit einer Art von politischem Bondage von ungeahnten Ausmaßen zu tun.«
Credits