NOEMA

Christiana Perschon / Österreich 2014 / 29 min
Screening: OmdU (HoH) / Streaming: OmeU

»In der Nacht, wenn ich manchmal ein paar Stunden wach bin, dann sehe ich so viel. Ich mach‘ oft die Augen zu, auch am Tag, um zu sehen was ich inwendig sehe.« (Tatjana Gamerith)

Die 93-jährige Malerin Tatjana Gamerith verliert langsam ihr Augenlicht. Ihre Linienführung verläuft nun intuitiv und mehr aus der routinierten Hand als über das Sehen, da sie ihren Blick nicht mehr auf einen Punkt konzentrieren kann. Blicke werden zu Berührungspunkten, wenn die Kamera Gesten der Malerin einfängt. NOEMA spielt mit Wirklichkeitsvorstellungen und markiert Sinneseindrücke. Grenzen des Abbildbaren und des Imaginären werden dabei unscharf gezeichnet und verschwimmen. Die Brüchigkeit von Realität und Zeit wird spürbar.

Christiana Perschon wurde für ihr einfühlsames und visuell bestechendes Dokuporträt 2014 auf dem Kurzfilmfestival Vienna Independent Shorts mit gleich drei Auszeichnungen geehrt: dem Wiener Kurzfilmpreis für den besten österreichischen Film, dem Preis der Jugendjury und dem Publikumspreis. 2017 wurde NOEMA mit dem Publikumspreis von dotdotdot ausgezeichnet.

christiana.perschon.at

Credits

Mitwirkende Tatjana Gamerith Konzept Christiana Perschon Bildgestaltung Christiana Perschon Montage Christiana Perschon Ton Christiana Perschon Sound Design Peter Utvary Produktion Christiana Perschon

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O! FORTUNA! I-VI

Karin Berger / Österreich 2017 / 12 min / dOF

Sechs Miniaturen folgen der Entwicklungsgeschichte von Karin Bergers Tochter in dokumentarischen Bildern und pointierten Bildmetaphern. Ein herrlich selbstironischer, auf die donnernden Klänge der »Carmina Burana« abgestimmter Blick auf Widersprüche und Absurditäten, die das Mutterdasein zwischen Liebe und Selbstverwirklichung mit sich bringt, und nicht zuletzt auf die heikle Frage nach der Weitergabe weiblicher Rollenbilder. (Diagonale)

www.karinberger.at

Credits

Mitwirkende Karin Berger Konzept Karin Berger Bildgestaltung Karin Berger Montage Karin Berger Sound Design Emanuel Friedrich Produktion Karin Berger

KOMMT EIN SONNENSTRAHL IN DIE TIEFKÜHLABTEILUNG UND WEICHT ALLES AUF

Lisa Weber / Österreich 2010 / 8:50 min / OmeU

Kaffee am Morgen, danach Turnübungen im Garten, am Nachmittag fernsehen. Mit fürsorglicher Apathie leben Heidi und Harry aneinander vorbei. Doch für die seltsame Traurigkeit, die sich über den Alltag legt, gibt es vielleicht auch einen Grund. Lisa Webers Kurzspielfilm, der im Wettbewerb der Kurzfilmtage Oberhausen gezeigt und mit dem Österreichischen Kurzfilmpreis ausgezeichnet wurde, ist eine zurückhaltend liebevolle Betrachtung eines Miteinanders. In den Hauptrollen: die eigenen Großeltern. Drei Jahre später nahmen Oma und Opa übrigens auch die tragenden Rollen in Lisa Webers mehrfach preisgekröntem Dokumentarfilm SITZFLEISCH ein, in dem die Enkelin mit den Großeltern ans Nordkap reist.

