WHO WE ARE: THE FUTURE IS ACCESSIBLE!
Hosted by Eva Egermann & Cordula Thym
Mo 26.8.2024 20:00
Ausgehend von ihrer im letzten Jahr erschienen Sci-Fi Doku Fiction »C-TV (Wenn ich Dir sage, ich habe Dich gern …)« gestalten Eva Egermann und Cordula Thym ein Kapitel für den heurigen Programmschwerpunkt WHO WE ARE, das crip-queere Zukünfte zu denken wagt, in denen Menschen mit Behinderungen nicht länger um ihre Rechte kämpfen müssen, sondern sie mit Selbstverständlichkeit genießen können. Die Beiträge handeln von ermächtigter Repräsentation und Widerständigkeit, arbeiten mit historischen Dokumenten des Widerstands, und – wenn nichts anderes mehr hilft – brachialer Satire. Um es in den Worten der Filmemacher*in RA Walden zu sagen: »eine queere, crippe Zukunft wächst im UNTERGRUND, in BRACHEN und NIEDERUNGEN (…) unter euren festlichen abendessen und euren hohen häusern, euren clubnächten und euren kunstausstellungen, brüten wir, steigern unsere kraft zahlenmäßig, formen Hybride mit unseren wurzeln, bringen Techno-Verstärkte, Ismus-Resistente SUPER-KREATUREN hervor. (…) eine queere zukunft ist eine ZUGÄNGLICHE ZUKUNFT!«
Picking up on impulses from their recently released sci-fi documentary fiction »C-TV (Wenn ich Dir sage, ich habe Dich gern …)«, Eva Egermann and Cordula Thym are curating a chapter for this year’s program focus WHO WE ARE that dares to imagine queer crip futures in which people with disabilities no longer have to fight for their rights, but can enjoy them as a matter of course. The films tell of empowered representation and resistance, work with historical documents of resistance, and – when nothing else helps – brutal satire. In the words of filmmaker RA Walden: »a queer crip future grows in the UNDERLANDS (…) under your dinner parties and your high houses, your club nights and your art shows, we are breeding, building up our strength in numbers, pleaching our roots together to form Hybrid, Techno-Reinforced, Ism-Resistant SUPER-CREATURES. (…) a queer future is an ACCESSIBLE FUTURE!«
Sprachen / Languages
🤟 Moderation und Filmgespräch mit Gebärdensprachdolmetschung (ÖGS) / Introduction and film talk with Austrian Sign Language interpretation
💬 Filme in Originalfassung mit englischen und deutschen Untertiteln für gehörlose und schwerhörige Menschen / Films in original version with English and German subtitles for the Deaf and hard of hearing
🦻 Induktive Höranlage für Träger*innen von Hörgeräten/-implantaten / Induction loop for CI and hearing aid users
Filmtalk
Eva Egermann & Cordula Thym / C-TV (WENN ICH DIR SAGE, ICH HABE DICH GERN …)
Moderation: Lisa Mai
Moderation
Eva Egermann & Cordula Thym
Kuration
Eva Egermann & Cordula Thym
NOTES FROM THE UNDERLANDS: A MANIFESTO FOR A QUEER FUTURE
RA Walden / Deutschland 2019 / 10:15 min / Ome/dU (SDH)NOTES FROM THE UNDERLANDS, entstanden als Auftragsarbeit für HAU Hebbel am Ufer, ist ein performativer Text von RA Walden zu den drängenden Anliegen der queeren Behindertenkultur. Er ist sowohl eine zukunftsorientierte Vision einer chronisch kranken, behinderten und pflegebedürftigen Utopie als auch ein dringender Aufruf zum Handeln im Hier und Jetzt. Auf schwarzem Hintergrund steht allein der Text im Vordergrund und stellt die Vorstellung in Frage, dass der Körper physisch anwesend (und nicht-behindert) sein muss, um eine Stimme zu haben.
Credits
WORLD IN ACTION: REASONABLE ADJUSTMENT
Justin Edgar / Großbritannien 2020 / 7:35 min / Ome/dU (SDH)In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren kämpften in Großbritannien Behindertenaktivist*innen in der Bewegung »Reasonable Adjustment« (RAD) gegen Margaret Thatchers rechtsgerichtete Regierung und ein diskriminierendes medizinisches Establishment. Von einigen als Terrorist*innen und von anderen als Freiheitskämpfer*innen betrachtet, umfassten ihre Aktionen eine Schießerei durch blinde Aktivist*innen während einer Live-Übertragung der BBC und den Bombenanschlag auf die U-Bahnstation Euston aus Protest gegen den Mangel an barrierefreien Transportmöglichkeiten. 2020 widmete Justin Edgar der Geschichte der RAD eine umfangreiche Ausstellung, die Dokumente, Fotografien und Videoaufnahmen aus 30 Jahren dokumentierte, für die auch dieser Film entstand.