Credits

Schauspiel Harald Schönböck & Heidemarie Schönböck Drehbuch Lisa Weber Bildgestaltung Mark Gerstorfer Montage Lisa Weber Ton David Seitz Produktion Lisa Weber

FAMILIENURLAUB

Kurdwin Ayub / Österreich 2012 / 22 min / OmeU

Bilder einer Reise in den Irak: Der Vater singt am Straßenrand. Schnitt. Schwester Tanya auf dem Laufband. Schnitt. In 17 Szenen lässt uns Kurdwin Ayub am titelgebenden Familienurlaub teilhaben. Wenn die Mutter bei der Erinnerung an Bagdad in Tränen ausbricht oder der Vater – ungeachtet anderer Meinungen – vom unbedingten Aufschwung Kurdistans schwärmt, vermischt sich Persönliches mit politischer Aktualität. Dazwischen: Alltag, Fadesse und inszenierte Spielszenen mit den Geschwistern – Miniaturfilme im Film. Ein wunderbar bunt irisierendes Kaleidoskop der Normalität. (Diagonale)

Credits

Mitwirkende Kurdwin Ayub Konzept Kurdwin Ayub Bildgestaltung Kurdwin Ayub Montage Kurdwin Ayub Ton Kurdwin Ayub Produktion Kurdwin Ayub

MUSIK

Stefan Bohun / Österreich 2014 / 38 min / dOF

Ein korrupter Beamter, der eigentlich nur raus will – aus Job, Routine und Abwärtsspirale. Und stattdessen etwas ganz anderes möchte, so etwas wie Musik. In einer heiter-tragischen Gratwanderung zwischen Absurdität und entwaffnendem Realismus erzählt Stefan Bohun von einem liebenswerten Realitätsverweigerer, der ausgerechnet in der pubertierenden Freundin seiner Tochter eine glühende Bewunderin findet. (Diagonale)

MUSIK widersetzt sich der Gleichsetzung von gesellschaftlichem Scheitern – Scheidung, Pfändung, Korruption – und persönlicher Niederlage. »Was bist du für ein Opfer?« wird Andreas von seiner Tochter abgemahnt – und wächst als latent anarchischer Verweigerer der Selbstaufgabe über sich selbst hinaus. Mit feinem Gespür für die richtige Balance zwischen Tragik und Komik und präzise gesetzte Pointen begeisterte Stefan Bohun die Jury der Diagonale 2014, die MUSIK mit dem Preis für den besten Kurzspielfilm auszeichnete.

Credits

Schauspiel David Oberkogler, Pia Sekerlioglu, Anna Suk & Lilo Hohenberger Drehbuch Stefan Bohun Bildgestaltung Klemens Hufnagl Montage Christoph Loidl Ton Hjalti Bager-Jonathansson Sound Design Hjalti Bager-Jonathansson Produktion David Bohun & Philipp Grandits Hochschule Filmakademie Wien

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G_GIRLS (GINNY/GRACIE)

Susi Jirkuff / Österreich 2015 / 11 min / eOF

Ginny und Gracie: zwei Miniaturen über zwei jugendliche Mädchen, miteinander lose verbunden durch ein Telefonat. Die Mädchen treten nicht als Figuren in Erscheinung, sondern werden ausschließlich über Dialoge und animierte Lebensräume skizziert: graue architektonische Bleistiftzeichnungen einer Plattenbausiedlung auf der einen, breitpinselige Rotoskopien einer besseren Wohngegend in gedeckten Braun-Grau-Tönen auf der anderen Seite. Zwei Welten, die sich ähneln, ohne gleich zu sein, und deren äußere Realität mit den Träumen und Bedürfnissen der Mädchen kollidiert. Zwei ästhetisch abstrahierte Milieuzeichnungen, die nicht soziologisch präzise, dafür jedoch poetisch verdichtend zwei ganze Leben aufmachen – und von denen man sich wünscht, sie würden auf eine unbestimmte Anzahl weiterer Menschen, Leben, Gegenden treffen. (Diagonale)

Credits

Drehbuch Susi Jirkuff Animation Susi Jirkuff Bildgestaltung Susi Jirkuff Montage Susi Jirkuff Sound Design Michael Schreiber Produktion Susi Jirkuff

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SATELLITES

Karin Fisslthaler / Österreich 2012 / 7 min / kein Dialog

SATELLITES zeigt Bilder eines rätselhaften, auf der Videoplattform YouTube verbreiteten Ohnmachtsrituals unter Jugendlichen. Im Mittelpunkt stehen die Pose, Geste und Berührungen. Körper werden aus dem »entkörperlichten« Raum des Internets herausgelöst und in den sozialen Kontext des Kinos eingebettet. (Crossing Europe)

Credits

Konzept Karin Fisslthaler Montage Karin Fisslthaler Sound Design Andreas Kurz & Karin Fisslthaler Produktion Karin Fisslthaler