Credits
MATERIAL BODIES
Dorothy Allen-Pickard / Großbritannien 2020 / 4:30 min / OmdU (SDH)»I’d love to be able to shift to viewing my prosthetics as an accessory. I want to be able to make them look badass.« Durch die Verflechtung von Tanz und Gespräch untersucht der mehrfach preisgekrönte Kurzfilm MATERIAL BODIES auf sinnlich-cineastische Weise die Beziehung von fünf Künstler*innen zu ihren amputierten Gliedmaßen und Prothesen: Im Alltag stets eine Unterstützung wie auch Blickfänger, kann die Prothese aber auch Teil der eigenen Identität, Freund*in oder Tanzpartner*in sein – und allem voran auch ein Mittel zur Selbstentfaltung.
Credits
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[SOUND OF SUBTITLES]
Seo Hye Lee / Großbritannien 2021 / 1:40 min / OmdU (SDH)In ihrer Videoarbeit, die im Rahmen einer Residency an der University of Salford Art Collection in Zusammenarbeit mit Vital Capacities entstand, untersucht die gehörlose Künstlerin Seo Hye Lee die feinen Nuancen zwischen Sprache und Klang. Gefundene Filmaufnahmen, die das Entstehen von Keramik zeigen, werden mit unterschiedlichen Untertiteln versehen, um zu erforschen wie sich dadurch die (Be-)Deutung der Aufnahmen verändern kann. Auf der Tonebene ist [SOUND OF SUBTITLES] durchgehend stumm, sodass die Zuschauer*innen ermutigt werden, ihre eigene Interpretation von Ton und Ereignis zu entwickeln. Unabhängig vom Hörvermögen lassen sich so individuelle, einzigartige Klanglandschaften erkunden und die Bedeutung des Zuhörens neu interpretieren.
MY HEART WILL GO ON
Lizzy Rose / Großbritannien 2018 / 1:50 min / OmdU (SDH)»Beep beep. Downstream occlusion. Sharp scratch. There is a lady next door who giggles every now and then at nothing at all. Will other people’s visitors PLEASE stop using the ward commode as a chair? Non urgent, wait and see. We’ll stay forever this way. You are safe in my heart and my heart will go on and on (and if it doesn’t beep beep beep). Normal pulse range 60-100 beats per minute. Normal respiratory rate 12-20 breaths per minute.« – Die britische Künstlerin Lizzy Rose dokumentiert und publiziert in vielfältigen künstlerischen Arbeiten die Erkrankung, die ihr Leben begleitet.
WHOSE VOICE IS IT ANYWAY?
Kate Caryer / Großbritannien 2022 / 5 min / OmdU (SDH)Die Künstlerin und Performerin Kate Cryer (u.a. Gründungsmitglied von Unspoken Project) gibt ihr Debüt als Filmregisseurin und Drehbuchautorin mit dieser von schwarzem Humor durchtränkten Mockumentary über zwei 40-jährige Frauen: Lottie und Charlie, die beide mit athetotischer Zerebralparese leben, feiern jeweils ihren 40. Geburtstag mit Familie und Freund*innen. Ihr Lebensumfeld könnte jedoch nicht unterschiedlicher sein. In zwei pointierten Momentaufnahmen werden in dieser bissigen Satire diverse Klischeewahrnehmungen von behinderten Menschen entlarvt.
Credits
C-TV (WENN ICH DIR SAGE, ICH HABE DICH GERN …)
Eva Egermann & Cordula Thym / Österreich 2022 / 30 min / OmeUDie Erde wurde erschüttert, das Fernsehstudio ist zerstört, C-TV geht auf Sendung: Hamster Hedi, der plüschige Talkshow-Host, empfängt Menschen mit Behinderung, die Einblick in ihren Alltag und ihre künstlerische wie politische Arbeit geben. Ein (leider!) fiktiver TV-Sender wider die Tyrannei einer heteronormativen und ableistischen Gesellschaft: radikal, repräsentationskritisch, humoristisch und barrierefrei. (Michelle Koch, Diagonale’23)
Gedichte von Ianina Ilitcheva, interpretiert in Österreichischer Gebärdensprache durch Barbara Schuster, schaffen den Rahmen für ein Stück – fiktionaler – Fernsehgeschichte, das die Power hat, die Welt zu verändern. Aus der Jurybegründung für den Diagonale-Preis Innovatives Kino, der 2023 an C-TV verliehen wurde: »We spent our time discussing how the films in our selection made us imagine better futures, new cinemas, new ways of working, and being in the world. (…) In this film, we found space and joy imagining a world where we and the world might be changed through a critical engagement with issues of disability justice through film.«
Credits