KATZENJAMMER

Kurdwin Ayub / Österreich 2011 / 4:30 min / dOF

Schaulust im YouTube-Zeitalter: Lasziv aber unsicher argumentiert Kurdwin Ayub mit Wort und Körper, den Blick immer wieder direkt in die (Computer-)Kamera gerichtet. Wir schauen zurück, stellvertretend für den Adressaten und Millionen Internet-User*innen. Das Private hat den Privatraum längst verlassen. (Diagonale)

In halb flehentlichen Sätzen bemüht sich Kurdwin Ayub darum, den imaginären Adressaten des Videos – offensichtlich der Ex-Boyfriend – noch einmal in den Bann zu ziehen. Eingeklemmt zwischen den archetypischen Bildern »unschuldiges Mädchen« und »verführerische Femme fatale« macht Ayub dabei das Unbehagen, aber auch die Komik, die sich aus den Reibungsflächen zwischen den beiden Vorstellungen von Weiblichkeit ergeben, durch ihr ungelenkes und zögerliches Verhalten deutlich. (Alexandra Seibel)

Credits

Schauspiel Kurdwin Ayub Konzept Kurdwin Ayub Montage Kurdwin Ayub Produktion Kurdwin Ayub

SCHWITZEN

Iris Blauensteiner / Österreich 2014 / 30 min / dOF

Pumpender Sound, menschenleere Weinviertler Weite: Sommerferien, Provinz, Langeweile. Zwei Mädchen im Teenager-Alter sinnieren über ihre Zukunft und schlagen die Zeit tot. Genervt von der Wiederkehr des Immergleichen, kanalisieren sie ihre adoleszenten Unsicherheiten in spontanen Aggressionsausbrüchen. Im YouTube-Stream laufen dazu gefilmte Grauslichkeiten der Lebendtierfütterung: Hier wie dort regiert das Gesetz des Stärkeren. Im wunderschön fotografierten Vakuum eines klar abgesteckten Dorfkosmos konfrontiert Iris Blauensteiner ihre Protagonistinnen mit den unvermeidbaren Weichenstellungen des Erwachsenwerdens – und damit auch mit der erstmals im Raum stehenden längeren Trennung der Freundinnen. Coming-of-Age zwischen Möchtegerngangster-Attitüde, Disco und behutsamer Suche nach Identität. (Diagonale)

www.irisblauensteiner.com

Credits

Schauspiel Michelle Lechner, Agnes Wilfinger, Wiltrud Schreiner, Felix Lenz, Jakob Hofer & Anika Böhm Drehbuch Iris Blauensteiner Bildgestaltung Carolina Steinbrecher Montage Linda Reif Ton Simone Pischl Sound Design Andreas Pils Musik Gudrun von Laxenburg, Yann Minz, Missue & mice on scene Produktionsleitung Daniela Praher Produktion Daniela Praher Filmproduktion

ERDBEERLAND

Florian Pochlatko / Österreich 2012 / 35 min / dOF

Smells like teen spirit – in der Steiermark. Nisti und Resi, das war einmal. Dennoch läutet schon wieder Resis iPhone – und klar, der Nisti ist’s. Irgendwo zwischen Komasaufen und Onanieren, Blickwechseln und Eifersucht, Gruppendruck und selbstverordneter Idiotie, Drill im Turnsaal und Zerstörungslust, Todessehnsucht und dem Rausch der Geschwindigkeit, irgendwo dazwischen muss doch Platz sein für die unentdeckten Held*innen dieser Welt. Da avanciert selbst der TV-Seelsorger (Schlagerstar Waterloo in einem pointierten Gastauftritt im eigenwilligen Westernlook) zur moralischen Instanz: »Du hast nur das eine Leben, merk dir das.«

Credits

Schauspiel Sophie Derntl, Kaja Zitter, Raphael Gruber, Daniel Fadinger, Patrick Fadinger, Patrick Nistelberger, Resi Reiner, David Valentek, Martina Zinner, Juliette Eröd, Margarete Thiesel, Werner Herzog, Hans Kreuzmayr & Michael Lackner Drehbuch Florian Pochlatko Bildgestaltung Serafin Spitzer Montage Roland Stöttinger Ton Simon Spitzer Sound Design Christian Obermayr Produktionsleitung Bernadette Pausackl Produktion Florian Pochlatko Hochschule Filmakademie Wien

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